"Echte Reform nötig": Bevölkerung sorgt sich um Pflege
200.000 Personen an zusätzlichem Personal werden in den Pflege bis 2050 benötigt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Pflegepersonalbedarfsprognose der Gesundheit Österreich.
Wenig überraschend steigt die Sorge darum, wer einen später einmal pflegen wird, mit dem Alter, wie eine repräsentative Foresight-Studie (ehemals SORA, Anm.) im Auftrag der Caritas vom September 2023 mit 1.011 Befragten zeigt.
Stärker ist die Sorge auch bei jenen Menschen mit mittlerem und geringerem Einkommen sowie bei jenen ohne Migrationshintergrund. Fast die Hälfte gibt jedoch an, dass das Thema Pflege relevant für ihre Wahlentscheidung ist.
Mehr Sorgen im Osten Österreichs
Auch ein Ost-West-Gefälle ist spürbar: Während die Sorge über die zukünftige individuelle Pflege in Wien mit 67 Prozent und in Niederösterreich und im Burgenland mit 75 Prozent überdurchschnittlich hoch ausfällt, ist sie im Westen (Salzburg, Tirol, Vorarlberg) vergleichsweise niedrig (32 Prozent).
Auch die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte sieht im Westen ein geringerer Teil für notwendig an als im Osten.Die Zustimmung zu einem Gehalt oder Stipendium für Menschen, die sich für den Pflegeberuf umschulen lassen, fällt mit 95 Prozent am deutlichsten aus.
Attraktiver Beruf, aber nur ein Viertel der Befragten hat Interesse
Fast die Hälfte der Befragten stuft die Pflege als attraktives Berufsfeld ein, sieben von zehn sieht die Arbeit als sehr sinnstiftend an, gar drei Viertel sehen den Beruf als krisensicherer und gefragter als andere Berufe. Selbst im Pflegebereich zu arbeiten, kann sich aber nur ein Viertel vorstellen.
Deutliche Unterschiede zeigen sich in der Einschätzung des Berufsfeldes und der Tätigkeit nach Geschlecht und Alter. Frauen stufen sowohl die Attraktivität des Berufsfeldes als auch ihre eigene Bereitschaft zu einer Tätigkeit im Pflegeberuf höher ein als Männer.
Ältere Menschen (ab 55 Jahren) sehen zwar das Berufsfeld als attraktiver an als jüngere Menschen, sie können sich aber eine eigene Tätigkeit in diesem Bereich seltener vorstellen.
Darüber hinaus können sich auch Menschen mit Migrationshintergrund eine eigene Tätigkeit im Pflegebereich grundsätzlich eher vorstellen als Menschen ohne Migrationshintergrund, sowie insbesondere im Fall einer Erhöhung der Gehälter sowie einer Reduktion der körperlichen Arbeitsbelastung.
"Echte Systemreform" nötig
Für den Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner sind die Ergebnisse der Befragung ein deutlicher Auftrag an die Politik. Nötig wäre eine "echte Systemreform" zur langfristigen Sicherung der Pflege in Österreich mitsamt ausreichender Finanzierung, Ausbildungsoffensive, langfristig guten Gehältern, neuen Modellen zur Personalplanung und abgestimmten Qualitäts- und Kostenstandards in ganz Österreich.
"Hören wir bitte endlich damit auf die Pflege dauernd schlecht zu reden. Schon heute arbeiten so viele Menschen im Pflegebereich wie nie zuvor", so Schwertner in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Man werde aber noch deutlich mehr Menschen für Pflegeberufe begeistern müssen.
Zusammenfassung
- Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung (57%) sorgt sich um ihre zukünftige Pflege, und drei Viertel sehen die Notwendigkeit von ausländischen Fachkräften.
- Bis 2050 werden laut Prognosen 200.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Dabei unterstützen 95% der Befragten Gehälter oder Stipendien für Menschen, die sich für den Pflegeberuf umschulen lassen.
- Der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner fordert eine 'echte Systemreform', einschließlich ausreichender Finanzierung und einheitlicher Regelungen, zur Sicherung der Pflege in Österreich.