Roter DJ-Auftritt bei Burschenbund-Party ohne Polit-Folgen
"Ich habe an diesem Tag eine falsche Entscheidung getroffen, für die ich um Verzeihung bitte", so Binder. Seit er sich politisch engagiere, trete er gegen Rechtsextremismus und Deutschnationalismus auf. "Der Burschenbundball steht als Veranstaltung für diese Ideologien, und ich habe an diesem Tag verabsäumt, eine unmissverständliche Trennlinie zu ziehen." Als Wiedergutmachung machte er dem Bündnis "Linz gegen rechts", das alljährlich die Gegendemo zum Burschenbundball organisiert, das Angebot, bei der nächsten Demonstration "als unmissverständliches Zeichen, auf wessen Seite ich hier stehe" als DJ zur Verfügung zu stehen. Außerdem werde er einen "namhaften Betrag" an das Bündnis spenden.
Lindner betonte in der Aussendung: "Unwissenheit schützt nicht vor Konsequenz." Daher sei eine Übereinkunft gefunden worden, "die deutlich zeigt, dass es in der SPÖ OÖ eine klare Haltung gegen Deutschnationale und rechtsextreme Netzwerke gibt."
Samstagabend fand im Linzer Palais Kaufmännischer Verein der Burschenbundball statt, zu dem unter anderem die deutschnationale Burschenschaft Arminia Czernowitz einlädt. Zu Gast waren neben dem oberösterreichischen Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner, Landesrat Günther Steinkellner und dem Linzer Stadtrat Michael Raml auch die Salzburger Landeshauptmannstellvertreterin Marlene Svazek und der Salzburger Landesrat Martin Zauner (alle FPÖ).
Tradition hat eben nicht nur der Ball, sondern auch besagte Gegendemo und laute Kritik im Vorfeld. Die SPÖ sieht in dem Ball - ebenso wie Grüne und die Demo-Veranstalter "Linz gegen rechts" - eines der größten Vernetzungstreffen der extremen Rechten in Europa und kritisiert zudem, dass die Veranstaltung unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) steht. Und: Die Landes-SPÖ ist ebenso wie mehrere weitere SPÖ-Organisationen sogar Teil des Bündnisses "Linz gegen rechts".
Umso mehr verwunderte es, dass die After-Party nicht nur im Lokal eines SPÖ-Gemeinderats stattfand, sondern auch der SPÖ-Landtagspräsident persönlich für Musik sorgte. Er sei schon vor längerer Zeit gefragt worden, ob er für eine Geburtstagsparty in dem Lokal auflegen könne, so Binder am Montag. Erst später sei er gefragt worden, ob es okay sei, wenn ein paar Leute vom Burschenbundball auch in das Lokal kommen - es dürften 50 bis 60 gewesen sein. Dass die Feier auf der Website des Balls als offizielle Afterparty angekündigt war, sei ihm aber nicht klar gewesen, denn diese sei zunächst in einem anderen Lokal geplant gewesen und dann offenbar in jenes des SPÖ-Gemeinderats verlegt worden.
Nachdem ÖVP und Grüne schon am Montag von einer Doppelmoral" und einem "ziemlich absurden Bild" der SPÖ sprachen, erhielt Binder am Dienstag Rückendeckung vom politisch entgegengesetzten Lager. In einem offenen Brief kommentiert der Präsident des Burschenbundballs, der frühere freiheitliche EU-Abgeordnete Franz Obermayr-Schreiber, die Aufregung mit "Geht's eigentlich noch". Sollte man sich nicht "darüber freuen, dass Menschen mit mutmaßlich unterschiedlichen politischen Einstellungen miteinander tanzen, Musik hören und ein Glas trinken", sieht er darin ein Gegenstück zur derzeit "zunehmenden Spaltung unserer Gesellschaft". Die in Oberösterreich im Landtag vertretene MFG meinte: "Wie zu Corona-Zeiten: SPÖ und Co fordern Gesinnungs-Apartheid in der Gastronomie."
Zusammenfassung
- Peter Binder, der Dritte Landtagspräsident in OÖ, hat sich öffentlich für seinen Auftritt als DJ bei der After-Party des Linzer Burschenbundballs entschuldigt.
- Als Zeichen seiner Reue hat er angeboten, bei der nächsten Demonstration des Bündnisses 'Linz gegen rechts' aufzulegen und plant, einen 'namhaften Betrag' an das Bündnis zu spenden.
- Trotz der Kontroverse um Binders Auftritt fand die After-Party in einem Lokal eines SPÖ-Gemeinderats statt, an der 50 bis 60 Gäste vom Burschenbundball teilnahmen.