Corona: So ist die Lage auf Österreichs Intensivstationen
Österreichs Gesundheitssystem könnte Mitte November an seine Kapazitätsgrenzen gelangen. Laut der aktuellen Prognose des Covid-Prognose-Konsortiums steigt die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen am Mittwoch auf 600, am 18. November werden es bereits 757 sein. Ein Überblick über die aktuelle Lage auf den Intensivstationen der Bundesländern:
Noch Kapazitäten in Wiens Spitälern
In Wien gibt es einen mehrstufigen Versorgungsplan, der regelt, wie und wo Kapazitäten für Covid-Patientinnen und -Patienten freigemacht werden. Abhängig von der jeweiligen Stufe werden weitere Bettenkapazitäten geschaffen. Engpässe gibt es in Wien aktuell nicht, versicherte eine Sprecherin des Wiener Gesundheitsverbundes der APA am Dienstag: "Bei uns werden alle Patienten, die akut ein Spitalsbett brauchen, die spitalspflichtig sind, auch behandelt."
So ist die Lage in Wiens Spitälern
Aktuell befindet man sich in Wien im Normalbettenbereich bei Stufe fünf und im Intensivbettenbereich bei Stufe vier von sechs. Das bedeutet, dass aktuell 150 Intensiv- und 600 Normalbetten für Covid-Patientinnen und -Patienten zur Verfügung stehen. Belegt sind derzeit 126 Intensiv- und 471 Normalbetten. Sollten diese Kapazitäten erschöpft sein, könne man schrittweise weitere Betten freimachen, hieß es.
"Die Situation ist angespannt. Unsere Mitarbeiter geben alles um Tag und Nacht für die Patientinnen und Patienten dazu sein. Es ist durchaus eine herausfordernde Situation für uns, auch wenn es noch Luft nach oben gibt. Das ist doch schon eine Anzahl von Patientinnen und Patienten, die uns stark in Anspruch nimmt", berichtete die Sprecherin.
Noch 106 Intensivbetten in NÖ Spitälern frei
In niederösterreichischen Spitälern sind am Montag noch 106 freie Intensivbetten für Coronavirus-Patienten gemeldet worden. Zusätzlich zählte die Landessanitätsdirektion 1.887 verfügbare Normalbetten in den Krankenhäusern. "Mit dem rapiden Ansteigen der Infektionszahlen steigt auch die Zahl der mit Covid-19-Patientinnen und Patienten belegten Normal- und Intensivbetten dramatisch an", sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).
Die Covid-Auslastung betreffe somit derzeit 17,3 Prozent der Normalbetten und 35 Prozent der Intensivbetten. Von den 11.976 aktuell als an Covid-19 erkrankt geltenden Menschen im Bundesland wurden 395 auf Normalstationen von Kliniken behandelt, 57 weitere intensivmedizinisch.
Intensivstationen in OÖ werden immer voller
Die Zahlen auf den Intensivstationen zeigen, wie dramatisch sich die Lage in Oberösterreich mittlerweile entwickelt: Stand Montagmittag lagen 740 Covid-19-Patienten auf Normalstationen in den Spitälern, 98 auf Intensivstationen. Bisher waren aber nur 100 Intensivplätze für Coronafälle freigehalten worden. Nun stockt das Land jedoch auf. Laut Krisenstab stehen ab dieser Woche 300 Intensiv- und Beatmungsplätze zur Verfügung, wovon 150 für Corona-Patienten vorgesehen sind.
Spitalsdirektorin zur Corona-Situation: "Wir haben sehr hohe Personalausfälle"
Erfahrungsberichte von Betroffenen lassen darauf schließen, dass es am Wochenende in einzelnen Spitälern bereits eng gewesen sei. Vom Land hieß es, man gebe keine Detailinfos zu einzelnen Krankenhaus-Standorten, da sich die Zahlen rasch ändern würden und die Entwicklung dynamisch sei.
Lage um steirische Intensivbetten angespannt
Die Lage um die steirischen Spitalsbetten auf Intensivstationen ist angespannt. Die Belegungszahlen schwanken zwar ständig, doch die Tendenz zeige weiterhin nach oben, hieß es am Montag.
Mit Stand Montagfrüh waren insgesamt 64 Coronavirus-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung in den steirischen KAGes-Spitälern. Da die Lage angespannt ist, werden bereits planbare medizinische Eingriffe, die danach eine intensivmedizinische Behandlung nötig machen, wenn möglich verschoben, sagte ein Sprecher. Dadurch werden Betten für Notfälle und Corona-Patienten freigehalten.
