Israels Militär entlässt Offiziere nach Tötung von Helfern
Die israelischen Soldaten seien fälschlicherweise davon ausgegangen, dass sie bei ihrem Drohnenangriff im Gazastreifen auf Fahrzeuge mit bewaffneten Hamas-Kämpfern zielten. Stattdessen sei ein Konvoi der WCK getroffen worden. Der Tod der Helfer, die im Gazastreifen Mahlzeiten an die notleidende Zivilbevölkerung verteilten, löste weltweit Entsetzen und scharfe Kritik an Israel aus.
Die am Freitag veröffentlichte Untersuchung der Armee kam zu dem Ergebnis, dass der Vorfall am Montagabend ein "schwerwiegendes Versagen" der israelischen Einsatzkräfte darstellte. Generalstabschef Herzi Halevi habe entschieden, einen verantwortlichen Kommandanten sowie den Stabschef der zuständigen Brigade von ihren Positionen zu entlassen, teilte das Militär mit.
Die israelischen Einsatzkräfte erkannten demnach die Fahrzeuge nicht als Wagen der WCK. Die Angriffe auf die drei Fahrzeuge seien unter "einer schwerwiegenden Verletzung der Befehle und der Standardarbeitsanweisungen" der Armee durchgeführt worden. "Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Vorfall nicht hätte passieren dürfen", hieß es weiter. Nach Angaben von World Central Kitchen waren die drei bombardierten Fahrzeuge klar gekennzeichnet.
Einem Bericht der israelischen Zeitung "Haaretz" zufolge identifizierte die Einheit, die für die Sicherheit der vom Konvoi befahrenen Straße verantwortlich ist, einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen. Der von Fahrzeugen des WCK eskortierte Lastwagen sei anschließend in eine Lagerhalle gefahren. Wenige Minuten später hätten die drei Fahrzeuge der Hilfsorganisation die Lagerhalle wieder verlassen - jedoch ohne den Lastwagen, auf dem sich der Bewaffnete befunden haben soll.
Die World Central Kitchen bezeichnete die Untersuchung des israelischen Militärs zu ihren getöteten Helfern im und die Entlassung der Offiziere als "wichtige Schritte nach vorn", forderte aber gleichzeitung grundlegende Veränderungen. "Ohne einen systemischen Wandel wird es weitere militärische Fehlschläge, weitere Entschuldigungen und weitere trauernde Familien geben", schrieb die Organisation mit Sitz in der US-Hauptstadt Washington am Freitag.
Der Bericht zeige, dass das Militär "tödliche Gewalt ohne Rücksicht auf ihre eigenen Protokolle, ihre Befehlskette und ihre Regeln eingesetzt" habe. Das Militär habe darin auch eingeräumt, dass das Team der WCK "alle ordnungsgemäßen Kommunikationsverfahren" eingehalten habe.
Die Hilfsorganisation bekräftigte einmal mehr ihre Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung des Vorfalls durch Dritte. Ihre Einsätze im Gazastreifen blieben weiter ausgesetzt.
Der ohnehin schon erhebliche internationale Druck auf Israel wegen der mangelnden Versorgung der palästinensischen Zivilbevölkerung hat sich durch den Luftangriff auf die WCK-Mitarbeiter noch erhöht. Das israelische Militär hatte rasch die Verantwortung für den Tod der sieben ehrenamtlichen Mitarbeiter, die Essen an die Zivilbevölkerung verteilen wollten, übernommen und eingeräumt, einen Fehler begangen zu haben. Nun folgten nach der Untersuchung Disziplinarmaßnahmen gegen Militärangehörige.
Die sieben bei dem Vorfall getöteten Helfer stammten laut der Hilfsorganisation aus Australien, Polen, Großbritannien und den Palästinensergebieten - zudem hat eines der Opfer die amerikanische und kanadische Staatsbürgerschaft.
Zusammenfassung
- Nach irrtümlichem Angriff auf Helferorganisation WCK im Gazastreifen entlässt das israelische Militär zwei Offiziere und rügt hochrangige Kommandanten.
- Eine Armee-Untersuchung deckt schwere Fehler und Verstöße gegen Einsatzvorschriften auf; die getöteten Helfer sollten eigentlich notleidende Zivilisten versorgen.
- Die sieben getöteten Helfer kamen aus Australien, Polen, Großbritannien, den Palästinensergebieten sowie einer mit amerikanisch-kanadischer Doppelstaatsbürgerschaft.