Jungwähler von Causa Schilling unbeeindruckt
Junge Menschen, die sind der EU bei dieser Wahl besonders wichtig. Im 2. Bezirk wurde ein Grafifti am Eveline-Andrlik-Hof präsentiert - mit dabei viele junge Menschen. PULS 24 hat sich umgehört, warum sie sich für die EU engagieren und was sie zur Causa Schilling sagen.
Darunter auch Dave Kock (23) vom Verein EUth und Nini Tsiklauri (31) - sie ist in der georgischen Hauptstadt Tbilisi aufgewachsen und setzt sich besonders für die EU ein. Tsiklauri ist keine politisch Unbekannte - sie war Spitzenkandidatin der Liste Volt, die aber nicht genügend Unterschriften für eine Kandidatur sammeln konnte.
"Lebensziel" EU
Beide brennen für die EU. "Man kann nur Georgierin sein und Europa-Aktivist", so Tsiklauri in einem Europa-blauen Outfit. Sie hat nach dem Georgien-Russland-Krieg 2008 versucht, darauf aufmerksam zu machen, dass die EU stärker gemeinsam agieren müsste - den Aktivismus für Europa sieht sie als ihr "Lebensziel".
Dave Kock beschreibt sich selbst als Europäer "durch und durch" - er ist in den Niederlanden geboren, wuchs in Vorarlberg auf und machte dann ein freiwilliges soziales Jahr in Litauen. "Wenn man auf drei Flächen von Europa recht lange gelebt hat, kommt man erst drauf, was Europa heißt." Er habe gelernt, wie spannend das sei - und Leute, denen das "wurscht" ist, hätten ihn dazu bewegt, sich in der Europa-Bildung zu engagieren.
"Schwacher", oberflächlicher Wahlkampf
Bis jetzt findet Tsiklauri den Wahlkampf "sehr schwach", denn es würden kaum Themen angesprochen. Er sei sehr oberflächlich, sie glaubt, dass das Menschen "noch mehr bringt, eher keine Lust zu haben, zur Wahlurne zu gehen". "Viele Leute wollen sich engagieren, aber mit der Parteipolitik überhaupt nicht."
"Viele Leute sind dieses politische Hickhack satt - sie hätten gerne Lösungen und Ideen, aber keinen Streit untereinander und keine Fetzereien", so Kock.
Die Causa rund um Grünen Spitzenkandidatin Lena Schilling könnte einerseits die Frustration der Menschen weiter befeuern, aber auch die EU-Wahl als Thema bedeutsamer machen. "Das mit der Lena - der Vorteil, den es gibt, es wird jetzt wieder fett darüber geredet, weil über Europa wird sonst eh nicht geredet und jetzt wird mal wieder geredet. Dass es aus diesem Grund ist, ist halt traurig, dass es eigentlich nur über Skandale geht."
Video: Klassenzimmer als Wahlkampfarena
Politik statt Privatem
"Ich find's halt schade, weil Politik soll irgendwie die Bevölkerung repräsentieren und wenn das dann so negativ wird, dann hinterlässt das kein gutes Bild. Politiker:innen sollen nicht sich selbst zur Schau stellen", sagt auch Julian (20). Er und Ismael (23) sind beim Verein "Gemeinsam für EU" aktiv.
Für die beiden ist klar, dass sie selbst stark von der EU profitieren. Reisen, Frieden oder im Ausland studieren, seien Dinge, die die EU ihnen ermöglicht.
Ida (17) und Luise (16) wählen beide erstmals bei der Europa-Wahl. Beim Klimathema sieht man den Gemeinschafts-Aspekt der EU am stärksten, findet Ida. Luise mag besonders das Projekt Erasmus+, weil sie selbst gerne einmal im Ausland arbeiten würde.
