Neo-60er Darabos ist "stolzer Parteisoldat"
Pensionsreif scheint er noch nicht zu sein, dafür macht ihm der aktuelle Job als Burg- und Ausstellungskoordinator in Schlaining zu viel Spaß. "Für einen Schlussstrich ist es zu früh. Der Stress ist ähnlich groß wie in der Politik, aber es ist ein positiver Stress", stellte der Historiker fest. "Ich werde aber immer ein politischer Mensch bleiben, daher habe ich mich auch bereit erklärt zu kandidieren", verwies er auf die Kandidatur für die Nationalratswahl: "Wenn meine Expertise gefragt ist, helfe ich gerne."
Kurz hatte es nach einer aussichtsreichen Platzierung ausgesehen, geworden ist es dann jedoch der 15. Platz auf dem Bundeswahlvorschlag. "Mein Platz ist nach hinten gerückt, weil der LGBTIQ-Kandidat vorgerückt ist. Ich sehe das entspannt, ich habe genug zu tun", die SPÖ Burgenland werde sich gut in den Wahlkampf einbringen, versicherte Darabos im APA-Gespräch.
Dass die Landespartei auf die Kandidatur bei der EU-Wahl schließlich verzichtet habe, da Darabos dort ebenfalls auf einem aussichtslosen Platz kandidieren hätte sollen, sei "nicht einfach": "Offensichtlich gab es andere Interessen in der Bundespartei." Es gehe dabei aber nicht um die SPÖ Burgenland oder gar seine Person: "Wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen."
Der frühere Landes- und Bundesgeschäftsführer verwies auf vier Wahlkämpfe, die er geschlagen und gewonnen hat: "Es klingt trivial, ist aber wichtig. Die SPÖ muss auf Themen setzen, wo sie der Schmied ist, nicht der Schmiedl." Gesundheit und Soziales etwa - dort habe die Sozialdemokratie Themenführerschaft - und im Burgenland auch Migration: "Auch wenn es fad wirkt, diese Themen muss man immer trommeln."
Parteichef Babler sei sehr engagiert, es brauche aber auch die Rückendeckung aus der Parteizentrale: "Da ist noch Luft nach oben." Platz 1 sei sowohl bei der Nationalrats- als auch bei der Europawahl zu schaffen: "Aber man muss nach außen signalisieren, dass man das Feuer hat, um als Nummer 1 abzuschließen." Zwar laufe heute viel über Social Media, zentral sei aber die direkte Kommunikation mit der Bevölkerung - etwas, das Babler auch mache, hält Darabos ihm zugute.
Ob er selbst auch im Landtagswahlkampf 2025 eine Rolle spielen wird, ließ er offen: "Ich sehe den Begriff Parteisoldat nicht als Schimpfwort, sondern eher als Auszeichnung. Ich habe für die SPÖ viel geleistet und bin gerne bereit, mich weiter einzubringen." Ambitionen auf die Position des Landeshauptmanns stellte er - anders als früher mitunter kolportiert - in Abrede: "Ich war kein so schlechter Parteimanager. Aber Landeshauptmann ist Hans Peter Doskozil sicher der viel bessere." In der heutigen Zeit sei es nicht einfach, eine Absolute zu verteidigen, Doskozil - mit dem er "in bestem Einvernehmen" sei - traut er es aufgrund seiner Themensetzung aber zu. Sollte es in der Landesregierung doch eine Koalition brauchen, würde er die FPÖ auf Landesebene nicht ausschließen. Darabos war Landesrat unter Rot-Blau im Burgenland und die Zusammenarbeit habe "durchaus gut" funktioniert. Auf Bundesebene hingegen gebe es hierfür "keine Chance".
Auf seine Zeit als Verteidigungsminister blickt der heutige Kulturmanager ohne Gram zurück, auch wenn er bei dem Angebot vom damaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) kurz gezögert habe. Es sei ihm darum gegangen, Reformen durchzuführen: "Ich habe die internen Seilschaften unterschätzt. Ich hatte aber auch viel Zuspruch, weil ich die meisten Auslandseinsätze angeordnet habe." Hängen geblieben sei in der öffentlichen Meinung, dass er Zivildiener war und das Thema Eurofighter: "Das habe ich so gut wie möglich gelöst." Bei den Truppenbesuchen im Ausland habe er jedoch eine große Wertschätzung erfahren: "Das war die schönste Zeit."
Kontakt zu Gusenbauer hat er heute nicht mehr. Dessen Tätigkeit für den inzwischen insolventen Signa-Gründer Rene Benko sei "nicht förderlich für die Sozialdemokratie" und gebe "keine besonders gute Optik" ab, stellte Darabos fest. Wie er seinen runden Geburtstag am 31. Mai feiert, ist noch offen.
Zusammenfassung
- Norbert Darabos, ehemaliger Verteidigungsminister und aktueller Leiter der Friedensburg Schlaining, wird 60 Jahre alt und bezeichnet sich selbst als 'stolzen Parteisoldat'.
- Trotz einer aussichtsreichen Kandidatur für die Nationalratswahl landete Darabos auf dem 15. Platz des Bundeswahlvorschlags, hinter einem LGBTIQ-Kandidaten, sieht dies jedoch gelassen.
- Darabos betont die Notwendigkeit, dass die SPÖ auf Kernthemen wie Gesundheit und Soziales setzt, um bei nationalen und europäischen Wahlen erfolgreich zu sein.