APA/WOLFGANG DOLESCH

Unwetter-Chaos: Schäden werden allmählich sichtbar

Am Samstag gingen heftige Unwetter über Österreich nieder, besonders hart traf es erneut die Steiermark. Doch auch im Rest des Landes sorgten Starkregen und Hagel für chaotische Zustände. In Tirol wurden Straßen vermurt, in Salzburg wurde ein Fußgänger im Starkregen getötet. Das Bundesheer ist in der Steiermark und dem Burgenland im Einsatz.

Nicht nur in der Steiermark und dem Burgenland haben die Unwetter am Samstag gewütet. Quer durch das Land werden Murenabgänge und Unwetterschäden gemeldet. Der Überblick:

Tirol: Vollbesetztes Auto von Mure erfasst

Unwetter mit Starkregen und Hagel hielten Samstagabend auch die Einsatzkräfte in Tirol, konkret im Unterland, auf Trab und hatten lokal einige Murenabgänge zur Folge. In Reith im Alpbachtal (Bezirk Kufstein) wurde etwa ein Pkw mit vier Insassen von einer Mure erfasst und leicht beschädigt. Die Personen blieben unverletzt. Auch in Mariastein und Auffach in der Wildschönau (ebenfalls Bezirk Kufstein) wurden Straßen teils verlegt.

Vereinzelt betroffen vom Unwetter war auch Kitzbühel. Im Bereich des Alten Spitals kam es zu einer Verklausung eines Baches, was zu Überschwemmungen führte, meldete die dortige Feuerwehr. In einige Häuser drang Wasser. Großflächigere Überschwemmungen bzw. schwere Schäden blieben im Bundesland aber aus.

Besonders betroffen war der "Großraum Wörgl-Kufstein-Fieberbrunn-Hochfilzen" - dies betraf die Bezirke Kufstein und Kitzbühel - die Unwetter-Warnstufe "Orange", die dritthöchste, ausgegeben worden. Überschwemmungen bzw. schwere Schäden blieben aber bisherigen Informationen zufolge aus.

Das Land Tirol erwartet in Folge von prognostizierten intensiven, lokalen Niederschlägen von Sonntagabend bis Montagvormittag erhöhte Pegelstände am Inn. Dadurch könne es zu Überschwemmungen im Bereich von Bächen und kleinen Fließgewässern kommen, hieß es in einer Aussendung. "Ein Übertritt des Inns ist jedoch nicht zu erwarten", betonte Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement.

Überschwemmung im Burgenland: Bundesheer im Einsatz

Im Burgenland sind einige Gewässer über die Ufer getreten, wobei der Bezirk Oberwart besonders stark betroffen ist. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist in Abstimmung mit der Bezirkshauptmannschaft Oberwart und hat bei Verteidigungsministerin Claudia Tanner (ÖVP) Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert, hieß es am Sonntagvormittag.

Laut dem Verteidigungsministerium ist das Bundesheer in der Steiermark und dem Burgenland im Assistenzeinsatz, um bei den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten zu helfen. In der Steiermark unterstützt das Heer mit einem Katastropheneinsatzzug und dem Bau einer Brücke in Feldbach. Auch im Bereich Hartberg-Füstenfeld finden Erkundungen statt. Im Burgenland wurde der Einsatz aufgrund überschwemmter Wahllokale am späten Vormittag erkundet.

"Die Menschen in den betroffenen Orten können versichert sein, dass unsere Soldaten gemeinsam mit den zivilen Einsatzkräften alles Mögliche tun werden, um ihnen so schnell wie möglich zu helfen", erklärte Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Das Heer sei bereit, solange wie nötig im Einsatz zu bleiben, um die Folgen der Unwetterkatastrophe zu bewältigen.

Im Bezirk Oberwart wurde in Rotenturm an der Pinka und in Siget in der Wart Zivilschutzalarm und in der Stadt Oberwart eine Zivilschutzwarnung ausgelöst. Für den gesamten Bezirk gelte der Katastrophenfall.

