Migrationsforscher Knaus: "Bringt nichts, auf Schlepper zu schimpfen"
Über 100.000 Menschen hätten laut Migrationsforscher Gerald Knaus von der europäischen Stabilitätsinitiative im vergangenen Jahr versucht, über die bei weitem "gefährlichsten Route der Welt" übers Mittelmeer nach Italien zu kommen. Italien fordert mehr Unterstützung von der EU, das sei aber "traurige Routine" und ein "Ausdruck der Hilflosigkeit", sagt er im Newsroom LIVE.
"Es bringt nichts, auf die Schlepper zu schimpfen", denn diese seien "oft skrupellos, kriminell, mörderisch" und würden weitermachen, solange Nachfrage besteht und sich Geld machen lässt. Genauso wenig bringe es, wenn Italien nach der EU schreit oder – wie die aktuelle Regierung dort – auf private Seenotretter losgeht.
Legale Migrations-Wege und Rückführungen
Man müsste "Manchen legale Wege öffnen", fordert Knaus. Genauso wichtig seien Partnerschaften mit Transitstaaten, um Menschen wieder zurückbringen zu können.
Das sei kompliziert, aber Deutschland habe zum Beispiel einen Sondergesandten dafür ernannt. "Wenn wir nichts tun, wenn wir weiter bei jeder Tragödie die gleichen hilflosen Appelle, die gleichen sinnlosen Schuldzuweisungen wiederholen, dann bleibt das Mittelmeer die tödlichste Grenze der Welt", warnt der Migrationsforscher.
Nehammer-Reise "sinnvoll"
Derzeit würde etwa niemand ernsthaft mit der Türkei reden, um zu verhindern, dass überladene Schlepperboote die Häfen verlassen. Deshalb mache es auch Sinn, dass Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) aktuell bei seinem Marokko-Besuch über Rückführungen verhandelt.
Ein knappes Drittel der Asylanträge im Jänner stamme von dort, es gebe aber kaum Chancen, dass diese anerkannt werden. Ein bilaterales Abkommen wäre also gut, sagt Knaus. Ebenfalls gut wäre jedoch, wenn auch Österreich Marokko etwas anbietet, um diese "lebensgefährliche" und "aussichtslose irreguläre Migration zu reduzieren".
Zusammenfassung
- Das Mittelmeer ist die tödlichste Grenze der Welt und jedes Mal, wenn dort Menschen bei irregulärer Migration sterben, kämen die gleichen sinnlosen Appelle, sagt Migrationsformscher Knaus.
- Stattdessen brauche es legale Migrationswege und Abkommen mit Staaten, um Rückführungen zu ermöglichen.
- Deshalb mache auch die Reise von Bundeskanzler Nehammer nach Marokko Sinn.