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Rauch zum Donauinselfest: "G'scheit ist es wahrscheinlich nicht"

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) verteidigt die Abschaffung der Impfpflicht und das weitgehende Fehlen von Corona-Schutzmaßnahmen trotz weiter steigender Corona-Zahlen und düsterer Prognosen. Auch am Donauinselfest wird das Testen - auch wegen bürokratischen Aufwands - nicht verpflichtend, obwohl der Minister selbst von der Massenveranstaltung nicht überzeugt ist.

Im dritten Jahr der Pandemie könne man nicht im Dauerkrisenzustand bleiben, sagte der Gesundheitsminister im "Ö1 Morgenjournal". Generell gebe es in Europa den Trend, "ein Leben mit Corona zu ermöglichen". Es werde im Umgang mit der Pandemie Eigenverantwortung, Selbsteinschätzung und Solidarität dem Nächsten gegenüber brauchen. "Das werden wir lernen müssen." 

Donauinselfest "nicht zu verhindern"

In Wien werden es die Leute sogar recht schnell lernen müssen, denn an diesem Wochenende steht drei Tage lang das Donauinselfest an. 2019 besuchten das über zwei Millionen Menschen. Einschränkungen gibt es aktuell keine. Auch der Gesundheitsminister scheint sich bewusst zu sein, was auf die Besucher zukommen kann und Simulationsforscher Peter Klimek rechnete schon vor Tagen im Juli und August mit mindestens 30.000, höchstens 60.000 Neuinfektionen täglich"Also g'scheit ist es wahrscheinlich nicht, aber zu verhindern ist es auch nicht", sagte er "Ö1" nach dem Donauinselfest befragt. Man könne die Leute ja im Sommer nicht einsperren. 

Versuchen, sich "bestmöglich zu schützen"

Rauch verteidigt trotzdem, dass am Donauinselfest keine Testpflicht verhängt wurde, denn "das ist dann wieder mit bürokratischem Aufwand verbunden". "Ich würde halt empfehlen, dass die Leute sich testen gehen, bevor sie zum Fest gehen", so der Gesundheitsminister, oder am Weg dorthin Maske tragen oder versuchen, sich "bestmöglich zu schützen". 

Ludwig am Donauinselfest: Es gibt Aufruf, Masken zu verwenden

Wiens Bürgermeister Michel Ludwig (SPÖ) konterte am Abend im PULs 24 Interview: Wenn Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) Sorgen wegen der Corona-Infektionsgefahr beim Donauinselfest hat, hätte er die Maßnahmen und das Testregime nicht abschaffen sollen, so Ludwig. Auch Ludwig rät aber, im Gedränge und in Innenräumen Maske zu tragen.

Bei Spitalsüberlastung wieder Maskenpflicht

Von einem Kollaps der Spitäler sei man laut Klimek zwar noch weit entfernt, der Simulationsforscher rechnet jedoch mit einer "hohen Anzahl auf Normalstationen und vielen Krankenständen". Sollte eine Überlastung des Gesundheitssystems drohen, ist der Gesundheitsminister "natürlich verpflichtet auch zu reagieren" und schon vor Herbst die Maskenpflicht wieder einzuführen.

Dass die Maskenpflicht angesichts der zu erwartenden weiteren Coronawelle nicht gleich in bestimmten Bereichen wie dem öffentlichen Verkehr beibehalten wurde, so wie in Wien, verteidigte Rauch. Er gehe davon aus, dass wir mit der Maske leben werden müssen und die Menschen müssten Eigenverantwortung lernen. Rauch empfiehlt also, in gut gefüllten Öffis freiwillig Maske zu tragen, in leeren Zügen und am Abend aber nicht. Es sei nämlich auch in den kommenden Jahren mit weiteren Wellen zu rechnen.

"Impfpflicht fachlich und rechtlich nicht gerechtfertigt"

Dass die zuletzt bereits ausgesetzte Impfpflicht nun komplett abgeschafft werden soll, verteidigte Rauch erneut. Diese sei ein massiver Eingriff in Persönlichkeit- und Freiheitsrechte und laut Einschätzung der Impflicht-Kommission wäre bisher ein Scharfstellen der Impfpflicht nicht verhältnismäßig gewesen.

"Ich kann nicht einfach eine Maßnahme setzen, die einen wirklich deutlichen Eingriff darstellt, wenn sie nicht sowohl fachlich wie auch rechtlich gerechtfertigt ist und das war sie nicht." Für die Abschaffung habe man sich nun entschieden, weil diese Maßnahme die Gesellschaft spalte. Im Herbst werde man allerdings angesichts der multiplen Krisen wie Ukraine-Krieg, Teuerung und Problemen bei der Energieversorgung "jeden Millimeter Solidarität und Gemeinsinn brauchen".

ribbon Zusammenfassung
  • Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) verteidigt die Abschaffung der Impfpflicht und das weitgehende Fehlen von Corona-Schutzmaßnahmen trotz weiter steigender Corona-Zahlen und düsterer Prognosen.
  • Auch am Donauinselfest wird das Testen - auch wegen bürokratischen Aufwands - nicht verpflichtend, obwohl der Minister selbst von der Massenveranstaltung nicht überzeugt ist.
  • "Ich würde halt empfehlen, dass die Leute sich testen gehen, bevor sie zum Fest gehen", so der Gesundheitsminister, oder am Weg dorthin Maske tragen oder versuchen, sich "bestmöglich zu schützen". 
  • Sollte eine Überlastung des Gesundheitssystems drohen, ist der Gesundheitsminister "natürlich verpflichtet auch zu reagieren" und schon vor Herbst die Maskenpflicht wieder einzuführen.