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Oberst Reisner: Israel im "Mehrfronten-Krieg"

Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer analysiert die militärische Lage in Israels Krieg gegen die Hamas. Dabei sieht er bereits einen Krieg "an vier Fronten" und ein Dilemma im Gazastreifen, vor dem die israelische Armee stehe.

Die angekündigte israelische Bodenoffensive im Gazastreifen bleibt weiter aus. Derzeit befinde sich die israelische Armee weiterhin in der "Vorbereitungsphase", wie Bundesheer-Oberst Markus Reisner im PULS 24 Newsroom sagte.

Generell zeige sich aber eine weitere Eskalation in der Region, die sich nicht auf den Gazastreifen beschränke. "Wir sehen eigentlich bereits einen Mehrfronten-Krieg an vier Fronten", so Reisner. 

Während man "immer heftigere Kämpfe im Südlibanon" mit der Hisbollah sehe, gab es auch im palästinensischen Westjordanland "knapp 100 Tote in den letzten Tagen". Außerdem sei eine "Eskalation in Syrien" zu beobachten, sagte der Militärexperte. 

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Militärische Lage der Bodenoffensive

Die Vorbereitungsphase einer Bodenoffensive im Gazastreifen sei durch "diese massiven Luftangriffe" und den Druck auf die palästinensische Zivilbevölkerung eingeleitet worden, sie solle in den Süden des Gazastreifens fliehen, erklärte Reisner.

Nun würde sich Israel ein "Lagebild" verschaffen - mit dem Einsatz von Drohnen, aber auch durch Spezialkräfte, "die bereits verdeckt im Gazastreifen operieren". Damit sollen sowohl Geiseln gefunden, als auch die Verteidigung der Hamas ausgeforscht werden. 

Zerstörung der Hamas: Israel im Dilemma

Als oberstes Ziel nannte die israelische Seite die Zerstörung der Hamas. Hier stünde die israelische Armee aber vor einem "großen Dilemma", so Reisner. Mit Luftangriffen und einem Einmarsch in den Gazastreifen könne man das "militärische Potenzial" der Hamas verringern.

Um sie zu zerstören, müsse es aber gelingen, "einen Keil zwischen die Bevölkerung und die Hamas zu treiben und das muss auch mit einer politischen Lösung verbunden sein". 

Druck auf Israel steigt

Für Israel sei auch die Trennung zwischen Hamas und Zivilbevölkerung im Gazastreifen eine Herausforderung. Die Bevölkerung als "Schutzschilde" zu verwenden, sei laut Reisner "klares Kalkül der Hamas". 

"Israel hat hier ein gewisses Zeitfenster. Je länger man zögert mit dem Einmarsch und je höher die Verluste in der Zivilbevölkerung sind, desto höher ist der Druck auf Israel, diese Bodenoffensive einzustellen. Das wäre aus Sicht der Hamas ein klarer Sieg". 

Krieg um Informationen

Immer deutlicher zeige sich auch ein Kampf um den Informationsraum, stellte der Militärexperte fest. "Das ist ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird", meinte er im Hinblick auf die Raketenexplosion auf dem Parkplatz eines Krankenhauses im Gazastreifen vergangene Woche

Der Hamas würde es gelingen, den "Informationsraum" bei gewissen Ereignissen zu kontrollieren und "die muslimische Welt in die Richtung zu beeinflussen, dass ganz klar Israel der Verursacher war", so Reisner. 

Diverse Institutionen hätten anhand der Schäden vor Ort Zweifel daran, dass dafür eine israelische Rakete verantwortlich war. "Die Hamas ist bis heute den Beweis schuldig geblieben", dass Israel für den Vorfall verantwortlich gewesen sei, so Reisner.

Israel veröffentlicht Videos von Hamas-Massaker

Israel hat am Montag Videomaterial vom Tag des Massakers am 7. Oktober im Grenzgebiet zum Gazastreifen veröffentlicht. Die Aufnahmen zeigen Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas, die auf ein israelisches Fahrzeug schießen und die Insassen töten. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschnitt der Auto-Kamera und der Bodycams der Angreifer

"Es macht zu 100 Prozent transparent, dass die Hamas eine Terror-Organisation ist, die auch über Leichen geht", sagte der Militärexperte dazu. Sie würde auch nicht davor zurückschrecken, "gröbste Menschenrechtsverletzungen zu begehen". 

ribbon Zusammenfassung
  • Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer analysiert die militärische Lage in Israels Krieg gegen die Hamas.
  • Die angekündigte israelische Bodenoffensive im Gazastreifen bleibt weiter aus. Derzeit befinde sich die israelische Armee weiterhin in der "Vorbereitungsphase".
  • Nun würde sich Israel ein "Lagebild" verschaffen - mit dem Einsatz von Drohnen, aber auch durch Spezialkräfte, "die bereits verdeckt im Gazastreifen operieren".
  • "Israel hat hier ein gewisses Zeitfenster. Je länger man zögert mit dem Einmarsch und je höher die Verluste in der Zivilbevölkerung sind, desto höher ist der Druck auf Israel, diese Bodenoffensive einzustellen".
  • Immer deutlicher zeige sich auch ein Kampf um den Informationsraum, stellte der Militärexperte fest. "Das ist ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird".