Faktencheck zu Köstinger-Aussage: 9.000 Neuinfektionen pro Tag im März 2021
"Heute ist ein guter Tag für die Bauern im Land." Das war einer der ersten Sätze von Tourismus- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) nach dem Ministerrat am Mittwoch. Gut und wichtig für die Bauern. Auf die Causa Prima, die bisher schlimmste Phase der Corona-Pandemie in Österreich, wurde erst bei den Fragen nach den Statements eingegangen. Die Richtung der ÖVP ist klar: Kein Lockdown für alle - besonders, um die Menschen zur Impfung zu motivieren. Das betont auch Köstinger im Stakkato.
Denn "wirklich funktioniert hat der erste Lockdown", erklärte Köstinger beispielsweise am Mittwoch nach dem Ministerrat. "Wenn man das zum zweiten Lockdown vergleicht", fährt sie fort, "hatten wir vor allem gegen Ende hin – im März – einen dramatischen Anstieg der Infektionen, damals noch ohne die Möglichkeit der Impfung – das muss man ja auch immer in Relation sehen – wir hatten im März eine tägliche Inzidenz von rund 9.000 obwohl wir in einem harten Lockdown waren. Das heißt, die Menschen haben sich an diese Kontaktbeschränkungen zum Teil nicht mehr gehalten".
Es zeigt sich in einem schnellen Faktencheck, der Großteil dieser Aussage ist schlicht falsch.
- Der Peak der Neuinfektionen im März war laut AGES/EMS am 19. März mit 3.651 gemeldeten Neuinfektionen – die höchste 7-Tages-Inzidenz wurde in diesem Monat am 28. März mit 250,9 gemeldet.
- Der bereits 3. harte Lockdown endete am 8. Februar 2021 – am 1. April wurde der "Ost-Lockdown" eingesetzt.
- Die erste Impfung wurde am 27. Dezember 2020 in Anwesenheit von u.a. Ex-Kanzler Sebastian Kurz und zahlreichen Medien durchgeführt – bis Ende März hatten laut BMSGPK 14,07 Prozent der Gesamtbevölkerung bzw. 1.256.644 Menschen ihren ersten Stich.
Die Aussage von 9.000 Neuinfektionen pro Tag tätigte Köstinger bereits Anfang der Woche am Rande des Tourismusgipfels in Brüssel. Auch da stellte PULS 24 dies hier richtig.
"Zahlendreher in einer Unterlage"
Auf die bereits zweimal falsch kommunizierten Zahlen heißt es aus dem Büro von Köstinger: "Es handelt sich wohl um einen Zahlendreher in einer Unterlage. (...) Es hätte rund 4.000 heißen müssen." Bezüglich der Aussage zur Impfung heißt es: "Tatsächlich waren im März bei weitem nicht für alle, die das wollten, Impfstoffe verfügbar. Darauf hat sich diese Anmerkung bezogen."
Zusammenfassung
- Bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage unterstrich Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) eine Absage an einen allgemeinen Lockdown mit fehlerhaften Zahlen. Es handle sich um einen "Zahlendreher", heißt es dazu aus ihrem Büro.