Karner: "Cherson könnte in ukrainische Hände übergehen"
Das AKW Saporischschja muss erneut vom Stromnetz genommen werden, meldete die Ukraine heute. Das Atomkraftwerk ist das größte Europas, es wird von Russland besetzt und wurde in der Vergangenheit wiederholt beschossen.
Der Militärstratege Gerald Karner erklärt der Beschuss diene dazu, "der Öffentlichkeit Angst und Schrecken einzujagen". Es könne zwar nie ausgeschlossen werden, dass es tatsächlich zu einem Gau käme - etwa, wenn die Brennstäbe nicht mehr gekühlt werden könnten - aber er geht nicht davon aus, dass beide Seiten es dazu kommen lassen würden.
Drohnenangriffe werden weniger
Der Beschuss des AKW sei im Kontext der vermehrten Drohnenangriffe der letzten Tage und Wochen zu sehen, durch die kritische Infrastruktur zerstört wurde. Die Drohnen-Arsenale würden sich derzeit aber leeren und der "Beschuss sporadischer werden", so Karner.
Dass Angriffe auf die Infrastruktur so zentral wurden, sei mit den militärischen Erfolgen der Ukraine zu erklären, sagt Karner. Außerdem sei der bevorstehende Winter als Zeitpunkt "für derartige Angriffe besonders günstig".
Cherson vielleicht bald wieder in ukrainischer Hand
Die Ukraine verzeichnet indes möglicherweise bald wieder militärische Erfolge. Laut Karner hätten sich viele russische Soldaten aus der Stadt Cherson zurückgezogen, sogar die Flaggen seien entfernt worden. "Cherson könnte in den nächsten Tagen in ukrainische Hände übergehen", erklärt er.
Das Fortkommen beider Truppen stagniere allerdings. Es gäbe "dramatische hohe Verluste", vor allem auf russischer Seite. Die nachgeholten Reservisten seien oft zu schlecht ausgebildet und ausgestattet. Bis zu 3.000 russischen Soldaten sollen in vier bis fünf Tagen gefallen sein. Diese Verluste seien höher als die Gesamtzahl der gefallenen US-amerikanischen Soldaten im Afghanistan-Krieg.
Zusammenfassung
- Das Atomkraftwerk Saporischschja wurde erneut beschossen.
- Was das für den weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs bedeutet und wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines GAUs ist, erklärt der Militärstratege Gerald Karner im PULS 24 Interview.