Eine Australierin wird dänische Königin
Als die Werbefachfrau Mary Donaldson Frederik im Sommer 2000 während der Olympischen Spiele in einer Bar in Sydney kennenlernte, wusste sie nicht, dass sie den dänischen Kronprinz und eine Schar dänischer Adeliger vor sich hatte. "Eine halbe Stunde später kam jemand zu mir und sagte: 'Weißt Du eigentlich, wer diese Leute sind?'", erzählte Mary vor ein paar Jahren in einem Interview über die schicksalhafte Begegnung.
Die Tochter eines nach Australien ausgewanderten schottischen Hochschuldozenten und der attraktive dänische Adelsspross verliebten sich. "Es war nicht nur Verliebtheit, sondern das Gefühl, eine verwandte Seele gefunden zu haben", sagte Frederik rückblickend der Zeitung "Kristeligt Dagblad". Die beiden begannen eine Fernbeziehung mit vielen gegenseitigen Besuchen, die sie lange geheim halten konnten. Erst im Oktober 2003 wurde ihre Verlobung offiziell verkündet. Am 14. Mai 2004 heirateten Mary und Frederik in Kopenhagen - mit vollem Segen der Königin, die 2015 in einem Interview erzählte, dass sie gleich von ihrer Schwiegertochter eingenommen gewesen sei.
Nun sind Mary und Frederik bald 20 Jahre verheiratet und das Paar hat vier Kinder: den 18-jährigen Christian, der nach seinem Vater König werden soll, die 16-jährige Prinzessin Isabella und die Zwillinge Prinz Vincent und Prinzessin Josephine, die am Montag 13 Jahre alt wurden.
Mary gewann die Herzen der Dänen im Sturm. So beeindruckte sie die Bürger des kleinen skandinavischen Landes damit, wie schnell sie Dänisch lernte. Eine im Dezember veröffentlichte Umfrage ergab, dass Mary nach der Königin und Kronprinz Frederik das beliebteste Mitglied des dänischen Königshauses ist.
Das liegt zum einen an ihrem eleganten Aussehen. Wegen ihres braunen gewellten Haars und ihres Sinns für Mode wird Mary oft mit Kate, der Frau des britischen Kronprinzen William, verglichen und ziert immer wieder die Titelseiten dänischer und internationaler Promi-Blätter.
Geschätzt wird die Schwiegertochter von Margrethe II. vor allem aber wegen ihres Fleißes und ihres Engagements gegen Mobbing, häusliche Gewalt und soziale Isolation. Auch für Frauenrechte und psychische Gesundheit setzt sich die 51-Jährige ein.
"Manche denken, dass mein Mann ein bisschen in meinem Schatten steht, weil ich so sehr im Rampenlicht stehe und viele Verpflichtungen habe", wird Mary selbstbewusst in einer autorisierten Biografie von Kronprinz Frederik aus dem Jahr 2017 zitiert. "Aber er wird nie in meinem Schatten stehen, und ich werde nie in seinem Schatten stehen, weil er Licht auf mich zurückwirft."
Trotz ihrer Verpflichtungen reist Mary mit ihrem Mann und ihren Kindern regelmäßig in ihre alte Heimat Australien - und ist auch dort ein Liebling der Medien.
Mary und Frederik, die Popmusik, moderne Kunst und Sport lieben, gelten als modernes Paar, wie der Historiker Sebastian Olden-Jörgensen sagt. Sie versuchen, ihre vier Kinder so normal wie möglich aufwachsen zu lassen. Diese besuchen staatliche Schulen, und Prinz Christian war das erste Mitglied des dänischen Königshauses, das in einen Kindergarten ging.
Auch wenn die Ankündigung der Abdankung von Königin Margrethe in ihrer Neujahrsansprache für die Dänen überraschend kam, ist es kein umwälzendes Ereignis, wenn die 83-Jährige am Sonntag den Staffelstab an ihren Sohn weiterreicht und Mary damit Dänemarks neue Königin wird.
Verglichen mit Margrethe II. seien der neue König Frederik X. und seine Frau keine "Revolution", sagt Olden-Jörgensen. Vielmehr handle es sich um eine vorsichtige Modernisierung der dänischen Monarchie - und Mary scheint dafür genau die Richtige zu sein.
(von Camille Bas-Wohlert/AFP)
Zusammenfassung
- Dennoch wird die 51-jährige Mary am Sonntag zur Königin von Dänemark aufsteigen, wenn ihr Mann als Frederik X. seine Mutter Margrethe II. als Staatsoberhaupt ablöst.
- Die Dänen schätzen Mary nicht nur wegen ihrer Eleganz - sondern vor allem wegen ihres sozialen Engagements und als vorbildhaft moderne Frau und Mutter.
- Verglichen mit Margrethe II. seien der neue König Frederik X. und seine Frau keine "Revolution", sagt Olden-Jörgensen.