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NEOS legen Lehrer-Rekrutierungspaket vor

Für die NEOS hat Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) den Lehrermangel, der in einigen Fächern und Regionen herrscht, weiterhin nicht im Griff. Als Beleg sieht Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre die Ergebnisse einer aktuellen parlamentarischen Anfrage an den Ressortchef. Geht es nach den NEOS, braucht es ein umfangreiches Rekrutierungspaket mit u.a. einem Vollzeitbonus, besserer Anrechnung von Berufserfahrung und deutlicher Entlastung des Lehrpersonals.

"Polascheks Erzählung, dass er alles im Griff hat, ist völlig unglaubwürdig", befand Künsberg. So habe es im Schuljahr 2023/24 an den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschulen) rund 8.400 und an den Bundesschulen (AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) 2.800 Personen mit einem Sondervertrag gegeben - und damit mehr als im Schuljahr davor (damals 7.400 Landes- und 2.700 Bundeslehrer). Dabei sollte durch das im Vorjahr groß ausgerollte neue Quereinsteigerprogramm, bei dem Akademiker mit passendem Studium und passender Berufserfahrung einen regulären Lehrervertrag bekommen, die Zahl der Sonderverträge eigentlich zurückgehen.

Und auch beim Thema Teilzeit habe es keinerlei Fortschritte gegeben, kritisierte Künsberg Sarre. Weiterhin sei österreichweit mehr als ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer nur in Teilzeit tätig, besonders viele seien es in den ÖVP-geführten Bundesländern Tirol, Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich. Dabei würden vielerorts dringend mehr Lehrkräfte gebraucht.

Geht es nach den NEOS, wäre ein umfangreiches Rekrutierungspaket gegen den Lehrkräftemangel nötig: Mit ihrem für alle Berufssparten vorgeschlagenen Vollzeitbonus, mit dem Lehrkräfte rund 1.200 Euro zusätzlich pro Jahr verdienen würden, wollen die NEOS Lehrer in Teilzeit zum Aufstocken ihrer Arbeitsstunden bewegen. Indem bei Quereinsteigern Berufserfahrung aus dem öffentlichen Bereich und Privatwirtschaft gleichberechtigt angerechnet werden, soll außerdem der Umstieg in den Lehrberuf attraktiver werden. Dritter Teil des Pakets ist ein umfassender Bürokratieabbau sowie mehr Sekretariatskräfte und psychosoziales Unterstützungspersonal, damit das Lehrpersonal mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern bekommt. Als Vorbild nennen die NEOS Wien, wo der pinke Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr am Freitag ein entsprechendes Unterstützungspaket für Pflichtschulen vorgestellt hat.

In diesem sieht die ÖVP wiederum nur ein "PR-Paket". Die als "Entlastungspaket" angekündigten Maßnahmen würden diesen Namen nicht verdienen, findet Abg. Romana Deckenbacher. SPÖ und NEOS dürften vor der "massiven Lehrerflucht aus Wien nicht länger die Augen verschließen". Statt den Ankündigungen brauche es "echte Maßnahmen zur Wertschätzung und Unterstützung" der Lehrer an Wiens Pflichtschulen.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Schuljahr 2023/24 gab es an Pflichtschulen rund 8.400 und an Bundesschulen 2.800 Personen mit Sondervertrag, was auf einen anhaltenden Lehrermangel hinweist.
  • Die NEOS fordern ein umfangreiches Rekrutierungspaket, das u.a. einen Vollzeitbonus von 1.200 Euro pro Jahr, bessere Anrechnung von Berufserfahrung und Bürokratieabbau umfasst.
  • Mehr als ein Drittel der Lehrer arbeitet weiterhin in Teilzeit, besonders in den ÖVP-geführten Bundesländern, was die Situation weiter verschärft.