"Mehr Wertschätzung": Ärzte und Pflegepersonal protestierten in Wien
Bei klirrender Kälte versammelten sich die Mediziner, ausgestattet mit Schildern und Trillerpfeifen, und forderten die aus ihrer Sicht nötigen Reformen und Gehaltsanpassungen.
Der Protestmarsch setzte sich kurz vor 15 Uhr am Neuen Markt in Bewegung. Die Route führte zunächst an der Albertina vorbei bis zum Ring, von dort marschierte der Zug den Ring entlang vorbei am Wiener Rathaus bis zur Schottengasse und schließlich via Freyung und Graben zum Stock im Eisen Platz, wo um kurz nach 16 Uhr die Abschlusskundgebung über die Bühne ging.
Erster Protestmarsch "der Auftakt weiterer Maßnahmen"
Dort dankte der Präsident der Wiener und der Bundes-Ärztekammer, Johannes Steinhart, den Teilnehmern für ihr Engagement "für bessere Spitäler", und dies trotz der eisigen Temperaturen.
Auch Vizepräsident Harald Mayer warnte vor den sich verschlechternden Arbeitsbedingungen in den Spitälern.
Dies sei nur der Auftakt weiterer Kampfmaßnahmen gewesen, betonte der Obmann der Kurie der angestellten Ärzte, Stefan Ferenci.
Mediziner fordern "mehr Wertschätzung"
Auf teils selbstgestalteten Schildern forderten die Mediziner "mehr "Wertschätzung", "mehr Zeit für Ausbildung" oder warnten vor der "Schließung von Abteilungen" sowie der aus ihrer Sicht überschießenden Bürokratie ("Bis der Computer hochgefahren ist, ist der Patient tot"). Oftmals war dabei der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) Adressat: "Wir wissen, wo es ha(c)kt", "Unser Xundheitsystem hat einen Ha(c)ken".
Dass mittlerweile Gehaltsabschlüsse erzielt worden sind bzw. die Stadt höhere Zulagen in den Gemeindespitälern angekündigt hat, lässt die Ärztekammer unbeeindruckt. Gehen ihr die Maßnahmen doch zu wenig weit. Gefordert werden neben 30 Prozent mehr Gehalt Strukturreformen wie 30 Prozent mehr Personal, 30 Prozent mehr Zeit für Patientinnen und Patienten sowie 30 Prozent weniger Bürokratie.
Protest der Ärzte: "Seitens der Politik passiert zu wenig"
Vizepräsidenten der Ärztekammer, Stefan Ferenci, im Interview
Ferenci: Maßnahmen sind "Nebelgranate"
Die von der Stadt präsentierten Maßnahmen hatte der Obmann der Kurie der angestellten Ärzte, Stefan Ferenci, als "Nebelgranate" bezeichnet. Die Gehaltsabschlüsse seien nicht ausreichend, um die "Marktkonformität" der Gehälter herzustellen. Zuletzt waren sowohl bei den Bediensteten im öffentlichen Bereich als auch in der Sozialwirtschaft Einigungen knapp unter der Zehn-Prozent-Marke präsentiert worden. Damit würde bestenfalls die Inflation abgegolten, und das nach Abschlüssen unter der Inflationsrate in den vergangenen Jahren, lautet die Argumentation.
Ferenci erklärte am Rande der Protestkundgebung, dass man immer "gesprächsbereit" sei. Man werde dem Gesundheitsstadtrat nun Zeit geben, darüber nachzudenken. Nötigenfalls wolle man aber im Frühjahr Kampfmaßnahmen ergreifen. Der heutige Protestzug habe zu keiner Beeinträchtigung in den Spitälern geführt. Angesichts von Grippe und Corona wäre ein "klassischer Streik" derzeit auch verantwortungslos.
Zusammenfassung
- Bei einem von der Wiener Ärztekammer organisierten Protestmarsch sind am Montag mehrere Hundert Ärzte und Beschäftigte der Spitäler der Bundeshauptstadt durch die Innenstadt gezogen.
- Bei klirrender Kälte versammelten sich die Mediziner, ausgestattet mit Schildern und Trillerpfeifen, und forderten die aus ihrer Sicht nötigen Reformen und Gehaltsanpassungen.
- Der Protestmarsch setzte sich kurz vor 15 Uhr am Neuen Markt in Bewegung.