Flüchtlingskinder auf Lesbos entführt und am Meer ausgesetzt
Auf der griechischen Insel Lesbos sollen Anfang April Asylsuchende festgenommen, in einen weißen Van verfrachtet und dann auf aufblasbaren Rettungsinseln auf dem Meer ausgesetzt worden sein. Diese seien dann Richtung Türkei geschwommen, wo sie von der örtlichen Küstenwache aufgegriffen wurden. Das zeigen umfangreiche Recherchen der amerikanischen "New York Times".
Auch Kinder darunter
Der "New York Times" wurde ein Video zur Verfügung gestellt, dass eine solche Entführung zeigt. Zwölf Personen sind darauf zu erkennen, wie sie aus dem Van taumeln. Einige davon sind kleine Kinder und sogar ein sechs Monate altes Baby ist darunter.
Das Boot, mit dem die Menschen zur Rettungsinsel gebracht wurden, war ein Küstenwacheschiff, das mit EU-Geldern finanziert wurde. Dieses brachte sie bis an die griechische Grenze, nach etwa zwei Stunden seien sie dann von der türkischen Küstenwache aufgegriffen worden.
Menschen in der Türkei gefunden
Elf der Personen konnten die Journalisten der "New York Times" schließlich im türkischen Izmir ausfindig machen. Dies stammten aus Somalia, Eritrea und Äthiopien. Sie hätte nicht gedacht, dass sie diesen Tag überleben werde, sagte eine 27-jährige Somalierin. Gemeinsam mit ihrem Baby war sie mithilfe eines Schmugglers am Vortag auf Lesbos angekommen und hatte sich über Nacht im Gebüsch versteckt, bevor sie am nächsten Tag von maskierten Männern wieder in ein Boot gebracht wurde.
Die griechische Regierung hat die aktuellen Anschuldigungen noch nicht kommentiert, Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung die "harten, aber fairen" Migrationsmaßnahmen verteidigt.
Video von österreichischem Helfer
Zur Verfügung gestellt wurde der "New York Times" das Video von einem humanitären Helfer aus Österreich, Fayad Mulla. Er ist außerdem der Vorsitzende der Partei "Wandel" und hat die letzten zweieinhalb Jahre auf Lesbos verbracht, um die Übergriffe der griechischen Behörden zu dokumentieren. Was man in den Aufnahmen sehr klar sehe, sei, wie die griechische Küstenwache mit ihrem Schiff neben dem Floß auf- und abfahre, damit durch den Wellengang das Floß in türkische Gewässer getrieben werde, so der Flüchtlingshelfer und Wandel-Chef Mulla am Freitag im Ö1-Mittagsjournal. Irgendwann käme dann die türkische Küstenwache, um die Menschen zu retten.
Die Journalisten der "New York Times" haben auch die EU-Kommission mit den Aufnahmen konfrontiert. Diese zeigte sich "besorgt darüber" und wolle die griechischen Behörden damit konfrontieren. Griechenland müsse sich an die Asylregeln der EU und internationale Gesetzte halten, heißt es von einer Sprecherin der Europäischen Kommission.
Vermuten über die illegalen Praktiken gibt es schon länger, doch bisher fehlten die Beweise. Bereits 2021 hatte die EU der griechischen Küstenwache Sofortzahlungen wegen Berichten über Pushbacks verweigert.
Zusammenfassung
- Gerade angekommene Flüchtlinge sollen auf Lesbos von maskierten Männern entführt und wieder zurück aufs Meer gebracht worden sein.
- Das zeigt ein Video, aufgenommen von einem humanitären Helfer aus Österreich.