"Fast schon lächerlich"
Den bisherigen EU-Wahlkampf empfanden sie als spannend: "Allein von der Männer/Frauen-Verteilung", so Ida. Es sei auch interessant, wie gewisse Parteien Themen ansprechen, sagt Luise. Damit meint sie die Plakate der FPÖ, die sind für sie "fast schon lächerlich", aber sie wisse, dass es viele gibt, die anders sehen.
Diese Plakate findet Ida im Gegensatz zur Causa rund um Lena Schilling "skandalös". "Das ist eine große Bedrohung für die Demokratie", sagt die Schülerin. Zu den konkreten Vorwürfen gegenüber Lena Schilling kann sie persönlich nichts sagen, aber man solle sich auf das Eigentliche konzentrieren. Es solle mehr um Inhalte und Lösungen gehen, nicht nur Probleme.
Anfeindungen wegen der EU
Der EU-Wahlkampf war bereits ein Monat vor dem Wahltermin gezeichnet von einer polarisierten und auch aggressiven Stimmung. So beschwerte sich die ukrainische Botschaft Österreichs beim Außenministerium über die russlandfreundlichen FPÖ-Wahlplakate und in der Vorwoche gab es mehrere körperliche Angriffe auf EU-Politiker:innen im Wahlkampf.
Auch Kock und Tsiklauri erzählen von öffentlichen Anfeindungen für ihren Aktivismus für Europa. Im Jänner wurden ihre EU-Fahnen bei einer Demonstration "gegen Rechts" zerstört, laut eigenen Angaben. Und zweimal wurde Tsiklauri von der Gruppe "Fridays for Future" gesagt, dass sie ihre EU-Fahnen bitte wegstecken solle. "Weil sie dort keinen Platz haben", hätten die Veranstalter gesagt. Den Hass gegen die EU-Fahnen findet sie "unglaublich".
"Es wird missverstanden, wer die Entscheidungen wirklich trifft. Meistens sind es die nationalen Politiker:innen, die verantwortlich sind", so Tsiklauri. Das Unwissen über die EU würde populistisch missbraucht werden, und hier wollen auch Kock und Tsiklauri mit ihrem Engagement ansetzen, denn man dürfe diese Bildung nicht nur den EU-Institutionen überlassen.
Auch der erste Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Othmar Karas (ÖVP), und Vizepräsidentin Evelyn Regner (SPÖ) hielten bei der Präsentation des Murals Reden.
Regner empfindet den Wahlkampf diesmal als sehr offen, sie nehme aber auch einen rauen Ton wahr. "Die deutsche Sprache bietet viele Möglichkeiten, sich auszudrücken", kritisiert sie die zuletzt derben Worte aller politischen Mitbewerber.
Karas nimmt den Wahlkampf diesmal gelassen, denn er sieht sich als Informierer rund um die EU und den Wahltermin. Abgesehen davon sei aber in der Gesellschaft die Auseinandersetzung aggressiver geworden, das bereite ihm Sorgen. "Wir müssen das Wesen der Demokratie als respektvolle Zusammenarbeit wieder salonfähig machen", das sei mit Hass, Neid, Zwietracht, Nationalismen oder Schuldzuweisungen nicht möglich. Das stärke nur die Gegner der Demokratie.
Die erste Elefantenrunde: Am 9. Mai, 20:00 Uhr - Die erste Konfrontation auf PULS 24, PULS 4, JOYN & Krone.tv
Zusammenfassung
- In vier Wochen wird in ganz Europa gewählt.
- Vielen ist die EU-Wahl wenig wichtig, aber denen, die sich dafür einsetzen, umso mehr.
- Am Europatag wollten Vertreter:innen der EU und junge Engagierte zur Wahlbeteiligung aufrufen, von der Causa Schilling zeigen sie sich durchwegs unbeeindruckt.
- "Viele Leute sind dieses politische Hickhack satt - sie hätten gerne Lösungen und Ideen, aber keinen Streit untereinander und keine Fetzereien", so Dave Kock.
- Die Causa rund um Lena Schilling lässt die Jungwähler:innen unbeeindruckt.