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Selenskyj: Russland mobilisiert 300.000 Soldaten

Russland bereitet nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Mobilmachung von 300.000 weiteren Soldaten vor. Dies solle bis zum 1. Juni geschehen, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine den Präsidenten am Mittwoch. Die russische Führung selbst hat eine solche Mobilmachung bisher nicht bekanntgegeben. Fachleute rechnen allerdings angesichts hoher Verluste der russischen Streitkräfte mit einem solchen Schritt.

Das russische Verteidigungsministerium teilte indes mit, dass der Angriff auf eine Konzerthalle bei Moskau viele Bürger veranlasst habe, sich zum Militärdienst zu melden. In diesem Jahr hätten bereits 100.000 Menschen Verträge unterschrieben, hieß es. Allein in den vergangenen zehn Tagen seien es 16.000 gewesen. Während der Einstellungsgespräche hätten die meisten Bewerber als Grund angegeben, die 144 Toten des Angriffs rächen zu wollen. Für die Tat hat ein Ableger des Islamischen Staats die Verantwortung übernommen. Russland hatte jedoch auf die Ukraine verwiesen. Die Ukraine weist dies zurück.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu drängt die russische Armee bei ihrem Angriffskrieg die "ukrainischen Verbände nach Westen zurück". Laut russischen Medien sagte Schoigu bei einem Treffen von Kommandanten, die russischen Streitkräfte hätten seit Jahresanfang 403 Quadratkilometer Territorium erobert. Das würde in etwa der Fläche Wiens entsprechen. Im März habe man die Kontrolle über fünf Städte und Dörfer in der Ostukraine erlangt. Selenskyj bestritt die Aussagen Schoigus in seiner allabendlichen Videoansprache am Dienstag. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Berichte beider Seiten über die militärische Situation nicht unabhängig überprüfen.

Selenskyj betonte, Russland habe die Ukraine im März mit mehr als 3.000 Lenkbomben angegriffen. Zudem habe es Attacken mit 600 Drohnen und 400 Raketen gegeben, teilte er mit. Russland hat in den vergangenen zwei Wochen seine Luftangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur verstärkt, die bereits durch frühere Bombardements beschädigt war. Das russische Militär hat dabei vermehrt Lenkbomben eingesetzt, die von Kampfjets in russisch kontrollierten Gebieten abgeworfen werden und dann in hohem Tempo zu ihren Zielen gleiten.

Unterdessen sind infolge eines russischen Raketenangriffs in der ukrainischen Großstadt Dnipro offiziellen Angaben zufolge mindestens 18 Menschen verletzt worden. Unter ihnen seien auch fünf Kinder, die nun in Krankenhäusern behandelt würden, teilte der Gouverneur der zentralukrainischen Region, Serhij Lyssak, am Dienstag mit.

Präsident Selenskyj erklärte in seiner abendlichen Videoansprache, dass eine Hochschule und ein Kindergarten beschädigt worden seien. Selenskyj forderte vor diesem Hintergrund erneut mehr internationale Hilfe bei der Luftverteidigung: "Die Luftverteidigungssysteme, die es auf der Welt gibt, dürfen nicht einfach irgendwo auf den Stützpunkten verstauben, wenn sie Tausende Menschenleben vor dem russischen Terror retten könnten."

ribbon Zusammenfassung
  • Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu behauptet, seit Jahresbeginn 403 Quadratkilometer in der Ukraine, äquivalent zur Größe Wiens, erobert zu haben.
  • Bei einem Raketenangriff in der ukrainischen Stadt Dnipro wurden mindestens 18 Menschen verletzt, unter ihnen fünf Kinder, und eine Hochschule sowie ein Kindergarten beschädigt.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestreitet russische Erfolge und appelliert für mehr internationale Unterstützung im Bereich der Luftverteidigung gegen den 'russischen Terror'.