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Hohe Diskriminierungserfahrung von Muslimen in Österreich

Muslime in Österreich erfahren subjektiv die meiste Diskriminierung unter den europäischen Ländern mit bedeutendem muslimischen Bevölkerungsanteil. Das geht aus einer Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) hervor, die 2021-22 durchgeführt und am Donnerstag veröffentlicht wurde. Demnach hatten in Österreich 66 Prozent innerhalb eines Jahres Diskriminierung erfahren; im Fünfjahresschnitt waren es sogar 74 Prozent. Das ist der höchste Wert unter 13 EU-Ländern.

Insgesamt gaben die Befragten aus Subsahara-Afrika mit 80 Prozent am häufigsten an, in den vergangenen zwölf Monaten in irgendeiner Weise Diskriminierung erfahren zu haben. Muslime aus Syrien und der Türkei lagen in dieser Hinsicht mit 64 und 65 Prozent praktisch gleichauf. Auch in Deutschland, Dänemark und Italien erfuhr die Gruppe aus Subsahara-Afrika mehr Diskriminierung als andere; in Belgien und Frankreich lagen sie hingegen praktisch gleichauf mit den Nordafrikanern, in Frankreich sogar knapp unter diesen.

Bei der Diskriminierungserfahrung bei der Wohnungssuche war Österreich im Fünfjahresschnitt mit 61 Prozent ebenso führend wie am Arbeitsplatz (52 Prozent), oder im Kontakt mit dem Gesundheitssystem (45 Prozent). Unter den Diskriminierungsgründen dominierten europaweit die Themen Migrationshintergrund, Religion und Hautfarbe, wobei bei Personen aus Subsahara-Afrika am häufigsten die Hautfarbe, bei den anderen Gruppen der Migrationshintergrund genannt wurde. 52 Prozent der Befragten gaben allerdings zwei oder mehr Diskriminierungsgründe an.

Europaweit gaben jüngere Befragte tendenziell häufiger an, Diskriminierung zu erfahren als ältere. In Österreich war dieses Phänomen der Variation nach Altersgruppen hingegen kaum ausgeprägt und generell mit rund 65 Prozent hoch. Nachkommen von Einwanderern berichteten deutlich häufiger von Diskriminierungserfahrungen als die erste Einwanderergeneration.

Obwohl die Diskriminierungserfahrung von Muslimen in Österreich offenbar so hoch ist, gehörte es gemeinsam mit Italien zu den Ländern, wo Diskriminierungsfälle von den Befragten am seltensten gemeldet wurden (3 Prozent). Und dies, obwohl die Kenntnis über die Existenz von Rechtsschutz- und Menschenrechtsorganisationen, die in solchen Fällen Unterstützung gewähren würden, mit 32 Prozent relativ hoch war.

Die FRA-Studie ist das Teilergebnis einer umfassenderen Befragung von Einwanderern und Nachkommen von Einwanderern aus Afrika und dem östlichen außereuropäischen Mittelmeerraum, die 2021-22 durchgeführt wurde. Die vorliegende Studie zur Diskriminierungserfahrung von Muslimen wertet die Antworten von rund 9.600 Personen aus den 13 EU-Ländern Österreich, Frankreich, Spanien, Niederlande, Deutschland, Schweden, Finnland, Dänemark, Belgien, Italien, Irland, Luxemburg und Griechenland aus. Die befragten Gruppen stammten aus Nordafrika, Subsahara-Afrika, Syrien und der Türkei; für Österreich wurden die Antworten der Befragten aus Syrien, der Türkei und Subsahara-Afrika berücksichtigt.

( S E R V I C E: Volltext der FRA-Studie (Englisch, PDF): https://go.apa.at/dEPNRGkf )

ribbon Zusammenfassung
  • Muslime in Österreich erleben die höchste Diskriminierung in Europa: 66% innerhalb eines Jahres und 74% im Fünfjahresschnitt, laut einer FRA-Studie.
  • Österreich führt bei Diskriminierung in den Bereichen Wohnungssuche (61%), Arbeitsplatz (52%) und Gesundheitssystem (45%).
  • Trotz hoher Bekanntheit von Rechtsschutzorganisationen (32%) werden in Österreich und Italien nur 3% der Diskriminierungsfälle gemeldet.