Religiös motivierter Streit: Libanon im Zeitzonen-Chaos
Die Umstellung auf die Sommerzeit ist auch in Österreich nicht sonderlich beliebt. Im Libanon ist wegen der Zeitumstellung aber ein veritabler politischer Streit ausgebrochen. Seit dem Wochenende gibt es in dem kleinen Mittelmeerstaat nun zwei Zeitzonen, berichtet der Radiosender Ö1.
Zeit-Streit
Ministerpräsident Nadschib Miqati, der ein Muslim ist, möchte die Zeitumstellung erst nach dem Fastenmonat Ramadan, der heuer am 21. April enden wird. Die Maronitische Kirche, die größte christliche Gruppe im Libanon, hat die Zeitumstellung aber bereits mit dem 26. März durchgeführt.
Ein Video, das in den sozialen Medien vielfach geteilt worden ist, zeigt, wie zwei Uhren am Flughafen von Beirut zwei verschiedene Zeiten anzeigen.
https://twitter.com/SergeZarka/status/1639898792517414913?s=20
Bevölkerung hat kein Verständnis
Miqati, der Muslim ist, begründet seine Entscheidung mit dem Ramadan, währenddessen er nicht die Zeit für das abendliche Fastenbrechen verschieben möchte. Die Maronitische Kirche will zum selben Zeitpunkt wie in früheren Jahren umstellen. Das Ergebnis: Die nationale Fluglinie stellt die Zeit noch nicht um. Einige christliche Fernsehsender senden aber mit der Sommerzeit.
Der Libanon hat rund sieben Millionen Einwohner und ist mit 10.452 Quadratkilometern achtmal kleiner als Österreich. Dennoch muss sich die von politischen Krisen gebeutelte Bevölkerung nun vorläufig mit zwei Zeitzonen arrangieren. Die meisten Libanes:innen halten laut Ö1 nichts von dem muslimisch-christlichen Zeit-Streit.
Warum wir die Uhr immer noch umstellen müssen
Die EU möchte den Menschen die Zeitumstellung zweimal im Jahr eigentlich ersparen. Doch unter den 27 nationalen Regierungen der Mitgliedsstaaten fehlt noch eine Einigung.
Zusammenfassung
- Der muslimische Ministerpräsident Miqati möchte die Zeitumstellung erst nach dem Fastenmonat Ramadan.
- Die christliche Maronitische Kirche hat die Uhren hingegen schon vorgedreht.