Obama übt Kritik an Corona-Management der US-Regierung
In einer außergewöhnlichen Stellungnahme hat der frühere US-Präsident Barack Obama die jetzige Führung des Landes wegen ihres Umgangs mit der Coronakrise scharf kritisiert. In einem Video-Grußwort für eine Uni-Abschlussfeier sagte Obama am Samstag: "Diese Pandemie hat vor allem unsere Überzeugung zunichtegemacht, dass die Leute, die in der Verantwortung stehen, wissen, was sie tun."
"Viele von ihnen tun nicht einmal so, als seien sie verantwortlich", setzte Obama mit Blick auf die aktuelle Führung hinzu. Dabei nannte der demokratische Ex-Präsident keine Namen. Von vielen Beobachtern wurden seine Äußerungen aber als Kritik an seinem republikanischen Nachfolger Donald Trump gewertet.
In einem weiteren Grußwort für eine virtuelle Abschlussfeier von High-School-Schülern schlug Obama in die gleiche Kerbe. Er rief die Schüler dazu auf, dort Verantwortung zu übernehmen, wo die politische Führung versagt: "Zu tun, was sich gut anfühlt, was bequem ist, was einfach ist - so denken kleine Kinder. Leider denken auch viele sogenannte Erwachsene - darunter einige mit tollen Titeln und wichtigen Jobs - noch so. Deshalb ist die Lage auch so verkorkst."
Bereits vor gut einer Woche hatte Obama in vertraulichen Äußerungen Trumps Umgang mit der Coronavirus-Pandemie scharf kritisiert. Trumps Krisenmanagement sei "eine absolut chaotische Katastrophe", sagte er laut einem Audiomitschnitt in einem Gespräch mit früheren Mitgliedern seiner Regierung. In Trumps unangemessenen Reaktionen auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie spiegle sich eine Denkweise des "'Was ist für mich drin' und 'Zum Teufel mit allen anderen'" wider.
Obama ist seit seinem Amtsende im Jänner 2017 nur selten öffentlich aufgetreten. Er fühlt sich nach eigenen Angaben der Tradition verpflichtet, dass ein früherer Präsident die Arbeit seines Nachfolgers nicht öffentlich bewertet. Trump hat Obama dagegen schon mehrfach scharf angegriffen.
Die USA sind das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land der Welt. Nach neuen Zahlen der Johns-Hopkins-Universität haben sich mittlerweile mehr als 1,46 Millionen Menschen infiziert, 88.730 starben an den Folgen. Trump wird vorgeworfen, die Pandemie unterschätzt und nicht früh genug auf die Herausforderungen reagiert zu haben. Mittlerweile dringt er auf eine rasche Lockerung der Corona-Beschränkungen, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln
Für die diesjährigen Hochschulabsolventen sind die Aussichten angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise alles andere als rosig: Seit der Ausbereitung des Coronavirus haben mehr als 36 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten ihren Job verloren, die Arbeitslosigkeit stieg auf fast 15 Prozent.
Der Sohn von US-Präsident Donald Trump, Eric Trump, hat den US-Demokraten indessen vorgeworfen, Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus zu Wahlkampfzwecken zu missbrauchen. Die Demokraten würden das Thema "jeden einzelnen Tag zwischen jetzt und dem 3. November ausschlachten", sagte Eric Trump am Samstagabend (Ortszeit) dem Sender Fox News mit Blick auf den Wahltag.
"Und wissen Sie was? Nach dem 3. November wird (das) Coronavirus plötzlich wie von Zauberhand weggehen und verschwinden, und jeder wird in der Lage sein, wieder zu öffnen", sagte Eric Trump. Er schien auf demokratische Gouverneure anzuspielen, die sich Bestrebungen des Präsidenten widersetzen, ihre Bundesstaaten trotz der Pandemie möglichst schnell wieder zu öffnen.
Eric Trump unterstellte dem designierten Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten, Joe Biden, die Lage auszukosten, weil der Präsident derzeit wegen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus keine großen Wahlkampfveranstaltungen abhalten kann. "Biden liebt das. Biden kann auf keine Bühne gehen, ohne einen furchtbaren Patzer zu begehen." Die Demokraten versuchten, Donald Trump seinen größten Vorteil zu nehmen - dass er Arenen mit Zehntausenden Menschen füllen könne. "Joe Biden bekommt keine zehn Menschen in einen Raum."
Zusammenfassung
- In einer außergewöhnlichen Stellungnahme hat der frühere US-Präsident Barack Obama die jetzige Führung des Landes wegen ihres Umgangs mit der Coronakrise scharf kritisiert.
- In einem Video-Grußwort für eine Uni-Abschlussfeier sagte Obama am Samstag: "Diese Pandemie hat vor allem unsere Überzeugung zunichtegemacht, dass die Leute, die in der Verantwortung stehen, wissen, was sie tun."
- Trump hat Obama dagegen schon mehrfach scharf angegriffen.