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Netanyahu: Kein neuer Vorschlag von Hamas für Geisel-Deal

Israel und die islamistische Hamas machen sich gegenseitig für ausbleibende Fortschritte bei Verhandlungen über eine neue Feuerpause im Gazakrieg sowie die Freilassung weiterer Geiseln verantwortlich. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu teilte am Mittwoch mit: "In Kairo wurde kein neuer Vorschlag der Hamas für die Freilassung unserer Geiseln übermittelt." Israel werde "wahnhaften Forderungen" der islamistischen Organisation nicht nachgeben.

"Eine Veränderung der Positionen der Hamas wird Fortschritte bei den Verhandlungen ermöglichen." Aus Hamas-Kreisen verlautete dagegen, es sei Israel, das die Verhandlungen nicht vorantreibe. Eine Delegation der Hamas sei in Kairo. Ägyptische Medien hatten berichtet, der Tenor der Gespräche sei "positiv". Nach Informationen der "New York Times" sollen die Gespräche von Beamten auf niedrigerer Ebene fortgesetzt werden.

Zuvor hatte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas einem Medienbericht zufolge die Hamas aufgefordert, rasch ein Geisel-Abkommen mit Israel zu schließen. Die Islamistenorganisation solle einem solchen Deal zustimmen, um das palästinensische Volk zu schützen und einen israelischen Angriff auf die Stadt Rafah zu verhindern, sagte Abbas laut palästinensischer Nachrichtenagentur Wafa.

Israelische Medien berichteten am Mittwoch, Netanyahu weigere sich, am Donnerstag eine Delegation nach Kairo zu schicken. Dies mache keinen Sinn, solange die Hamas die Freilassung einer großen Zahl von palästinensischen Häftlingen im Gegenzug für die Geiseln fordere. Angehörige von Geiseln kritisierte dies demnach scharf und sprachen von einem "Todesurteil".

Eine Delegation unter Leitung des Chefs des Geheimdienstes Mossad, David Barnea, war zuvor wieder aus Kairo abgereist. Begleitet vom Leiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, hatte sich Barnea mit Katars Ministerpräsidenten und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani sowie CIA-Geheimdienstchef William Burns getroffen.

Ägypten, Katar und die USA bemühen sich derzeit erneut darum, eine längere Feuerpause im Gazakrieg herbeizuführen. Im Rahmen eines Abkommens sollen in mehreren Phasen die noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gegen palästinensische Gefangene in Israel ausgetauscht werden. Während einer einwöchigen Feuerpause im vergangenen November waren 105 Geiseln freigelassen worden, im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge. Derzeit befinden sich noch 134 Menschen in der Gewalt der Hamas, von denen aber nach israelischer Schätzung mindestens 30 nicht mehr am Leben sein dürften.

ribbon Zusammenfassung
  • Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas drängt die Hamas zu einem zügigen Geisel-Abkommen mit Israel, um einen Angriff auf Rafah und weiteres Leid zu verhindern.
  • Israels Premier Netanyahu beauftragt Militär mit Offensivplänen gegen Hamas in Rafah, während UNO und USA dagegen sind.
  • Bei israelischen Angriffen wurden innerhalb eines Tages 103 Palästinenser getötet, Verhandlungen über eine Feuerpause stocken.