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Israel erklärt Kriegszustand: Mindestens 22 Tote

Bei den massiven Raketenangriffen aus dem Gazastreifen wurden mindestens 22 Israelis getötet und Hunderte verletzt. Die islamistische Hamas soll sieben Gebiete in Israel unter ihre Kontrolle gebracht haben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach davon, dass Israel "im Krieg" sei.

Nach massiven Angriffen aus dem palästinensischen Gazastreifen auf Israel hat die israelische Armee am Samstag den Kriegszustand erklärt. Das Militär reagierte damit auf Überraschungsangriffe militanter Palästinenser mit Hunderten von Raketen sowie das Eindringen bewaffneter Kämpfer aus dem Gazastreifen nach Israel.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte in einer Videobotschaft: "Wir sind im Krieg und wir werden gewinnen. Unser Feind wird einen Preis bezahlen, wie er ihn noch niemals kennengelernt hat."

Netanyahu wollte im Verlauf des Tages Sicherheitsberatungen mit Vertretern des Verteidigungsministeriums und der Armee abhalten.

Mindestens 22 Todesopfer

Mindestens 22 Israelis sollen getötet worden sein. Das berichtete der israelische Nachrichtensender N12 News unter Berufung auf den nationalen Rettungsdienst. Nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums sind mindestens 545 Verletzte in Krankenhäusern eingetroffen, wie "The Guardian" berichtete.

Aus Kreisen der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas-Organisation verlautete, es seien auch Israelis in den Küstenstreifen entführt worden. Dafür gab es aber von Seiten der israelischen Armee zunächst keine Bestätigung. Laut einem Bericht des TV-Senders Reshet werden 13 israelische Geiseln in der südisraelischen Stadt Ofakim von palästinensischen Kämpfern festgehalten.

Zwei Opfer identifiziert

Israelische Medien berichteten, dass Bewaffnete in der südisraelischen Stadt Sderot das Feuer auf Passanten eröffnet hätten. In mehreren Städten im Süden Israels gebe es Feuergefechte zwischen palästinensischen Angreifern und israelischen Sicherheitskräften.

Dabei wurde der Präsident des Regionalrats der israelischen Grenzorte nordöstlich des Gazastreifens getötet. Ofir Liebstein sei "bei einem Schusswechsel mit Terroristen" getötet worden, teilte der Regionalrat von Shaar Negev am Samstagmorgen mit.

Auch eine etwa 60-jährige Frau sei bei einem direkten Treffer nahe Gedera tödlich verletzt worden, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit.

Gebiete unter Hamas-Kontrolle

Laut mehreren Medienberichten seien zudem sieben israelische Gebiete unter Hamas-Kontrolle. Bewaffnete Hamas-Kämpfer seien auf dem Land-, See- und Luftweg mithilfe von Gleitschirmen in Israel eingedrungen, sagte der Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), Richard Hecht am Samstag.

Es gebe momentan Kämpfe mit israelischen Soldaten an verschiedenen Orten im Umkreis des Gazastreifens. Darunter seien zwei Militärbasen, der Eretz-Übergang zum Gazastreifen sowie mehrere Ortschaften. Es gebe Opfer auf israelischer Seite, man könne aber noch keine Zahlen nennen. 

Tausende Raketen abgefeuert

Mehr als 2.200 Raketen seien auf israelische Ortschaften abgefeuert worden. Hecht sagte auch, Israel habe als Reaktion auf die massiven Angriffe aus dem Palästinensergebiet die Operation "Eiserne Schwerter" gestartet. Die Armee sei dabei, Tausende von Reservisten zu mobilisieren.

Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) haben Aufnahmen von einigen ihrer Angriffe auf Hamas-Ziele veröffentlicht.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant erklärte: "Die Hamas hat heute Morgen einen schweren Fehler begangen und einen Krieg gegen den Staat Israel begonnen."

Israelische Soldaten kämpften "an allen Stellen, an denen eingedrungen wurde". Er rief die Bürger dazu auf, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten und sagte: "Israel wird diesen Krieg gewinnen."

In verschiedenen Städten Israels heulten die Warnsirenen.

Österreich verurteilt Angriffe

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) schrieb auf X (vormals Twitter): "Ich verurteile den Terrorangriff der Hamas auf Israel und unschuldige Zivilisten seit heute morgen auf das Schärfste. Israel hat das Recht, sich gegen solch heimtückische und massive Attacken zu verteidigen." 

Auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) erklärte auf X die Solidarität Österreichs "mit unseren israelischen Partnern. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und allen Betroffenen."

Ähnlich verurteilte auch EU-Ratspräsident Charles Michel die Angriffe militanter Palästinenser auf Israel. Die "wahllosen Angriffe" gegen Israel und seine Bevölkerung hätten unschuldigen Bürgern Terror und Gewalt angetan, schrieb er

Unerwarteter Angriff

Der massive Angriff aus dem Gazastreifen kam unerwartet. Die Lage besonders im besetzten Westjordanland hatte sich allerdings zuletzt wieder zugespitzt. Seit Donnerstag waren dort vier Palästinenser bei eigenen Anschlägen oder Konfrontationen mit der Armee getötet worden.

Die Sicherheitslage in Israel und dem Westjordanland ist seit langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden 27 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen getötet. Im selben Zeitraum kamen mehr als 200 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei den massiven Raketenangriffen aus dem Gazastreifen wurden mindestens 22 Israelis getötet und Hunderte verletzt.
  • Die israelische Armee erklärte am Samstag den Kriegszustand.
  • Laut mehreren Medienberichten seien zudem sieben israelische Gebiete unter Hamas-Kontrolle.
  • Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach davon, dass Israel "im Krieg" sei.
  • Österreich - sowie die EU - verurteilen die Angriffe scharf.