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Russland intensiviert Angriffe auf Kiew

Russland hat nach Angaben der Ukraine die zweite Nacht in Folge Kiew mit Drohnen angegriffen und den Beschuss der ukrainischen Hauptstadt damit nach einer mehrwöchigen Pause wieder intensiviert. Kiew sei in Wellen und aus verschiedenen Richtungen angegriffen worden, so der Leiter der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko. Ukraines Armee gelang es offenbar, russische Streitkräfte am von Russland kontrollierten Ostufer des Flusses Dnipro mehrere Kilometer zurückzudrängen.

Die vorläufigen Schätzungen schwankten "zwischen drei und acht Kilometern", je nach der Beschaffenheit und Geografie des Ufers, erklärte Armeesprecherin Natalia Gumenjuk am Sonntag im ukrainischen Fernsehen. "Der Feind setzt sein Artilleriebeschuss auf dem rechten Ufer fort", erklärte Gumenjuk. Die Ukraine schätze die Zahl der russischen Soldaten in dem Gebiet auf "mehrere Zehntausend". "Wir haben noch viel Arbeit vor uns", betonte die Sprecherin. Sollten sich die Berichte über den ukrainischen Vorstoß bestätigen, wäre dies der größte Erfolg der Ukraine gegen die russischen Streitkräfte seit mehreren Monaten.

In Kiew gab es mehrmals Alarm vor Luftangriffen. Opfer oder Schäden an der kritischen Infrastruktur habe es ersten Berichten zufolge nicht gegeben, schrieb Popkoam am Sonntag in der Messaging-App Telegram. Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, 15 von 20 Shahed-Kamikaze-Drohnen aus iranischer Produktion über den Regionen Kiew, Poltawa und Tscherkassy zerstört zu haben.

Am Samstag hatte das ukrainische Energieministerium erklärt, nach einer russischen Angriffswelle sei in mehr als 400 Orten des Landes der Strom ausgefallen. Vor allem im Süden um die Hafenstadt Odessa und im Südosten im Gebiet Saporischschja seien Stromnetze beschädigt worden. Der Luftwaffe zufolge dauerten die Angriffe von Abend bis in die frühen Morgenstunden. Russland habe 38 Shahed-Drohnen abgefeuert, von denen 29 abgeschossen worden seien.

Im vergangenen Winter hatte Russland mit Hunderten Raketen und Drohnen die Infrastruktur der Ukraine ins Visier genommen. Millionen Menschen mussten daraufhin in der Kälte ohne Strom, Heizung und Wasser auskommen. Heuer war der Herbst auch in der Ukraine ungewöhnlich mild. Angesichts der nun sinkenden Temperaturen haben die Behörden die Bevölkerung und die Wirtschaft aber vor den Folgen neuer russischer Angriffe gewarnt.

Das britische Verteidigungsministerium erklärte unterdessen in seinem täglichen Bericht, dass Russland ein altes Aufklärungsflugzeug zum Einsatz könnte. "Russland erwägt wahrscheinlich, den Höhenaufklärer M-55 Mystic B aus Sowjetzeiten wieder einzusetzen", teilte das Ministerium in London am Sonntag mit. Das Flugzeug sei zuletzt für geowissenschaftliche Forschung eingesetzt worden. Es sei aber beobachtet worden, wie es eine militärische Aufklärungskapsel getragen habe, die für den Einsatz in russischen Kampfflugzeugen entwickelt worden sei.

ribbon Zusammenfassung
  • Russland hat nach Angaben der Ukraine die zweite Nacht in Folge Kiew mit Drohnen angegriffen und den Beschuss der ukrainischen Hauptstadt damit nach einer mehrwöchigen Pause wieder intensiviert.
  • Ukraines Armee gelang es offenbar, russische Streitkräfte am von Russland kontrollierten Ostufer des Flusses Dnipro mehrere Kilometer zurückzudrängen.
  • Die Ukraine schätze die Zahl der russischen Soldaten in dem Gebiet auf "mehrere Zehntausend".