Seit Samstagnachmittag wurden im ganzen Bundesland laut Angaben des Landesmedienservice rund 1.400 Feuerwehreinsätze gezählt. Allein im Bezirk Oberwart waren 75 Feuerwehren mit 230 Fahrzeugen und rund 1.500 Personen im Einsatz. Im Bezirk Güssing waren insgesamt 21 Feuerwehren und im südlichsten Bezirk, Jennersdorf, 20 Feuerwehren tätig. Auch im Bezirk Mattersburg waren 19 Feuerwehren mit 345 Mitgliedern mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

"Für den gesamten Bezirk Oberwart bleibt der Katastrophenfall weiterhin aufrecht. Aktuell ist die Lage angespannt, aber stabil", so der Leiter des Landesstabs Claus Paar in einem Statement gegenüber der APA.

Oberösterreich: 1.700 Hilfskräfte im Einsatz

In Oberösterreich standen insgesamt 1.700 Hilfskräfte im Einsatz, ab 19.00 Uhr kamen die ersten Alarmierungen herein. In Summe waren 115 Feuerwehren bei 91 Einsätzen eingesetzt. Am meisten betroffen waren die Bezirke Braunau am Inn, Vöcklabruck, Gmunden, Wels-Land und Linz-Land. Nach derzeitigen Kenntnissen sind keine Personen verletzt worden. Im Vergleich zu anderen Unwettern bewertete das Landes-Feuerwehrkommando das Geschehen in der Nacht auf Sonntag als "weniger gravierend", wie es in einer Pressemitteilung hieß.

Nach derzeitigen Kenntnissen sind keine Personen verletzt worden.

Galerie: Das Ausmaß des Unwetters

Salzburg: Zahlreiche Einsätze, Autofahrer übersah im Starkregen Fußgänger

Durch das Unwetter in der Nacht auf Sonntag hat in der Stadt Salzburg ein 24-jähriger Einheimischer einen Fußgänger am Zebrastreifen übersehen und mit seinem Wagen erfasst. Die Sicht war für den Lenker durch den Starkregen laut Polizei so eingeschränkt, dass er den 35-Jährigen am Schutzweg zu spät bemerkt hatte. Das Unfallopfer wurde auf die Fahrbahn geschleudert und brach sich den linken Schienbeinkopf, berichtete die Polizei in einer Presseaussendung.

Die schweren Unwetter bedeuteten vor allem für die Einsatzkräfte in Pfarrwerfen im Bezirk St. Johann im Pongau für zahlreiche Einsätze, wie das Landesfeuerwehrkommando mitteilte. Ab 19.00 Uhr sorgten bis Mitternacht umgestürzte Bäume und überflutete Keller für arbeitsreiche Nachtstunden. Bei einem Wohnhaus in Hanglage wurde ein Fenster eingedrückt und der Keller unter Wasser gesetzt. Im Ort dämmten die Florianis dazu mit Sandsäcken die übergehenden Gerinne und Bäche ein.

Steiermark: Autos von Sturzregen mitgerissen

Am schwersten erwischte es in der Nacht auf Sonntag der Großraum Graz und im speziellen Deutschfeistritz. Mehrere Autos wurden dort von einer Sturzflut mitgerissen und zerstört. 

Wie Ö3 auf dem Kurznachrichtendienst X vermeldete, mussten mehrere Personen bei Übelbach ausgeflogen werden. Harald Eitner von der Landeswarnzentrale sagte der APA, dass die Häuser der Betroffenen durch Schäden von der Umwelt abgeschnitten waren.

