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Netanyahu spricht von "neuen Spielregeln" gegenüber Hamas

In Nahost atmen die Zivilisten auf, Palästinenser tanzten auf den Straßen: Seit 2 Uhr morgens gilt nach tagelangen Gefechten Waffenruhe. Eine langfristige Lösung sei das aber nicht, ist sich Journalistin Yvette Schwerdt im PULS 24 Gespräch sicher. Am Freitag sprach Israels Ministerpräsident "von neuen Spielregeln" und Erfolgen bei den Kampfhandlungen.

Nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Gaza-Konflikt hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu von "neuen Spielregeln" gegenüber der islamistischen Hamas gesprochen. Israel werde auf neue Raketenangriffe aus dem Gazastreifen in aller Härte reagieren, warnte Netanyahu am Freitag bei einem Besuch im Militärhauptquartier in Tel Aviv. "Wir haben die Gleichung nicht nur für die Zeit der Operation, sondern auch für die Zukunft verändert."

Seit dem frühen Freitagmorgen schweigen die Waffen zwischen Israelis und der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Nach elftägigen Kämpfen trat um 02.00 Uhr Ortszeit (01.00 MESZ) eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe in Kraft.

Hamas-Tunnel zerstört

Netanyahu sprach von großen Erfolgen im Kampf gegen die Hamas. Eine unterirdische Mauer entlang des Gazastreifens, die schon vor dem Einsatz fertiggestellt worden sei, habe die Möglichkeit von Angriffstunneln der Hamas komplett unterbunden. Man habe aber auch Verteidigungstunnel zerstört, das sogenannte Metro-System unter Wohngebieten in dem Küstenstreifen selbst. "Die Hamas kann sich nicht mehr verstecken."

Außerdem habe Israels Armee viele führende Mitglieder der militanten Organisationen Hamas und Islamischer Jihad getötet, sagte Netanyahu. "Wer nicht getötet wurde, weiß, dass unser langer Arm ihn überall erreichen kann - über und unter der Erde." Das weitverzweigte Tunnelsystem unter dem Gazastreifen sei während der Luftangriffe zur "Todesfalle für Terroristen" geworden. Außerdem habe man Drohnen der Hamas sowie ein Marinekommando zur See abgefangen.

Waffenpause ist kein Frieden

Yvette Schwerdt, Wirtschaftsjournalistin aus Tel Aviv, analysiert bei PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros, dass man von dauerhaftem Frieden noch weit entfernt sei. Es sei eine Waffenpause, weder ein Waffenstillstand oder Frieden, was zurzeit die Zivilisten aufatmen lässt. 

Schwerdt zu Nahost: "Waffenpause, nicht -Stillstand oder Frieden"

PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros spricht mit Yvette Schwerdt, Wirtschaftsjournalistin aus Tel Aviv, über die Waffenruhe in Nahost.

Sicherheitsbestimmungen aufgehoben

Das israelische Militär hob indes die Sicherheitsbestimmungen für die Bevölkerung im Süden des Landes wieder auf. Die Menschen im Gebiet an der Grenze zum Gazastreifen waren vom Raketenbeschuss der islamistischen Hamas und ihrer Verbündeten besonders hart betroffen. Allein am Donnerstag harrten sie die meiste Zeit des Tages in Luftschutzräumen aus. Grundsätzlich mussten sie sich auf Weisung der Armee gut elf Tage hindurch in der Nähe der Schutz bietenden Einrichtungen aufhalten.

Beide Seiten warnen

Die Waffenruhe war am Vorabend vom israelischen Kabinett und von der Führung der Hamas in Gaza gebilligt worden. Beide Seiten warnten jedoch, dass sie hinfällig würde, sollte sich die Gegenseite nicht an die zugrundeliegende Vereinbarung halten. "Die Entscheidung, den Raketenbeschuss Israels wieder aufzunehmen, bleibt eine Option", erklärte ein Sprecher der Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der Hamas, im islamistischen Fernsehsender Al-Aqsa.

Tausende jubelten auf Straßen

Im Gazastreifen strömten unmittelbar nach Inkrafttreten der Waffenruhe Tausende Menschen auf die Straßen. Inmitten von Ruinen machten sie ihrer Erleichterung über das Ende des Schreckens Luft. Sie zündeten Feuerwerkskörper, gaben Schüssen in die Luft ab und riefen "Allahu akbar!" (Gott ist groß!).

243 tote Palästinenser 

Die Folgen der in den letzten elf Tagen entfesselten Gewalt sind verheerend. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden bis zum Donnerstag 243 Palästinenser getötet, unter ihnen 66 Kinder. 1.910 Menschen erlitten Verletzungen. Bei den israelischen Luftangriffen wurden 1.800 Wohnungen und Häuser zerstört, darunter fünf Hochhäuser. Krankenhäuser wurden schwer beschädigt, Straßen ruiniert.

Zwölf Tote Israelis

In Israel starben zwölf Menschen, darunter ein sechsjähriges Kind und ein Soldat. Verletzt wurden in Israel nach Angaben der Polizei 355 Menschen. Die militanten Palästinenser schossen nach israelischen Angaben insgesamt 4.340 Raketen auf das Land ab. Rund 90 Prozent der Geschosse fing nach diesen Angaben das israelische Abwehrsystem Eisenkuppel ab. Erstmals erreichten Raketen in beträchtlicher Zahl auch die Küstenmetropole Tel Aviv, das Wirtschaftszentrum Israels. Der Konflikt war am 10. Mai mit dem Raketenbeschuss der Hamas auf Jerusalem eskaliert. Israel reagierte darauf mit massiven Angriffen im Gazastreifen

ribbon Zusammenfassung
  • In Nahost atmen die Zivilisten auf, Palästinenser tanzten auf den Straßen: Seit 2 Uhr morgens gilt nach tagelangen Gefechten Waffenruhe. Eine langfristige Lösung sei das aber nicht, ist sich Journalistin Yvette Schwerdt im PULS 24 Gespräch sicher. Am Freitag sprach Israels Ministerpräsident "von neuen Spielregeln" und Erfolgen bei den Kampfhandlungen.