APA/GEORG HOCHMUTH

Karner erwartet Asyl-Solidarität von Ungarn und Deutschland

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) erwartet, dass andere EU-Länder nach dem jüngsten EU-Asylkompromiss bei der Aufnahme von Asylbewerbern gegenüber Österreich solidarisch sind.

Explizit nannte Karner im Interview mit dem "Kurier" (Samstag-Ausgabe) Ungarn und Deutschland. "Deutschland ist zehnmal so groß, hatte aber nur doppelt so viele Asylanträge" wie Österreich, das 112.000 Asylanträge im Vorjahr verzeichnete, sagte Karner.

Freilassung von Schleppern in Ungarn

Die umstrittene Freilassung von Schleppern in Ungarn, die in Österreich quer durch alle Parteien für Empörung gesorgt hatte, habe er "sehr deutlich und intensiv mit dem ungarischen Innenminister (Sandor Pinter, Anm.) besprochen", sagte Karner.

Pinter habe ihm versichert, dass jene Schlepper, die in gemeinsamer Polizei-Aktion mit Österreich festgenommen wurden, weiter inhaftiert seien. Bei den Freigelassenen handle es sich demnach um Schlepper, die länger im Gefängnis waren und einen Großteil ihrer Strafe verbüßt hätten. "Die wurden in Richtung Serbien freigelassen", so Karner.

Karner hält an Grenzkontrollen zu Slowenien fest

Karner hält weiter an den Grenzkontrollen zu Slowenien fest. Die österreichische Polizei werde jedoch für einen möglichst fließenden Urlauberverkehr sorgen, versicherte der Innenminister. Inhaltlich begründete Karner die Kontrollen mit Routenänderungen durch die Schlepper, die verstärkt über Kroatien und Slowenien, aber auch über Polen und Deutschland kommen würden.

In Hinblick auf Österreichs Veto gegen die Schengen-Erweiterung um Rumänien und Bulgarien habe sich an der Situation "nichts entscheidend geändert", so Karner, "weshalb ich die Kontrollen weiterhin für absolut notwendig halte".

Schnellverfahren an der EU-Außengrenze die richtige Richtung

Angesprochen auf die Praxis von illegalen Pushbacks von Flüchtlingen, sagte Karner, ein gewaltsames Zurückstoßen sei illegal. Sein Vorschlag sei eine Zurückweisungsrichtlinie. "Die Möglichkeit der Zurückweisung gibt es bereits, wenn jemand nicht um Asyl ansuchen will und keinen legalen Aufenthaltstitel hat. Das kommt auch an den österreichischen Grenzen vor."

Mit Schnellverfahren an der EU-Außengrenze gehe das in die richtige Richtung, so Karner. FPÖ-Chef Herbert Kickl habe in seiner Zeit als Innenminister keinen einzigen Pushback gemacht, so Karner, der den Freiheitlichen "groß reden" bescheinigte.

ribbon Zusammenfassung
  • Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) erwartet, dass andere EU-Länder nach dem jüngsten EU-Asylkompromiss bei der Aufnahme von Asylbewerbern gegenüber Österreich solidarisch sind.
  • Explizit nannte Karner im Interview mit dem "Kurier" (Samstag-Ausgabe) Ungarn und Deutschland.
  • Die umstrittene Freilassung von Schleppern in Ungarn habe er "sehr deutlich und intensiv mit dem ungarischen Innenminister (Sandor Pinter, Anm.) besprochen.
  • Karner hält weiter an den Grenzkontrollen zu Slowenien fest.
  • In Hinblick auf Österreichs Veto gegen die Schengen-Erweiterung um Rumänien und Bulgarien habe sich an der Situation "nichts entscheidend geändert".