Karl Nehammer nach der Salzburg-WahlAPA/BARBARA GINDL

Sonntagsfrage: FPÖ Nr. 1, aber Nehammer läuft Kickl den Kanzler-Rang ab

Die FPÖ bleibt im "Österreich-Trend" im Auftrag von ATV weiter die stärkste Partei in den Umfragen. Die Schwäche der etablierten Parteien macht sich aber zunehmend bemerkbar, KPÖ und Bierpartei drängen mit großem Potenzial nach. Und obwohl die Blauen die Umfrage-Nummer-1 sind, würde bei einer Direktwahl nicht Kickl ins Kanzleramt ziehen, sondern Nehammer im Sattel bleiben, während Rendi-Wagner weiter absackt.

Die FPÖ liegt in Umfragen seit Monaten stabil bei rund 30 Prozent, seit dem vergangenen "Österreich-Trend", der im Dezember 2022 abgefragt wurde, ist das jedoch ein Zuwachs von fast 13 Prozent für die Blauen. Im gleichen Zeitraum sind die Türkisen um 13,5 Prozent auf 24 abgesackt. Nicht einmal ein Viertel der Österreicher:innen würde also aktuell der Kanzler-Partei ihre Stimme geben.

Austria Trend: Sonntagsfrage Nationalratswahl

Zuwachs für SPÖ

Überraschend ist, dass die SPÖ relativ unbeschadet vom Führungsstreit um Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler um 0,8 Prozent zulegen konnte. Das ist wohl seit langem andauernden Talfahrt der Roten geschuldet. Die Grünen lägen, würde nun gewählt, bei zehn Prozent, knapp dahinter die NEOS mit neun Prozent. 

Austria Trend: Sonntagsfrage Nationalratswahl

Kanzler: Es geht bergauf für Nehammer

"In der Kanzlerfrage gewinnt Karl Nehammer langsam wieder an Boden", analysiert Hayek. Könnte man den Bundeskanzler direkt wählen, würde der ÖVP-Amtsinhaber auf 32 Prozent und damit auf fast ein Drittel aller Stimmen kommen. 

Hier wirkt sich der SPÖ-Führungsstreit aber deutlich aus: Pamela Rendi-Wagner fällt hinter Herbert Kickl zurück. Während der blaue Parteichef bei 28 Prozent liegt, würde nur noch jede:r Fünfte Pamela Rendi-Wagner seine Stimme geben (20 Prozent). Werner Kogler von den Grünen wollen elf Prozent im Kanzleramt, NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger neun. 

Austria Trend: Bundeskanzler Direktwahl

Große Potenziale für KPÖ und BIER-Partei 

Nicht abgebildet in der Grafik, dafür umso interessanter, ist das Erstarken neuer Klein-Parteien. Die BIER-Partei und ihr Chef Marco Pogo machte schon im Bundespräsidentschaftswahlkampf von sich sprechen. Jeder Zehnte Befragte (10,2 Prozent) hält die BIER-Partei für ganz sicher wählbar. Als zweiter neuer Player bringt sich auch die KPÖ ins Spiel. Nach Wahlerfolgen in der Steiermark und zuletzt in Salzburg, halten fast zehn Prozent (9,6) die KPÖ für ganz sicher wählbar. 

Sechs Prozent würden der KPÖ oder der BIER-Partei ihre Stimme geben, wären heute Wahlen. "Die Werte für die BIER-Partei überraschen seit der Wien- und Bundespräsidentenwahl nicht, jene für die KPÖ bundesweit schon", sagt Meinungsforscher Peter Hayek. "Eine Herausforderung für beide Listen stellt die große Wählerüberschneidung dar: 38 Prozent der BIER-Wähler tendieren auch zur KPÖ, vice versa 41 Prozent der KPÖ-Wähler zu Pogo. Man würde sich also gegenseitig Wählerpotenziale streitig machen."

Gefährlich könnten die beiden Kleinparteien den NEOS und der SPÖ werden. Denn BIER-Partei-Wähler würden vermehrt aus dem NEOS-Lager kommen, während KPÖ-Wähler von der SPÖ kommen, wie Meinungsforscher Peter Hajek im Newsroom LIVE erklärt. 

Austria Trend: Wählbarkeit von KPÖ und Bier-Partei

"Österreich Trend" von Peter Hajek im Auftrag von ATV/PULS 24/APA, telefonische und Online-Befragung, 800 Befragte unter wahlberechtigten Österreicher:innen, maximale Schwankungsbreite: +/- 3,5 %, durchgeführt vom 24. bis 27. April 2023.

ribbon Zusammenfassung
  • Die FPÖ bleibt im "Österreich-Trend" im Auftrag von ATV weiter die stärkste Partei in den Umfragen.
  • Die Schwäche der etablierten Parteien macht sich aber zunehmend bemerkbar, KPÖ und Bierpartei drängen mit großem Potenzial nach.
  • Und obwohl die Blauen die Umfrage-Nummer-1 sind, würde bei einer Direktwahl nicht Kickl ins Kanzleramt ziehen, sondern Nehammer im Sattel bleiben, während Rendi-Wagner weiter absackt.