Krim-Explosionen ungeklärt: "Nebel des Krieges" für beide Seiten von Vorteil

Auf der annektierten Halbinsel Krim kam es kürzlich zu mehreren Explosionen. Als Ursache wird explodierte Munition angegeben. Wie es dazu kam ist jedoch weiterhin ungeklärt. Experte für Menschen- und Völkerrecht Ralph Janik gibt im PULS 24 Interview an, dass auch niemand so schnell die Schuld zugeben werde.

Es handle sich um den "Nebel des Krieges. Der Informationsnebel, wo man nicht immer genau weiß, weil auch die einzelnen Parteien manchmal vielleicht nicht Interesse daran haben hier ganz offen zu kommunizieren, weil sich das auch negativ auf sie auswirken kann".

Russland würde keine Schwäche eingestehen, so Janik. Es wolle nicht den Eindruck erwecken, dass sie das Gebiet nicht unter Kontrolle haben und Spione oder Saboteure am Werk sind.

Krim ist Teil der Ukraine

Zu wem die Krim gehört, sei über das Völkerrecht geklärt, so Janik. Die Krim sei rein rechtlich gesehen immer noch Teil des ukrainischen Staatsgebietes. Die Ukrainer hätten jedoch weder militärisch noch verwaltungstechnisch die Kontrolle. Faktisch gehört sie also aufgrund der Besetzung zu Russland, was jedoch niemals anerkannt wurde. Laut dem Völkerrecht des 20. Jahrhunderts könnte ein Staat auch nicht "gewaltsam durch Unterstützung oder direkte Angriffe von außen herausgelöst werden", so der Experte. Gleiches gelte für die von Russland ausgerufenen Volksrepubliken Donezk und Lugansk in Osten der Ukraine.

Der Vorfall auf der Krim muss laut Janik aus zwei Narrativen betrachtet werden. Aus russischer Sicht könnte es sich um eine Eskalation handeln, da die Ukraine russisches Staatsgebiet angegriffen habe. Für die Ukraine wäre es jedoch ein Rückeroberungsversuch.

Selenskyj: Krieg endet mit der Krim 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einer seiner täglichen Videoansprachen, dass der Krieg mit der "Krim begonnen hat und mit ihr ende". Dem Völkerrechtsexperten ist bewusst, dass es sich hier um eine "Herzensangelegenheit" Selenskyjs handle. Es sei jedoch noch ungewiss, ob die Ukraine in der Lage ist die "gesamte territoriale Integrität" wieder herzustellen. Klar ist jedoch, dass die Ukraine vor dem Winter symbolische und militärische Erfolge brauche, damit sie die Unterstützung anderer Staaten behalte.