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Mindestens 58 Flüchtlinge bei Bootsunglück in Süditalien gestorben

Eine neue Migrantentragödie hat sich vor einem Strand vor der Hafenstadt Crotone in der süditalienischen Region Kalabrien abgespielt: Mindestens 58 Leichen, darunter viele Kinder, wurden von der Küstenwache geborgen, die zur Rettung des in Seenot geratenen Bootes eingriff.

27 Leichen wurden an den Strand gespült. 80 Überlebende wurden bis zu Mittag geborgen. Ermittlungen wurden gegen einen Mann aufgenommen, der von den Behörden als Schlepper identifiziert wurde.

Das überladene Fischerboot, das laut der Küstenwache circa 120 Personen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan an Bord hatte, konnte dem rauen Meer nicht standhalten und prallte wenige Meter vor der Küste gegen Felsen. Es zerbrach in zwei Teile. 80 Migranten konnten gerettet werden. Viele von ihnen konnten bis zum Ufer schwimmen. Patrouillenboote sind auf See mit der Suche nach Überlebenden beschäftigt. Polizei und Carabinieri sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes eilten ebenfalls zum Unglücksort.

Gegen Felsen geprallt

Das überladene Fischerboot, das laut der Küstenwache circa 120 Personen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan an Bord hatte, konnte dem rauen Meer nicht standhalten und prallte wenige Meter vor der Küste gegen Felsen. Es zerbrach in zwei Teile. Die Trümmer seien 300 Meter vor der Küste verstreut. Unter den Toten seien Frauen und Kinder. 80 Migranten konnten gerettet werden. Viele von ihnen konnten bis zum Ufer schwimmen. Patrouillenboote sind auf See mit der Suche nach Überlebenden beschäftigt. Polizei und Carabinieri sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes eilten ebenfalls zum Unglücksort.

"Nach Angaben von Überlebenden befanden sich 140 bis 150 Menschen an Bord", sagte eine Vertreterin der Provinzregierung, Manuela Curra, der Nachrichtenagentur Reuters weiter am Telefon. Das Boot habe vor drei oder vier Tagen im osttürkischen Izmir abgelegt.

Das Unglück löste große Bestürzung in Italien aus. Der italienische Staatschef Sergio Mattarella, forderte "ein starkes Engagement der internationalen Gemeinschaft, um die Ursachen der Migrationsströme zu beseitigen: Kriege, Verfolgung, Terrorismus, Armut und Klimawandel". Die EU müsse "konkrete Verantwortung für die Steuerung des Migrationsphänomens übernehmen, um es den Menschenhändlern zu entziehen".

"Es ist kriminell, ein kaum 20 Meter langes Boot mit bis zu 200 Menschen an Bord bei schlechten Wettervorhersagen in See stechen zu lassen. Es ist unmenschlich, das Leben von Männern, Frauen und Kindern gegen den Preis einer Fahrkarte einzutauschen, die sie in der trügerischen Aussicht auf eine sichere Reise bezahlt haben", kommentierte die italienische Premierministerin Giorgia Meloni. Ihre Regierung setze sich dafür ein, Migrantenabfahrten zu verhindern und die Kooperation mit den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu stärken. Die "Illusion einer Einwanderung ohne Regeln" müsse bekämpft werden.

"Riesige Tragödie"

Der Chef der ausländerfeindlichen Regierungspartei Lega und Vizepremier Matteo Salvini machte die Schlepper für die Tragödie verantwortlich, die "immer unsicherere und schäbigere Boote ins Meer schicken und dafür Millionen von Dollar kassieren, die in Waffen und Drogen reinvestiert werden". "Den Menschenhändlern das Handwerk zu legen, ist jedermanns moralische Pflicht, vor allem um unschuldiges Leben zu retten", sagte Salvini.

Der italienische Innenminister Matteo Piantedosi sprach von einer "riesigen Tragödie". Jetzt sei es wichtig, die Anstrengungen fortzusetzen, um die Abfahrten von Migranten aus Nordafrika zu stoppen. "Es ist absolut notwendig, das Phänomen der illegalen Einwanderung zu bekämpfen. Skrupellose Menschenhändler sind am Werk, die, um sich zu bereichern, improvisierte Reisen mit seeuntauglichen Booten und unter unzumutbaren Bedingungen organisieren", beklagte der Innenminister.

Der Präsident von Italiens Rotem Kreuz, Rosario Valastro, forderte einen stärkeren Einsatz der Behörden zur Vorbeugung solcher Tragödien. "Unsere Mitarbeiter sind am Werk, um die Überlebenden zu behandeln und die Leichen zu bergen", so Valastro.

Zivile Seenotrettung erschwert

Die bei Rettungseinsätzen im Mittelmeer aktiven NGOs zeigten sich ebenfalls bestürzt. "Wieder eine Katastrophe im Mittelmeer: Schmerz und Bestürzung für die Opfer. Männer, Frauen und Kinder. Es ist unerträglich, dass der einzige Weg nach Europa über das Meer führt. Das Fehlen einer europäischen Such- und Rettungsmission ist ein Verbrechen, das sich jeden Tag wiederholt", kommentierte die deutsche NGO SeaWatch.

Der Papst drückte beim Angelus-Gebet seine Bestürzung wegen des Flüchtlingsunglücks vor der Küste Kalabriens aus. Er bete für die Todesopfer, für die Vermissten und die Überlebenden. Er dankte den Rettern und all jenen, die den Überlebenden Unterstützung leisten.

Jedes Jahr versuchen Tausende Migranten auf oft wenig seetauglichen Booten aus Nordafrika nach Italien und damit nach Europa zu gelangen. Immer wieder kommt es auch zu schweren Unglücken. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind in diesem Jahr bis einschließlich Donnerstag schon 13.067 Migranten auf dem Seeweg ins Land gekommen, weit mehr als doppelt so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum (5.273). Seit 2014 seien 25.800 Menschen bei Seefahrten über das zentrale Mittelmeer ums Leben gekommen, oder vermisst, 120 davon allein 2023, teilte das Kindernetzwerk Unicef mit.

Ein neues Gesetz der rechten Regierung Meloni, das diese Woche vom Parlament verabschiedet wurde, erschwert zudem die Arbeit ziviler Seenotretter. Der Großteil der Migranten gelangt allerdings mit eigenen Schiffen und Booten nach Italien.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine neue Migrantentragödie hat sich vor einem Strand vor der Hafenstadt Crotone in der süditalienischen Region Kalabrien abgespielt.
  • Mindestens 58 Leichen, darunter viele Kinder, wurden von der Küstenwache geborgen, die zur Rettung des in Seenot geratenen Bootes eingriff.
  • 27 Leichen wurden an den Strand gespült. 80 Überlebende wurden bis zu Mittag geborgen.