Doskozil: Vom Kurzzeit-Parteichef zum Langzeit-Landeshauptmann?
Seine Berufslaufbahn begann Doskozil als Polizist in Wien, nebenbei schloss er ein Jus-Studium ab. Der politische Durchbruch kam mit einer Tragödie: In Doskozils Zeit als Landespolizeichef fiel der Tod von 71 Geflüchteten in einem Schlepper-Lkw.
Der heute 54-Jährige heimste nicht nur für seinen Umgang mit dem erschreckenden Vorfall viel Lob ein, sondern konnte während des Flüchtlingsstroms im Jahr 2015 insgesamt in der öffentlichen Wahrnehmung punkten. Werner Faymann holte ihn im Jahr darauf als Verteidigungsminister in die damalige Bundesregierung.
Zwei Jahre hatte er den Posten letztlich inne und überzeugte in den eigenen Reihen unter anderem mit seinem harten Vorgehen in der Causa Eurofighter. Er setzte eine Klage gegen den Anbieter der Pannen-Flieger durch und wäre sie gerne ganz losgeworden. Letzteres gelang ihm zwar nicht, dennoch fiel die Bilanz über seine Amtszeit durchaus positiv aus.
Als Niessl-Nachfolger gesetzt
Gut genug jedenfalls, um sich zum Kronprinz des burgenländischen Langzeit-Landeskaisers Hans Niessl zu mausern. Von Ende 2017 bis Anfang 2019 wurde er Landesrat für Finanzen, Kultur und Straßenbau, bevor er direkt auf den Chefsessel wechselte.
Die Kür Doskozils zum Niessl-Nachfolger dürften die burgenländischen Roten nicht bereut haben. Bei seinem ersten Antritt 2019 sicherte er seiner Partei direkt die absolute Mehrheit. Selbstverständlich ist das auch im roten Kernland, wo die SPÖ seit 1964 den Landeshauptmann stellt, nicht.
Schärfster Kritiker in eigenen Reihen
Seine Chefs seien die Burgenländerinnen und Burgenländer, heißt es auf der offiziellen Webseite von Hans Peter Doskozil. Eigentlich ist sein Chef zwar Andreas Babler, das würde Doskozil aber wohl lieber verdrängen.
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Der burgenländische Landeshauptmann ist einer der härtesten internen Kritiker der Bundes-SPÖ. Während deren Vorsitzender und Klubobmann Andreas Babler den linken Flügen vertritt, hat Doskozil den rechten gekapert. Einig ist man sich selten.
Babler ist jedoch nicht der erste rote Chef, dem "Dosko" regelmäßig öffentlichkeitswirksame Botschaften aus dem Burgenland schickt. Auch Bablers Vorgängerin Pamela Rendi-Wagner kam bei ihm nicht gut weg.
Im Sommer 2021 lud der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser die beiden gar zu einem Versöhnungsgespräch. Viel brachte das allerdings nicht. Ein Jahr später beauftragte die burgenländische SPÖ eine Umfrage, wie Doskozil im Vergleich zu Rendi-Wagner als roter Kanzlerkandidat abschneiden würde. Kurz darauf brachte Landesgeschäftsführer Roland Fürst eine Mitgliederbefragung ins Spiel.
Kurzzeit-Parteichef durch Excel-Panne
Im März 2023 bewarb sich Doskozil schließlich offiziell um den Vorsitz in der Bundes-SPÖ. Zu der Mitgliederbefragung im Mai trat dann auch Traiskirchens Bürgermeister Babler an.
"Titelverteidigerin" Pamela Rendi-Wagner wurde am Ende nur Dritte. In der Frage um Platz eins und zwei kam es zur historischen SPÖ-Schmach: der Excel-Panne.
Bei der Auszählung der Stimmen kam es zu einem folgenschweren Irrtum: Die Stimmen für Doskozil waren Babler zugerechnet worden und umgekehrt. Das Missgeschick machte den Kandidaten aus dem Burgenland für einen Tag zum Ultra-Kurzzeit-Parteichef der Sozialdemokraten. Er kassiert den Jubel auf der Bühne, als das (vermeintliche) Ergebnis verkündet wurde. Ein "Lebenstraum" sei für ihn in Erfüllung gegangen. Der platzte allerdings allzu schnell.
Mindestlohn und Landesholding
Zumindest der Landeshauptmann-Posten ist ihm geblieben und dürfte dem 54-Jährigen auch in der kommenden Legislaturperiode kaum zu nehmen sein. Mit einer absoluten Mehrheit im Rücken konnte er in den vergangenen fünf Jahren diverses umsetzten, allen voran das Prestigeprojekt Mindestlohn. Landesbedienstete, darunter auch Pflegepersonal in den landeseigenen Kliniken, bekam 2020 mindestens 1.700 Euro netto, der Betrag stieg zuletzt in den meisten Bereichen auf 2.000 Euro. Ansonsten ist "Dosko" ein Freund der Staatswirtschaft und steht eisern hinter der Landesholding.
Bei der Wahl am 19. Jänner kandidieren die Roten wieder als Liste Doskozil. Auf seine Person scheint man sich im Burgenland eher zu verlassen als auf die Strahlkraft der SPÖ. Den Wahlkampf erschweren derweil die gesundheitlichen Probleme des 54-Jährigen. Nach einer weiteren Operation am Kehlkopf und einer Lungenentzündung war 54-Jährige zwischenzeitlich im Spital. Erst Mitte Dezember kehrte er wieder in die Öffentlichkeit zurück, nachdem er sich zunächst ins Homeoffice zurückgezogen hatte.
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Seine Stimme macht ihm seit vielen Jahren Probleme, der Landeshauptmann hat bereits mehrere Kehlkopf-OPs hinter sich. Für einen Politiker eine denkbar ungünstige Situation, wie Doskozil selbst einräumt.
2024 veröffentlichte er mit "Hausverstand: Mein Leben, meine Politik" seine Biografie. Solange die Wähler:innen hinter ihm stehen, wolle er weitermachen, so Doskozil. Die Umfragen vor der anstehenden Wahl sind rar, doch die Absolute könnte sich auch diesmal wieder ausgehen. Streitig machen könnte ihm diese wohl nur einer: Norbert Hofer als burgenländische FPÖ-Hoffnung.
Babler, Fußi, Doskozil oder doch Kern - wer sollte an die SPÖ-Spitze?
Zusammenfassung
- Bei der Landtagswahl am 19. Jänner will Hans Peter Doskozil zum zweiten Mal in Folge die Absolute für die burgenländische SPÖ einfahren.
- Bei der Landesbevölkerung ist er beliebt, innerhalb der SPÖ vor allem für seine kritische Ader bekannt.
- Der Ex-Verteidigungsminister, Kurzzeit-Parteichef und Landeskaiser im Porträt.