Kurz nach seinem Urteil: "Man wird immer gscheiter"
Es waren zwölf lange Prozesstage mit dubiosen russisches Zeugen, ehemaligen Finanzministern im Zeugenstand und viel Hick-Hack zwischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft und Verteidigung.
Am vorläufigen Ende stehen Schuldsprüche: acht Monate bedingt für Sebastian Kurz, sechs für seinen ehemaligen Kabinettchef Bernhard Bonelli.
"Der ganze Prozess hat natürlich eine starke politische Komponente", sagte Kurz am Montag bei PULS 24 Infochefin Corinna Milborn.
"Der Richter trifft seine Entscheidung - das ist legitim". Er wolle das nun aber die Rechtsmittel ausschöpfen, die ihm zur Verfügung stehen.
"Ungerechtes" Urteil, auch wegen des "Settings"
Er empfindet das Urteil jedoch als "ungerecht" - auch wegen des "Settings", in dem die nun verurteile Falschaussage passiert ist: im U-Ausschuss. "Wenn Sie unterbrochen werden, wenn unterstellt wird. Einfach wie sich das alles abspielt, mit Zwischenrufen und Co.".
Nach stundenlangen Befragungen würde es jedem passieren, dass das ein oder andere Detail fehle. "Wenn man diesen Maßstab anlegt, findet man bei vielen etwas". Er hoffe nun aber "auf die nächste Instanz", dass das Urteil bei einer Neuauflage anders aussehen würde.
- Mehr lesen: Kurz nach Schuldspruch - "Sehr ungerecht"
Kurz wegen Falschaussage schuldig gesprochen
PULS 24 Reporter Paul Batruel berichtete am Freitag vom Wiener Straflandesgericht.
Kurz würde es anders machen
"Man wird immer gscheiter im Leben". Wäre er noch einmal in der Situation, würde er sich anders darauf vorbereiten. Kurz stört, dass er bestraft wurde, obwohl er damals im U-Ausschuss versucht hätte, "einfach die Fragen zu beantworten". Sein Ziel sei weder eine Falschaussage noch ein Verfahren gewesen.
"Jeder, der nicht hingeht oder dort sagt: 'Ich kann mich nicht erinnern'", würde besser aussteigen, meinte er. Denn "anscheinend werden all jene, die das so machen, nicht verfolgt". Das sei auch nicht im Sinne des U-Ausschusses, glaubt er.
Kurz' Russen-Zeugen: Schmid eine Falle gestellt?
Besonders kurios waren für Prozess-Beobachter zwei russische Zeugen. Dass Schmid mit ihnen eine "Falle gestellt" worden sei, könne Kurz "ausschließen". Doch es sei die Aufgabe eines Verteidigers, entlastendes Material auch zu verwenden.
Kurz zweifelt im PULS 24 Interview wiederholt an der Glaubwürdigkeit von Thomas Schmid. Er kenne viele Leute, die sowohl Bonelli als auch Schmid persönlich kennen und die würden sagen: "Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass der Bernhard Bonelli verurteilt wird und der Thomas Schmid ein glaubwürdiger Zeuge ist", meinte der Ex-Kanzler.
"Showdown in der ersten Runde"
Kurz meint des Weiteren, dass in den Verfahren gegen ihn versucht würde, "etwas gegen mich zu finden". Bei dem nun zu Ende gegangenen Falschaussage-Prozess könne man von einem "Showdown in der ersten Runde", meinte Kurz.
"Der Aufwand, der da betrieben wird", das sei wohl nicht bei jedem gleich, zweifelte er. Wie es jetzt weitergeht? "Ich kann nur die juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, die ich habe".
Zusammenfassung
- Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist am Freitag nicht rechtskräftig zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt worden.
- "Sehr ungerecht", urteilte Kurz direkt nach dem Prozess. Am Montag legte er bei PULS 24 nach.
- Er spricht von einem "Showdown in der ersten Runde".