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Großer Anstieg der Nachhilfekosten

Österreichs Familien müssen für ihre Schulkinder mehr Nachhilfe denn je in Anspruch nehmen. Die Nachhilfequote lag zuletzt bei 30 Prozent, um drei Prozentpunkte mehr als im Jahr davor, geht aus dem am Dienstag vorgestellten "Nachhilfebarometer" der Arbeiterkammer hervor. In Zeiten großer Inflation steigen auch die Ausgaben: 121,6 Mio. Euro fließen im Schuljahr 2022/23 in private Nachhilfe (+8,9 Mio. Euro im Jahresvergleich). Pro Schulkind sind es im Schnitt 720 Euro.

Laut der Studie (IFES-Befragung unter 3.213 Eltern mit 4.893 Schulkindern zwischen Februar und Mitte April 2023, Schwankungsbreite 1,4 bzw. 1,7 Prozent) werden 78 Prozent der Kinder zu Hause zumindest hin und wieder beim Aufgabemachen und beim Lernen und Üben beaufsichtigt. Knapp einem Viertel der Kinder wird von ihren Eltern praktisch täglich geholfen. Bei einem weiteren Drittel trifft dies zumindest einmal in der Woche zu. Rund sechs von zehn Kindern werden also zumindest einmal in der Woche bei den Aufgaben und beim Lernen beaufsichtigt.

Für ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler genügt der Unterricht und das Lernen zuhause nicht, um die Lernziele zu erreichen, hieß es seitens der AK weiter. Für sie müssen Eltern zusätzlich privaten Nachhilfeunterricht organisieren, um den Schulerfolg zu ermöglichen: 30 Prozent aller Schülerinnen und Schüler haben im laufenden Schuljahr oder in den letzten Sommerferien externe Nachhilfe bekommen, sei es bezahlt oder unbezahlt, z. B. in Form einer schulischen Gratisnachhilfe. Insgesamt haben 167.000 Kinder und Jugendliche, das sind 17 Prozent aller Schülerinnen und Schüler, in diesem Schuljahr oder im Sommer davor eine bezahlte Nachhilfe bekommen.

Vergleichsweise am höchsten sind die Nachhilfequoten meist in der AHS-Oberstufe - hier beläuft sich die Nachhilfequote mit einer leichten Zunahme insgesamt auf 44 Prozent (+5 Prozentpunkte). 30 Prozent davon bekamen eine bezahlte Nachhilfe. Einen auffallenden Anstieg mit dem nach der AHS-Oberstufe höchsten Wert gab es in den Mittelschulen mit einer Nachhilfequote von aktuell 39 Prozent (+9 Prozentpunkte), wobei in dieser Schulform sowohl die bezahlte als auch die unbezahlte Nachhilfe zugenommen hat. Bei 18 Prozent handelte es sich um eine bezahlte Form (+3 Prozentpunkte). In der AHS-Unterstufe ist Nachhilfe in Summe mit einem Anteil von 33 Prozent dazu sehr ähnlich (22 Prozent bezahlte Nachhilfe). Die bezahlte Nachhilfe hat insgesamt betrachtet eher in den Mittelschulen und der AHS-Unterstufe zugenommen.

Ilkim Erdost, Bereichsleiterin Bildung in der AK, bezeichnete all das in einer Pressekonferenz als "nicht fair und nicht pädagogisch sinnvoll". Eltern seien gezwungen, ein millionenschweres Business mit ihrem Einkommen zu finanzieren. Für viele sei diese finanzielle Belastung nicht mehr zu stemmen. "Bildungserfolg ist in Österreich Privatsache, und das darf nicht so weitergehen", kritisierte sie. Ein Schulsystem, das auf Lernen zu Hause und Elternunterstützung aufbaue, sei nicht mehr zeitgemäß. Bildungsungerechtigkeit werde damit einzementiert.

Bestes Gegenmittel ist aus Erdosts Sicht die verschränkte Ganztagsschule. Es brauche aber auch genug Fördermöglichkeiten, eine drastische Senkung der Schulkosten und Entlastungen für armutsgefährdete Familien und Alleinerziehende.

ribbon Zusammenfassung
  • Österreichs Familien müssen für ihre Schulkinder mehr Nachhilfe denn je in Anspruch nehmen.
  • Die Nachhilfequote lag zuletzt bei 30 Prozent, um drei Prozentpunkte mehr als im Jahr davor, geht aus dem am Dienstag vorgestellten "Nachhilfebarometer" der Arbeiterkammer hervor.
  • In Zeiten großer Inflation steigen auch die Ausgaben: 121,6 Mio. Euro fließen im Schuljahr 2022/23 in private Nachhilfe.
  • Bei 18 Prozent handelte es sich um eine bezahlte Form.