Die KAGes (Krankenanstaltengesellschaft) hat für Infektionspatienten die Bettenkapazität bei Stufe fünf auf knapp 1.000 erhöht. Davon wären 150 auf Intensivstationen vorgesehen. Mit Stand Montagfrüh war man bei 495 hospitalisierten Infektionspatienten.
Burgenländische KRAGES bei Kapazitäten zuversichtlich
Die KRAGES (Burgenländische Krankenanstalten Ges.m.b.H.) ist zuversichtlich, dass die zur Behandlung von Covid-Patienten benötigten Kapazitäten ausreichen. Sieben von 24 Intensiv-Betten waren mit Covid-Patienten belegt, dazu kamen 56 Patienten auf Normalstationen, sagte ein KRAGES-Sprecher auf APA-Anfrage.
Man könne die Anzahl der Intensivbetreuungsplätze noch erhöhen, indem man die Beatmung mit Narkosegeräten durchführe.
Intensivbetten in den Spitälern seien auch unabhängig von Covid stets zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet, sagt der Sprecher. In der Vorwoche habe man in den KRAGES-Häusern wieder begonnen, planbare Operationen zu verschieben.
Hälfte der Intensivbetten in Salzburg belegt
Im Bundesland Salzburg sind am Montagvormittag 22 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen betreut worden. Damit ist aktuell genau die Hälfte der 45 vorgesehenen Intensivbetten belegt. 141 weitere an Corona erkrankte Menschen liegen in Normalbetten der Spitäler. Auch hier wurde etwa die Hälfte des Maximums erreicht.
Die Zahl der stationären Patienten stieg seit Sonntag um 13, die momentan alle ohne Intensivbetreuung auskommen. Im Uniklinikum bereitet man sich inzwischen vor, in der HNO-Klinik Betten für Covid-Patienten frei zu räumen.
Tirol noch nicht an Überlastungsgrenze
In Tirol sind die Intensivkapazitäten vorerst noch nicht an der Überlastungsgrenze angelangt. Im ganzen Land würden insgesamt rund 200 Intensivbetten für alle Patienten zur Verfügung stehen. 136 sind belegt, davon wiederum 56 mit Covid-Patienten, teilte das Land am Montag auf APA-Anfrage mit. Auch an der Innsbrucker Klinik, der größten Krankenanstalt in Tirol, sah man keine Kapazitätsprobleme in Bezug auf Betten und Beatmungsgeräte.
Zusätzlich zu den aktuell mit Covid-Patienten belegten 325 Betten (Normal und Intensiv) werden derzeit 55 weitere Betten - davon 45 auf Normal- sowie zehn auf Intensivstationen - explizit für Covid-Patienten vorgehalten, hieß es seitens des Landes.
Eine bestimmte Grenze, wie viele Betten im Notfall für Corona-Patienten freigemacht werden können, könne man pauschal aber nicht beziffern.
Knappes Drittel der Vorarlberger Intensivbetten belegt
In den Vorarlberger Spitälern ist die Zahl der Coronavirus-Patienten nach einer stabilen Lage am Wochenende am Montag merklich angestiegen, vor allem jene der Intensivpatienten.
Aktuell wurden 29 Personen in den Intensivstationen des Landes behandelt, um sechs mehr als am Sonntag. Damit waren knapp 30 Prozent der in Vorarlberg verfügbaren Intensivbetten mit Coronavirus-Patienten belegt. Die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Normalstationen stieg um acht auf 142 Fälle an.
In Vorarlberg stehen grundsätzlich 51 Intensivbetten zur Verfügung. Diese Kapazitäten können bei Bedarf um weitere 53 Beatmungsplätze aufgerüstet werden. Von den 1.900 Spitalbetten auf den Normalstationen sind aktuell 430 für Covid-19-Patienten reserviert. Bereits im Gang ist der Wiederaufbau des Notversorgungszentrums für Coronavirus-Patienten auf dem Messegelände in Dornbirn.
Zusammenfassung
- In der Steiermark und Oberösterreich ist die Lage auf den Intensivstationen bereits angespannt.
- In Salzburg ist Hälfte der Intensivbetten belegt. In Wien sind derzeit 126 Intensiv- und 471 Normalbetten belegt.
- In niederösterreichischen Spitälern sind am Montag noch 106 freie Intensivbetten für Coronavirus-Patienten gemeldet worden.
- Im Burgenland ist man zuversichtlich, dass die zur Behandlung von Covid-Patienten benötigten Kapazitäten ausreichen.
- In Tirol würden insgesamt rund 200 Intensivbetten für alle Patienten zur Verfügung stehen.
- Ein knappes Drittel der Vorarlberger Intensivbetten ist belegt.