APA/APA/Rapid Support Forces (RSF)/-

Furcht vor Ausweitung der Kämpfe im Sudan

Im Sudan wächst die Furcht vor einer Ausweitung der Kämpfe angesichts der am Donnerstag endenden 72-stündigen Feuerpause. Bis zum Vormittag war unklar, ob die paramilitärische RSF einem neuen Anlauf für eine Waffenruhe zustimmt. Der sudanesische Armeechef Abdel Fattah al-Burhan hatte sich am Mittwochabend zu neuen Verhandlungen unter Vermittlung der regionalen afrikanischen Organisation IGAD bereit erklärt. EU-Staaten bemühten sich am Donnerstag um letzte Evakuierungsflüge.

Der UN-Sondergesandte Volker Perthes kündigte am Donnerstag Gespräche über eine Verlängerung der Waffenruhe um weitere 72 Stunden. Der BBC sagte Perthes, die sudanesischen Streitkräfte hätten Verhandlungen in der südsudanesischen Hauptstadt Juba zugestimmt. Eine Reaktion der rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) stünde zwar noch aus; Perthes zeigte sich jedoch bezüglich einer Teilnahme der RSF an den Verhandlungen zuversichtlich.

Seit rund zehn Tagen kämpfen die Armee des Landes im Nordosten Afrikas und die einst mit ihr verbündete RSF um die Macht. Eine brüchige, 72-stündige Waffenruhe läuft am Donnerstagabend aus. "Burhan dankt der IGAD", teilte die sudanesische Armee mit Blick auf den Vorstoß des nordostafrikanischen Regionalverbunds mit. Er sieht vor, dass sowohl ein Abgesandter der Armee als auch der Miliz Rapid Support Forces (RSF) an den Gesprächen in Juba im benachbarten Südsudan teilnehmen. Auch die USA und die Afrikanische Union (AU) wollen vermitteln. Nach Angaben des US-Außenministeriums bemühen sich Außenminister Antony Blinken und der Vorsitzende der AU-Kommission, Moussa Faki Mahamat, gemeinsam um ein dauerhaftes Ende der Kämpfe.

Angesichts der anhaltenden Gewalt im Sudan plant die Organisation Ärzte ohne Grenzen eine Ausweitung der Hilfe. Notfallteams stünden bereit, in das umkämpfte Land am Horn Afrikas zu reisen, teilte die Organisation mit. Man stehe in engem Kontakt mit Krankenhäusern sowie sudanesischen Gesundheitsbehörden. Trotz einer Waffenruhe kam es auch in der Nacht zu Donnerstag in Teilen des Landes erneut zu Gefechten.

Großbritannien rief am Donnerstag seine Staatsangehörigen dazu auf, umgehend zu versuchen, Plätze in letzten britischen Evakuierungsflügen zu bekommen. "Jetzt ist es an der Zeit zu handeln, denn wenn die Waffenruhe endet, kann ich die begrenzte Zusicherung, die ich jetzt geben kann, nicht mehr geben, und wir könnten nicht in der Lage sein, zu evakuieren", sagte James Cleverly dem Fernsehsender Sky News. Das französische Außenministerium teilte mit, es seien insgesamt 936 Menschen aus dem Sudan gebracht worden, darunter auch Nicht-Franzosen.

Deutschland hat seinen Evakuierungseinsatz bereits beendet. Die letzten Soldaten des Evakuierungskontingents seien am Mittwoch um 22.40 Uhr in Jordanien gelandet, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos am Donnerstag. Während der Rückverlegung wurden weitere 65 Menschen mit nach Jordanien genommen. Insgesamt hat die Bundeswehr damit etwa 780 Menschen aus über 40 Nationen aus dem Sudan ausgeflogen, darunter 230 deutsche Staatsbürger.

Auch zahlreiche Österreicher waren mithilfe der deutschen Bundeswehr gerettet worden. Andere Österreicher konnten an Bord der niederländischen Luftwaffe das Land verlassen. Insgesamt wurden rund 50 Auslandsösterreicher - darunter 27 Kinder - bisher außer Landes gebracht. Knapp ein Dutzend Österreicher befinden sich laut Außenministerium noch im Sudan, wobei etwa die Hälfte davon nicht das Land verlassen möchte, wie das Außenministerium am Donnerstag mitteilte. Auf den aktuell noch geplanten Evakuierungsflügen seien für ausreisewillige österreichische Staatsbürger weiterhin Kapazitäten zugesagt und vorhanden, hieß es.

Schweden hat bei seinem bereits beendeten Evakuierungseinsatz rund 160 Personen - darunter 60 Schweden - außer Landes gebracht. Saudi-Arabien evakuierte am Donnerstag per Schiff 187 Menschen aus dem Sudan. Der Golfstaat hat eigenen Angaben zufolge bisher insgesamt 2.544 Personen aus dem Sudan evakuiert, darunter mehr als 2.400 Ausländer. China schickte seine Marine für die Evakuierung seiner Bürger. Mehr als 1.300 chinesische Staatsbürger seien in Sicherheit gebracht worden, teilte Außenamtssprecherin Mao Ning in Peking mit.

Die auch auf Druck westlicher Staaten durchgesetzte Feuerpause sollte vor allem dazu dienen, Ausländer aus dem Sudan zu holen. Trotzdem lieferten sich Armee und RSF an verschiedenen Orten Gefechte. Einige der schwersten Kämpfe fanden am Mittwoch in Omdurman statt, einer an die Hauptstadt Khartum angrenzenden Stadt. Bis in den Abend hinein waren schweres Geschützfeuer und Luftangriffe zu hören, berichtete ein Reuters-Reporter. In Khartum, das zusammen mit zwei angrenzenden Städten eines der größten Ballungsgebiete Afrikas ist, zogen marodierende Banden umher, vielerorts kam es zu Plünderungen.

Seit dem Ausbruch der Kämpfe am 15. April wurden mindestens 512 Menschen getötet, fast 4.200 verwundet und Krankenhäuser zerstört. Die Verteilung von Lebensmitteln in dem riesigen Land ist eingeschränkt. Ein Drittel der 46 Millionen Einwohner sind jedoch auf humanitäre Hilfe angewiesen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der sudanesische Armeechef Abdel Fattah al-Burhan hatte sich am Mittwochabend zu neuen Verhandlungen unter Vermittlung der regionalen afrikanischen Organisation IGAD bereit erklärt.
  • Das französische Außenministerium teilte mit, es seien insgesamt 936 Menschen aus dem Sudan gebracht worden, darunter auch Nicht-Franzosen.
  • Saudi-Arabien evakuierte am Donnerstag per Schiff 187 Menschen aus dem Sudan.