Österreichs Bischöfe euphorisch nach Papst-Visite
Der pastoralste und im Umgang der menschlichste Ad-limina-Besuch sei es bisher gewesen, resümierte Lackner. So habe der Pontifex angesichts der jüngsten Eskalation im Krieg Russlands gegen die Ukraine geweint. "Das soll uns betreffen und das muss uns betreffen", so Lackner zum andauernden Konflikt. Auch Wiens Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, zeigte sich "zutiefst bewegt": "Es ist wirklich ein Klima, wie ich es in dieser Form nie erlebt habe."
Einen "Rüffel", wie dieser bei derartigen Treffen auch nicht auszuschließen ist, habe es nicht ansatzweise gegeben, berichtete Lackner weiter. Zuletzt hatte es unter den deutschen katholischen Bischöfen Missstimmung nach deren Visite Mitte November gegeben. Dabei ging es vor allem um deren Zugang zum synodalen Weg. Lackner deutete unmissverständlich an, dass man aber die österreichische Kirche sei.
Zur weiteren Entwicklung des synodalen Prozesses meinte Schönborn, der dem vatikanischen Synodenrat angehört: "Der Weg entsteht im Gehen." Auf die Frage, ob bei der Visite auch der Wunsch nach einem Papstbesuch in Österreich geäußert wurde, meinte der Kardinal, dass es nichts Schöneres geben würde. "Warten wir, hoffen wir!" Sehr wahrscheinlich dürfte ein Papstbesuch allerdings nicht sein, hat der Pontifex bei der Auswahl seiner Ziele andere Prioritäten. "Österreich ist nicht gerade die Peripherie, auf die Papst Franziskus hinschaut", so Schönborn.
Die Bischöfe hatten den Papst zu Beginn des Treffens mit einer Sachertorte und einem musikalischen Geburtstagsständchen begrüßt. Papst Franziskus vollendet am Samstag sein 86. Lebensjahr. Franziskus begrüßte alle Mitglieder der Bischofskonferenz einzeln, bevor das gemeinsame Gespräch begann. Kardinal Schönborn würdigte den Papst auch in seiner wöchentlichen Kolumne in der Gratiszeitung "Heute" und wünschte dem Heiligen Vater "Happy Birthday". Auch wenn nicht alles Zustimmung finde, gelte: "Vieles hat er in Bewegung gebracht."
Das Gespräch mit dem Papst war der Höhepunkt des Ad-limina-Besuchs in Rom, der seit Montag andauert. Zuletzt hat eine derartige Visite der katholischen Bischofskonferenz 2014 stattgefunden. Der jetzige Besuch musste aufgrund der Coronapandemie bereits zwei Mal verschoben werden. Das Treffen mit dem Papst begann um 10.00 Uhr, am frühen Nachmittag werden Vertreter der Bischofskonferenz über das Gespräch berichten.
Der Besuch "ad limina limina" ("an den Schwellen" der Apostelgräber) ist vom Kirchenrecht in regelmäßigen Abständen vorgesehen. Zur Bischofsdelegation unter dem Konferenz-Vorsitzenden und Salzburger Erzbischof Franz Lackner gehören alle neun Diözesanbischöfe, der Militärbischof, die vier Weihbischöfe, der Abt von Wettingen-Mehrerau sowie der Generalsekretär der Bischofskonferenz. Bereits seit Montag besuchen die Bischöfe die diversen vatikanischen Behörden, auch Dikasterien genannt.
Zusammenfassung
- Österreichs Bischöfe haben sich nach dem Treffen mit Papst Franziskus am Freitag euphorisch gezeigt.
- Es sei eine "berührende Begegnung" gewesen, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, nach dem zweistündigen Treffen, das den Höhepunkt des einwöchigen Ad-limina-Besuchs kennzeichnete.
- Franziskus begrüßte alle Mitglieder der Bischofskonferenz einzeln, bevor das gemeinsame Gespräch begann.