Trump fährt neue Attacke gegen Selenskyj und Europäer
"Dies ist die schlimmste Erklärung, die Selenskyj hätte abgeben können, und Amerika wird sich das nicht länger gefallen lassen", kommentierte der US-Präsident. Am Freitag war es beim Besuch Selenskyjs im Weißen Haus zu einem Eklat von historischen Ausmaßen gekommen.
Vor laufenden Kameras im Oval Office griffen Trump und sein Stellvertreter JD Vance den ukrainischen Präsidenten heftig an. In dem lautstarken Wortgefecht warfen sie Selenskyj fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Trump drohte zugleich mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem "Deal" mit Russland zustimmen.
Später verschärfte Trump seine Attacken gegen Selenskyj vor Journalisten im Weißen Haus weiter. Der US-Präsident erklärte, dass Selenskyj "nicht mehr lange da sein wird", wenn es nicht zu einer Waffenruhe kommt. "Auf so eine Person würde man nicht lange hören", sagte Trump. "Denn ich glaube, dass Russland eine Einigung anstrebt. Und ich glaube, dass das ukrainische Volk eine Einigung will". Selenskyj müsse zudem die milliardenschwere Militärhilfe, mit der Washington Kiew im Kampf gegen Russland unterstützt hat, "mehr zu schätzen wissen", sagte Trump.
Auf das nach dem Eklat nicht wie geplant unterzeichnete Rohstoffabkommen mit der Ukraine angesprochen, sagte Trump, dass dieses Abkommen nicht vom Tisch sei. Mit Blick auf die Möglichkeit, dass die USA nun die Militärhilfen für die Ukraine einstellen könnten, sagte er vor Journalisten: "Darüber habe ich noch gar nicht gesprochen. (...) Wir werden sehen, was passiert."
Trump kritisierte am Montag auch die europäischen Staats- und Regierungschefs, die sich am Vortag in London zu einem Unterstützungsgipfel für die Ukraine getroffen hatten. Unter Bezug auf die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs schrieb der US-Präsident in seinem Onlinedienst, die europäischen Staatenlenker hätten bei dem Treffen "rundweg erklärt, dass sie den Job nicht ohne die Vereinigten Staaten machen können". Dies sei aber "wahrscheinlich nicht ein großartiges Statement", um "Stärke gegenüber Russland" zu demonstrieren. "Was denken die sich?" fügte Trump hinzu.
Der US-Präsident will ein rasches Ende des Ukraine-Kriegs erreichen, setzt dabei aber auf einen Kurs der starken Annäherung an den russischen Staatschef Wladimir Putin. Während er Putin mit Kritik verschont, bezeichnete er Selenskyj als "Diktator". Zudem gab dem ukrainischen Staatschef die Schuld am russischen Angriffskrieg.
Ehre verteidigt
Beim europäischen Krisengipfel am Sonntag in London bekam Selenskyj dann jedoch demonstrative Rückendeckung. Am Tag nach dem Gipfel übte der französische Premierminister François Bayrou in der Nationalversammlung in Paris harte Kritik am Umgang von Trump und Vance mit dem ukrainischen Präsidenten. Im Oval Office habe sich eine "schockierende Szene" abgespielt, die von "Brutalität" und dem "Versuch der Erniedrigung" geprägt gewesen sei.
Doch Selensky habe die "Ehre der Ukraine" und die "Ehre Europas" verteidigt, indem er "nicht eingeknickt" sei, sagte Bayrou. Es gebe "zwei Opfer" dieses Vorfalls, resümierte der französische Regierungschef: "Die Sicherheit der Ukraine" sowie "die Identität und Einheit des Westens".
Zusammenfassung
- Donald Trump kritisierte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj scharf und drohte mit einem Ende der US-Militärhilfe, sollte Selenskyj nicht einem 'Deal' mit Russland zustimmen.
- Ein Eklat ereignete sich im Oval Office, als Trump und sein Stellvertreter JD Vance Selenskyj mangelnde Dankbarkeit für die US-Unterstützung vorwarfen.
- Der französische Premierminister François Bayrou kritisierte Trumps Umgang mit Selenskyj und lobte Selenskyj für seine Standhaftigkeit beim europäischen Krisengipfel in London.