Sully: Rebellen gegen Johnson sind fast durchwegs weiße Männer

Gerade im Vergleich zur pflichtbewussten, wertetreuen Queen, schneide Boris Johnson nicht gut ab, das Misstrauensvotum gegen ihn sei laut Politologin Melanie Sully deshalb zu erwarten gewesen. Er habe allerdings keine Ideologie, seine Partei keine Strategie. Und etwaige Postenversprechen, um Stimmen für ihn zu bekommen, könnten zum "großen, großen" Problem werden.

Großbritanniens Premier Boris Johnson hat am Montag das Misstrauensvotum gegen ihn überstanden. 148 Konservative stimmten gegen ihn, 180 wären nötig gewesen, damit er sein Amt verliert. Laut Politologin Melanie Sully waren es mehr Gegenstimmen als erwartet wurde. Grund dafür sei auch das Thronjubiläum der Queen gewesen. Sie habe jahrzehntelang ihre Pflicht ausgeübt, stehe in den Augen der Bevölkerung für Treue und Werte "die Johnson offenbar nicht hat". "Der Unterschied könnte nicht größer sein", so die Britin im PULS 24 Interview. Ein Misstrauensvotum sei deshalb abzusehen gewesen. 

Sully: Johnson fragt sich "Was ist das Problem?"

41 Prozent seien gegen Johnson. Was er aber sehe, sei: "Ja, okay, 59 Prozent waren für mich, was ist das Problem? Ich werde weitermachen." Die Frage sei, ob er seinen wenig erfolgreichen Kurs fortsetzen wolle und wenn nicht, welche Änderungen er plant. 

Rebellen sind "weiße Männer" ohne Karrierechancen

Gerüchteweise soll Johnson im Gegenzug für Stimmen für ihn Abgeordneten Posten versprochen haben. Viel Macht habe er als Premier nicht, erklärt Sully. Natürlich könne er die Regierung im Sommer umbilden. Johnson steht im Ruf, Frauen und Abgeordnete mit Migrationshintergrund zu bevorzugen. Wenn er nun "Hinterbänklern, Rebellen", fast durchwegs weiße Männer, die keine Karrierechancen sehen, Posten verschaffe, müsse er andere "rausschmeißen". "Die können nicht alle in der Regierung sitzen und das wird ein großes, großes Problem für ihn", so Sully. 

Wie geht es für Boris Johnson weiter?

UK-Korrespondentin Alina Nahler berichtet aus London. 

Partei hat "keine Strategie"

Johnson habe keine ideologische Linie. Das sei ein Vor- und gleichzeitig ein Nachteil. Er müsse das Gleichgewicht zwischen dem rechten "Brexit-Camp" und der Mitte-links, dem linken und dem liberalen Konservatismus tragen. Welcher Linie die konservative Partei folgen soll, sei aber nicht nur sein Problem. Die Partei habe "strukturelle Probleme, die haben keine Strategie". 

ribbon Zusammenfassung
  • Gerade im Vergleich zur pflichtbewussten, wertetreuen Queen, schneide Boris Johnson nicht gut ab, das Misstrauensvotum gegen ihn sei laut Politologin Melanie Sully deshalb zu erwarten gewesen.
  • 41 Prozent seien gegen Johnson. Was er aber sehe, sei: "Ja, okay, 59 Prozent waren für mich, was ist das Problem? Ich werde weitermachen." Die Frage sei, ob er seinen wenig erfolgreichen Kurs fortsetzen wolle.
  • Johnson steht im Ruf, Frauen und Abgeordnete mit Migrationshintergrund zu bevorzugen.
  • Wenn er nun "Hinterbänklern, Rebellen", fast durchwegs weiße Männer, die keine Karrierechancen sehen, Posten verschaffe, müsse er andere "rausschmeißen".
  • "Die können nicht alle in der Regierung sitzen und das wird ein großes, großes Problem für ihn", so Sully. 
  • Welcher Linie die konservative Partei folgen soll, sei aber nicht nur sein Problem. Die Partei habe "strukturelle Probleme, die haben keine Strategie".