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129 Tage: Regierungsbildung erreicht Rekordlänge

Mit Mittwoch, dem 5. Februar, erreicht die Regierungsbildung eine Rekordlänge.

129 Tage sind dann seit der Nationalratswahl vergangen - nur nach der Wahl im Jahr 1962 dauerte es ebenso lange, bis eine Regierung angelobt wurde. Mehr als vier Monate nach der Wahl ist eine Einigung in den Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP aber noch nicht in Sicht. Die Regierungsbildung wird damit wohl zur längsten in der Geschichte der Zweiten Republik.

Geschuldet ist die Länge dem Scheitern der Verhandlungen für eine schwarz-rot-pinke Dreierkoalition. 96 Tage nach der Wahl, am 3. Jänner, stiegen die NEOS aus den Verhandlungen aus, am nächsten Tag brach Ex-ÖVP-Chef und -Kanzler Karl Nehammer auch die Verhandlungen zwischen ÖVP und SPÖ ab. Seit 10. Jänner und damit seit knapp einem Monat versuchen es die Wahlsiegerin FPÖ und die ÖVP offiziell miteinander - bei erfolgreichem Abschluss wäre es die erste blau-schwarze Koalition. Reibepunkte gibt es aber auch hier. Ob man zu einer Einigung kommt, bleibt offen.

Auch nach der Wahl vom 18. November 1962 hatten sich die Verhandlungen zwischen ÖVP und SPÖ monatelang hingezogen, bevor sich die beiden Parteien schließlich widerstrebend - ein letztes Mal vor der Phase der Alleinregierungen - auf eine Neuauflage der Großen Koalition einigten. Die Regierung unter Bundeskanzler Alfons Gorbach (ÖVP) wurde am 27. März 1963, 129 Tage nach der Wahl, von Bundespräsident Adolf Schärf ernannt.

Auf Platz drei der längsten Regierungsbildungen wird damit jene der ersten schwarz-blauen Koalition verdrängt. Vor 25 Jahren dauerte es insgesamt 124 Tage, bis diese ins Amt kam. Die komplizierte Ausgangssituation nach der Wahl am 3. Oktober 1999 hatte durchaus einige Parallelen zur aktuellen Lage: Die stimmenstärkste SPÖ schloss eine Koalition mit der erstmals auf Platz zwei gelandeten FPÖ aus, die drittgereihte ÖVP wollte in Opposition gehen. Wochenlange Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP scheiterten, dann ging es ruckzuck. Nur zwei Wochen später wurde am 4. Februar die - parallel schon vorgebaute - erste schwarz-blaue Koalition unter ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel angelobt.

 

Bisherige Dauer der Regierungsbildungen seit 1945: Wahl Angelobung Tage Regierungsparteien 1 25.11.1945 20.12.1945 25 ÖVP-SPÖ-KPÖ 2 09.10.1949 08.11.1949 30 ÖVP-SPÖ 3 22.02.1953 02.04.1953 39 ÖVP-SPÖ 4 13.05.1956 29.06.1956 47 ÖVP-SPÖ 5 10.05.1959 16.07.1959 67 ÖVP-SPÖ 6 18.11.1962 27.03.1963 129 ÖVP-SPÖ 7 06.03.1966 19.04.1966 44 ÖVP 8 01.03.1970 21.04.1970 51 SPÖ 9 10.10.1971 04.11.1971 25 SPÖ 10 05.10.1975 28.10.1975 23 SPÖ 11 06.05.1979 05.06.1979 30 SPÖ 12 24.04.1983 24.05.1983 30 SPÖ-FPÖ 13 23.11.1986 21.01.1987 59 SPÖ-ÖVP 14 07.10.1990 17.12.1990 71 SPÖ-ÖVP 15 09.10.1994 29.11.1994 51 SPÖ-ÖVP 16 17.12.1995 12.03.1996 86 SPÖ-ÖVP 17 03.10.1999 04.02.2000 124 FPÖ-ÖVP 18 24.11.2002 28.02.2003 96 ÖVP-FPÖ 19 01.10.2006 11.01.2007 102 SPÖ-ÖVP 20 28.09.2008 02.12.2008 65 SPÖ-ÖVP 21 29.09.2013 16.12.2013 78 SPÖ-ÖVP 22 15.10.2017 18.12.2017 64 ÖVP-FPÖ 23 29.09.2019 07.01.2020 100 ÖVP-Grüne 24 29.09.2024 129* *Stand am Mittwoch, 5.2.2025

ribbon Zusammenfassung
  • Mit 129 Tagen hat die Regierungsbildung in Österreich am 5. Februar eine Rekordlänge erreicht, vergleichbar mit der Situation nach der Wahl 1962.
  • Die Verhandlungen für eine schwarz-rot-pinke Koalition scheiterten, nachdem die NEOS am 3. Januar ausstiegen, und die Gespräche zwischen ÖVP und SPÖ am 4. Januar abgebrochen wurden.
  • Seit dem 10. Januar versuchen FPÖ und ÖVP, eine Koalition zu bilden, was im Falle eines Erfolgs die erste blau-schwarze Regierung wäre.