APA/KLAUS TITZER

KPÖ und BIER-Partei für jeden Zehnten "ganz sicher" wählbar

Während die Österreicher:innen mit den großen Parteien zunehmend unzufrieden sind, erstarken die Kleinen. KPÖ und BIER-Partei sind laut dem "Österreich Trend" nicht zu unterschätzen und können vor allem für die SPÖ und die NEOS zur Gefahr werden.

Die FPÖ liegt in Umfragen konstant vorne, Karl Nehammer würde, könnte man den Kanzler direkt wählen, weiter im Amt bleiben. Das finden die Österreicher:innen laut dem von ATV, APA und PULS 24 erhobenen "Österreich Trend". Gleichzeitig ist das Vertrauen in die Spitzenpolitiker endenwollend, Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil laufen Nehammer und Kickl klar den Rang ab. 

Die Wähler:innen sind unzufrieden, davon profitieren kleine, bisher eher unbeachtete Parteien. Marco Pogo wurde bei der Bundespräsidentschaftswahl in Wien Zweiter, Hans Peter Doskozil warnte schon damals, dass die BIER-Partei nicht zu unterschätzen sei. In der Steiermark und Salzburg fuhr nun die KPÖ Erfolge ein, die KPÖ plus könnte in Salzburg der FPÖ den Wahlsieg gekostet haben. 

Austria Trend: Wählbarkeit von KPÖ und Bier-Partei

Die KPÖ käme derzeit bundesweit auf drei Prozent, die BIER-Partei mit Marco Pogo auf zwei Prozent, wie der "Österreich Trend" zeigt. "Auffallend ist in der Sonntagsfrage der hohe Anteil an Nennungen "Andere Partei" mit sechs Prozent", zeigt Meinungsforscher Peter Hajek das Potenzial auf.

Für jeden Zehnten "sicher wählbar"

"Dass das Wählerpotenzial für beide Parteien größer ist, zeigt die Frage nach der grundsätzlichen Wählbarkeit. Für jeden zehnten Wahlberechtigten in Österreich ist sowohl die KPÖ als auch die BIER-Partei 'ganz sicher' wählbar", so Hajek.

Ob die KPÖ bundesweit punkten kann, wird von den Spitzenkandidaten abhängen. Außerdem unterscheiden sich die politischen Linien der KPÖ in der Steiermark und in Salzburg. Fraglich ist, wie sich die Bundes-KPÖ positioniert. Zum Stolperstein bei der Nationalratswahl könnte es laut Hajek auch werden, falls den Kommunisten in Salzburg und der Steiermark "grobe Schnitzer" unterlaufen. 

BIER und KPÖ fischen im gleichen Wähler-Pool

Eine Herausforderung für beide Listen stellt die große Wählerüberschneidung dar: 38 Prozent der BIER-Wähler tendieren auch zur KPÖ, vice versa 41 Prozent der KPÖ-Wähler zu Pogo. Man würde sich also gegenseitig Wählerpotenziale streitig machen.

Für SPÖ und NEOS gefährlich

In der aktuellen Situation stellen beide Gruppierungen ein massives Problem für die SPÖ dar: beide Wählergruppen können signifikant SPÖ-Wähler ansprechen. Pogo ist zudem für die NEOS eine Gefahr. "Im Interesse der NEOS ist es, dass Dominik Wlazny nicht antritt, sonst könnte es unangenehm werden", sagt Hajek im Newsroom-Interview bei Thomas Mohr. Interessant:  Pogos Zielgruppe sind vor allem die Unter-30-Jährigen, die KPÖ wählen eher 30- bis 60-Jährige.

Fast 20 Prozent oder jede:r fünfte hält die Neuen für eine Alternative zu den fünf im Nationalrat vertretenen Parteien. 

"Österreich Trend" von Peter Hajek im Auftrag von ATV/PULS 24/APA, telefonische und Online-Befragung, 800 Befragte unter wahlberechtigten Österreicher:innen, maximale Schwankungsbreite: +/- 3,5 %, durchgeführt vom 24. bis 27. April 2023. 

ribbon Zusammenfassung
  • Während die Österreicher:innen mit den großen Parteien zunehmend unzufrieden sind, erstarken die Kleinen.
  • KPÖ und BIER-Partei sind laut dem "Österreich Trend" nicht zu unterschätzen und können vor allem für die SPÖ und die NEOS zur Gefahr werden.