In Deutschfeistritz, Eggersdorf, und in Nord-Andritz in Graz wurde zwischenzeitlich Zivilschutzalarm ausgelöst, der in der Früh wieder aufgehoben wurde. Betroffen waren die Bezirke Graz-Umgebung, Hartberg-Fürstenfeld und Teile der Südoststeiermark. Auch in Oberwart im Burgenland wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Für den Bezirk Hartberg-Fürstenfeld galt ab Sonntag Katastrophenalarm.

In der Steiermark waren zudem gleich mehrere Wahllokale für die EU-Wahl durch die schweren Unwetter nicht zugänglich beziehungsweise wurden diese überhaupt zerstört.Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld waren laut Land Steiermark hunderte Keller und Straßen überflutet, in Lafnitz war ein Damm gebrochen. Zwei Brücken in Kleinlungitz und Schäffern sowie einige weitere in Vorau wurden weggeschwemmt, eine Brücke in Unterlungitz muss noch überprüft werden.

Die Landeswarnzentrale Steiermark riet in der Nacht auf Sonntag der Bevölkerung zu äußerster Vorsicht, teilte die Kommunikation Steiermark mit. Die Ufer von Gewässern sollten in den von großen Regenmengen betroffenen Gebieten gemieden werden, Keller von Häusern ebenso.

Vorarlberg: Bodensee-Wasserstand sorgt weiter für Besorgnis

Der hohe Wasserstand des Bodensees sorgt in den Vorarlberger Anrainergemeinden weiter für Anspannung. Aufgrund der teils intensiven Niederschläge und der Schneeschmelze transportiert der Rhein weiter große Wassermengen in den See.

Wie die Wasserwehr am Alpenrhein bekannt gab, werden aus Sicherheitsgründen die üblicherweise für Jedermann zugänglichen Rheinvorländer - dabei handelt es sich um Überflutungsflächen des Alpenrheins - von Lustenau bis zur Rheinmündung gesperrt.

Der Pegel des Bodensees stand am Sonntag bei über fünf Metern - genau bei 5,04 Meter. Im langjährigen Durchschnitt betrug der Wasserstand am 9. Juni 4,11 Meter. Eine Höhe von 5,12 gilt als Wert, den der Bodensee nur alle zehn Jahre erreicht. In den Gemeinden Bregenz, Hard und Fußach wurden mobile Schutzanlagen eingerichtet. Laut Prognose soll der Bodensee noch bis Dienstag um einige Zentimeter weiter ansteigen.

A9 bleibt gesperrt

Die Unwetter vom Samstag richteten deutlich größere Schäden an der A 9 Pyhrnautobahn an als befürchtet. Insgesamt fünf Muren gingen bei Übelbach auf die Autobahn ab. Teilweise waren die Schlamm- und Gerölllawinen bis zu zwei Meter hoch. 

Mitarbeiter der ASFINAG, der Feuerwehren und Frächter waren mit 20 LKW und sieben Baggern rund um die Uhr im Einsatz, um die Erdmassen zu entfernen, von den instabilen Hängen kamen jedoch immer weitere Erd- und vor allem Wassermengen nach.

Die A9 muss aus Sicherheitsgründen jedenfalls bis Ende der kommenden Woche in beiden Richtungen gesperrt bleiben. Frühestens am Freitag könnte auf der Richtungsfahrbahn Voralpenkreuz ein Gegenverkehrsbereich eingerichtet werden. Die Sanierungsarbeiten auf der Richtungsfahrbahn Spielfeld werden jedoch länger dauern.

Wetterbericht für Sonntag

ribbon Zusammenfassung
  • Am Samstag gingen heftige Unwetter über Österreich nieder, besonders hart traf es wieder einmal die Steiermark.
  • Doch auch im Rest des Landes sorgten Starkregen und Hagel für chaotische Zustände.
  • In Tirol wurden Straßen vermurt, in Salzburg wurde ein Fußgänger im Starkregen getötet.
  • In Oberösterreich waren 1.700 Helfer im Einsatz.
  • Das Bundesheer ist in der Steiermark und dem Burgenland im Einsatz.