Aus Syrien geholt
U-Haft über ehemalige IS-Anhängerin verhängt
Wie PULS 24 berichtete, wurden am Wochenende die Halleinerin Maria G. und ihre zwei Söhne sowie die Wienerin Evelyn T. und ihr Sohn aus einem Straflager in Syrien zurückgeholt. Die beiden Frauen waren vor Jahren zum sogenannten "Islamischen Staat" nach Syrien gereist.
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Während Maria G. auf freiem Fuß ist und nicht von ihren Kindern getrennt wurde, wurde über Evelyn T. am Montag rechtskräftig die Untersuchungshaft verhängt, wie PULS 24 vom Wiener Landesgericht bestätigt wurde. Das Gericht sieht "Tatbegehungsgefahr" und "Fluchtgefahr" als gegeben an, außerdem habe die Rückkehrerin bisher die Aussage verweigert.
Die Wiener Staatsanwaltschaft wirft ihr "das Verbrechen der terroristischen Vereinigung sowie das Verbrechen der kriminellen Organisation" vor, wie die Behörde auf PULS 24 Anfrage mitteilte.
Ihr Sohn befindet sich in Obhut der Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA11). Dort wird derzeit eine Gefährdungsabklärung gemacht - dabei soll geklärt werden, wo das 7-jährige Kind künftig unterkommen könnte und ob Familienmitglieder Kontakt haben dürfen. Die Großmutter, also die Mutter von Evelyn T., bemüht sich darum, die Obsorge übernehmen zu können.
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"Aufgrund des Umstandes, dass die Familie erst nach Ankunft von Evelyn T. und ihrem Sohn am Flughafen Wien-Schwechat von offizieller Seite über die Rückholung verständigt wurde, konnten von Seiten der Familie keine Vorkehrungen im Sinne einer Vorabklärung mit dem Wiener Kinder- und Jugendhilfeträger getroffen werden. Die Familie ist um gute Zusammenarbeit mit dem Wiener Kinder- und Jugendhilfeträger bemüht", teilte Anna Mair, die Anwältin der Familie am Montag mit.
Evelyn T. werde sich dem Strafverfahren stellen und die Konsequenzen "für ihre Handlungen als Jugendliche tragen", so die Anwältin.
"Keine Anzeichen auf Radikalisierung"
Die Gefährdungsabklärung der MA11 dauere im Schnitt sechs bis acht Wochen. Wenn sich Familienangehörige als geeignet herausstellen würden, würde man die Kinder in der Regel dorthin geben, sagte eine MA11-Sprecherin zu PULS 24. Wenn Eltern in Haft kommen sei das das Standardverfahren.
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Das Kind spreche Arabisch und habe ersten Kontakt zu anderen Kindern, so die MA11. Es gehe dem Jungen gesundheitlich gut, doch es könnten etwaige Traumata auftauchen. Er weine um seine Mutter, heißt es. Anzeichen von Radikalisierung hätte man derzeit nicht erkannt, so die Sprecherin. "Wir begleiten es engmaschig und achten darauf, was es braucht", versicherte man.
Auch die Halleinerin Maria G. wird sich einem Gerichtsverfahren stellen müssen. Ihre Anwältin, Doris Hawelka, bedankte sich im Gespräch mit PULS 24 bei den Behörden für die Rückholung aus dem Lager al-Roj - trotz der widrigen Umstände in Syrien. In ihrem Fall sehen die Behörden keine Haftgründe.
"Maria G. und ihre beiden Söhne werden nun medizinisch durchgecheckt und alles weitere wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Wir stehen den Strafverfolgungsbehörden jedenfalls zur Verfügung", so Hawelka.
Dritte Österreicherin untergetaucht
Eine dritte Österreicherin, die Grazerin Soumaya T. und ihr Sohn, sind laut PULS 24 Informationen nicht mehr im Lager in Syrien - sie sollen sich in der Türkei aufhalten. Sicherheitskreise befürworteten eine Rückholungsaktion wie bei Evelyn T. und Maria G., um eine unkontrollierte mögliche Rückkehr ehemaliger IS-Anhänger:innen zu vermeiden.
Die Kosten für die Rückholaktion könnten die beiden Frauen allerdings selbst tragen müssen. Evelyn T. war 2016 nach Syrien gereist. Maria G. schon vor über zehn Jahren - ihre Familie war es, die den Fall vor das Bundesverwaltungsgericht brachte, das das Außenministerium schließlich mit der Rückholung beauftragte.
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Video: Neue Chance für Maria G.?
Zusammenfassung
- Am Wochenende wurden zwei ehemalige IS-Anhängerinnen und ihre Kinder vom Außenministerium aus Syrien nach Österreich geholt.
- Über die Wienerin wurde am Montag die Untersuchungshaft verhängt, wie PULS 24 erfuhr. Das Gericht sieht "Tatbegehungsgefahr".