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Russland droht Großbritannien mit Bombardierung von Schiffen

Nach Warnschüssen und Bombenabwürfen zur Abschreckung eines britischen Kriegsschiffs im Schwarzen Meer hat Russland andere Staaten vor dem Einfahren in russische Hoheitsgewässer gewarnt.

Der Vorfall mit dem britischen Zerstörer "HMS Defender" vor der Küste der Halbinsel Krim sei ein "ernster Moment", sagte Vize-Außenminister Sergej Rjabkow am Donnerstag laut Agentur Interfax. Russland werde seine territoriale Integrität notfalls auch militärisch verteidigen.

"Wir können an den gesunden Menschenverstand appellieren, die Einhaltung des Völkerrechts fordern, und wenn das nicht funktioniert, können wir bombardieren", sagte Rjabkow am Donnerstag. In Zukunft würden Bomben bei britischen Schiffen "nicht nur auf ihren Weg, sondern auch auf das Ziel" abgeworfen. In Moskau wurde die britische Botschafterin Deborah Bronnert vorgeladen.

Rjabkows Aussagen bezogen sich auf die russische Darstellung, bei dem Vorfall am Mittwoch im Schwarzen Meer sei das britisch Kriegsschiff HMS "Defender" bis zu drei Kilometer tief in russische Gewässer eingedrungen. Demnach drehte es erst nach Warnschüssen und Bombenabwürfen bei. Großbritannien hat die Darstellung zurückgewiesen und insbesondere Warnschüsse und Bombeneinsätze dementiert. Zwar habe es Schüsse gegeben, doch das Feuer sei Teil einer zuvor angekündigten russischen Militärübung gewesen. Außerdem sprachen die Briten von einer "harmlosen Durchfahrt" durch ukrainische Gewässer.

Premierminister Boris Johnson erklärte am Donnerstag, der Zerstörer habe sich rechtmäßig in internationalen Gewässern bewegt. Der wichtige Punkt sei, dass Großbritannien Russlands Annexion der Krim nicht anerkenne. "Das sind ukrainische Gewässer, und es war vollkommen richtig, sie zu nutzen, um sich von A nach B zu bewegen." Außenminister Dominic Raab nannte die russische Darstellung "erwartungsgemäß ungenau".

Umweltminister George Eustice bekräftigte die Darstellung Londons am Donnerstag gegenüber dem Sender Sky News. Es habe sich um eine russische Militärübung gehandelt, sagte er. Dies komme in der Region um die von Russland annektierte Halbinsel Krim häufiger vor, man sei von Moskau im Voraus darüber informiert worden.

Berichte britischer Reporter an Bord des Schiffs legen freilich ebenfalls gezielte Warnschüsse nahe. So meldete ein Journalist der Zeitung "Daily Mail" an Bord, die russische Küstenwache habe Warnschüsse angedroht, falls die "Defender" nicht abdrehe. Gut ein Dutzend russische Kampfjets seien über das Kriegsschiff hinweg gejagt, und die Küstenwache habe Schüsse abgegeben.

Der Kreml beklagte am Donnerstag eine "bewusste und vorbereitete Provokation" durch Großbritannien. "Wir halten solche Handlungen für unzulässig und nicht im Einklang mit internationalem Recht", sagte Präsidialsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Das russische Militär und der Grenzschutz würden in Bezug auf derartige Provokationen auch künftig eine "ziemlich harte Position" einnehmen.

Russland hat die Halbinsel Krim 2014 von der Ukraine annektiert und betrachtet Gebiete um die Küste dort als russische Gewässer. Westliche Länder sehen die Krim indes weiter als Teil der Ukraine und lehnen Russlands Anspruch auf die Gewässer ab. Militärexperten erklärten, unabhängig von dem tatsächlichen Hergang bedeute der Zwischenfall eine Zuspitzung des Streits zwischen dem Westen und Russland über die Seewege. Die Beziehungen speziell zwischen Großbritannien und Russland sind besonders seit dem Giftanschlag 2018 auf den früheren russischen Agenten Sergej Skripal in der südenglischen Stadt Salisbury angespannt.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach Warnschüssen und Bombenabwürfen zur Abschreckung eines britischen Kriegsschiffs im Schwarzen Meer hat Russland andere Staaten vor dem Einfahren in russische Hoheitsgewässer gewarnt.
  • Der Vorfall mit dem britischen Zerstörer "HMS Defender" vor der Küste der Halbinsel Krim sei ein "ernster Moment", sagte Vize-Außenminister Sergej Rjabkow am Donnerstag laut Agentur Interfax.
  • Es habe sich um eine russische Militärübung gehandelt, sagte er.