Klenk über Strache und Gudenus: "Die sagen ja so die Unwahrheit, dass sich die Balken biegen"
Drei Jahre nach der Veröffentlichung holt PULS 24 am Dienstagabend die Hauptprotagonisten des Ibiza-Videos, die am meisten verloren haben, vor die Kamera. "Ibiza-Detektiv" Julian Hessenthaler sitzt mittlerweile im Gefängnis und der ehemalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache muss um Spenden bitten, um sich seine Prozesse leisten zu können.
Immer wieder betont Strache dabei, dass das Ibiza-Video "manipulativ" zusammengeschnitten worden sei. "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk widerspricht dem vehement: Es sei immer betont worden, dass Strache im Video immer wieder sage, dass alles rechtmäßig ablaufen solle.
Mediensystem "wie in Ungarn"
Es gehe aber nicht um strafbare Handlungen, sondern um ein "Korruptionsspiel, um ein Tänzlein", sagt Klenk. Strache habe sich ein Mediensystem "wie in Ungarn" machen und unbotmäßige Journalisten aus der "Kronen Zeitung" raushaben wollen. Außerdem habe er die Oligarchennichte mit Milliardenaufträgen aus der staatlichen Bauwirtschaft bezahlen wollen. Klenk zeigt sich verwundert über "wenig Selbstreflektion" bei Strache. "Er lebt noch immer in einer eigenen Realität."
"Profil"-Journalistin Eva Linsinger betont, dass sich auch schon Jörg Haider in der Opferrolle am wohlsten gefühlt habe. So würden das auch Strache und Gudenus handhaben. Mit ihrem "speziellen Medienverständnis" seien sie aber nicht alleine, wie ÖVP-Chats zeigen würden. "Wer zahlt schafft an", heißt es da etwa.
Die Folgen des Videos?
Das Ibiza-Video habe jedenfalls viele Folgen nach sich gezogen. Klenk zählt auf: Casinos-Affäre, Spesen-Affäre, ÖBAG-Affäre, Inseraten-Affäre, Karmasin-Affäre, Sigi-Wolf-Affäre und "möglicherweise" Sebastian Kurz, gegen den wegen des Verdachts der Bestechung, der Untreue und der falschen Zeugenaussage ermittelt werde. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Strache wurde nicht rechtskräftig verurteilt und steht vor einer weiteren Anklage. "Ziemlich sicher" werde es auch in der Inseraten-Affäre Anklagen geben, sagt Klenk. "Ein riesiger stinkender Haufen" sei durch das Ibiza-Video bekannt geworden, den die WKStA nun durchackere.
Eva Linsinger ergänzt: Durch das Ibiza-Video und die Chats sei auch bekannt geworden, wie Politiker miteinander sprechen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Es gehe um Intrigen und Postenschacher, "nie um Inhalte". PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner ist außerdem skeptisch, ob die Politik Lehren gezogen habe: Strengere Regeln bei Parteienfinanzierung und Transparenz würden zu langsam vorankommen.
Ein politisches Attentat?
Strache sieht hinter dem Ibiza-Video hingegen ein "politisches Attentat" und bezeichnet seinen Rücktritt als Parteichef als einen Fehler. Die Journalisten sind sich einig, dass die Spesenaffäre das Ende Straches politischer Karriere besiegelt hat und nicht direkt das Video.
"Ein politisches Attentat ist etwas anderes", sagt Linsinger, "wenn jemand wirklich nicht korrupt ist, bleibt er doch nicht sieben Stunden sitzen". Wenn es ein Attentat war, habe Strache es auf sich selbst verübt.
Dem pflichtet Klenk bei: "Es war kein politisches Attentat, es war eine politische Bananenschale, auf die er draufgestiegen ist und es hat ihn hingehauen". Und zwar mit Anlauf, wie die drei Journalisten betonen. "Die sagen ja so die Unwahrheit, dass sich die Balken biegen", schlussfolgert Klenk.
Zusammenfassung
- Drei Jahre nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos diskutieren PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner, "Profil"-Journalistin Eva Linsinger und "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk.
- Immer wieder betont Strache dabei, dass das Ibiza-Video "manipulativ" zusammengeschnitten worden sei. "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk widerspricht dem vehement,
- Es gehe nicht um strafbare Handlungen, sondern um ein "Korruptionsspiel, um ein Tänzlein", sagt Klenk.
- "Profil"-Journalistin Eva Linsinger betont, dass sich auch schon Jörg Haider in der Opferrolle am wohlsten gefühlt habe. So würden das auch Strache und Gudenus handhaben.
- "Ein politisches Attentat ist etwas anderes", sagt Linsinger, "wenn jemand wirklich nicht korrupt ist, bleibt er doch nicht sieben Stunden sitzen". Wenn es ein Attentat war, habe Strache es auf sich selbst verübt.
- Dem pflichtet Klenk bei: "Es war kein politisches Attentat, es war eine politische Bananenschale, auf die er draufgestiegen ist und es hat ihn hingehauen". Und zwar mit Anlauf.