Drei Jahre teilbedingte Haft für jungen Wiener IS-Anhänger
Seitens des Gerichts wurde Bewährungshilfe angeordnet, außerdem muss sich der 19-Jährige weiterhin einem Deradikalisierungsprogramm unterziehen, mit dem seiner radikalen Gesinnung beigekommen werden soll. Der junge Mann war mit der Entscheidung eben so einverstanden wie der Staatsanwalt, das Urteil ist damit rechtskräftig.
Der Angeklagte hatte auf seinem öffentlich einsehbaren Instagram-Account seit April 2022 IS-Propaganda betrieben. Per Chat verschickte er auf Anfrage auch Kampfgesänge mit den IS verherrlichenden Inhalten, die er von der Propaganda-Stelle der Terror-Miliz bezog. In den verbreiteten Lobliedern und Botschaften radikalislamistischer Prediger wurde der IS verherrlicht und beispielsweise als "Festung gegen die Feinde" bezeichnet. Der junge Mann mit bosnischen Wurzeln teilte auch Instagram-Storys von zwei IS-Kämpfern, sein Instagram-Profilbild zeigte einen Kämpfer der Terror-Miliz.
"Er hat sich in komplett falschen Kreisen bewegt. Er weiß, dass er sein Leben ändern muss und möchte", meinte die Verteidigerin des bisher Unbescholtenen zu Beginn der Verhandlung. Der Angeklagte machte von seinem Schweigerecht Gebrauch. Er sei zu sämtlichen Anklagepunkten geständig, meinte der zuletzt Beschäftigungslose. Darüber hinaus wollte er keine Angaben machen, er beantwortete auch keine Fragen des Gerichts und des Staatsanwalts. "Es tut ihm leid", betonte seine Rechtsvertreterin.
Die Anklage hatte neben der terroristischen Vereinigung etliche Gewaltdelikte mitumfasst, die deutlich machten, dass der junge IS-Anhänger auch ein Aggressionsproblem hat bzw. hatte - seit September 2023 befindet er sich in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in U-Haft. Am 22. Mai 2023 hatte er am Bahnhof Floridsdorf einem Wohnungslosen um 3.00 Uhr in der Früh ohne erkennbaren Grund einen Faustschlag ins Gesicht versetzt, worauf dieser zu Boden ging. Der Freund des 19-Jährigen trat dann mit Füßen auf das wehrlose Opfer ein, das einen verschobenen Nasenbeinbruch, eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma erlitt und in einem Spital behandelt werden musste.
Fünf Tage später kam es am selben Bahnhof zu einer Auseinandersetzung mit einem Security-Mitarbeiter, der den 19-Jährigen zurechtwies, weil er sich in einer Gruppe junger Burschen verhaltensauffällig verhielt. Darauf zog der Angeklagte eine täuschend echt aussehende Schreckschuss-Pistole und bedrohte damit den 31 Jahre alten Mann. Am 29. Mai wurde der 19-Jährige in einer Bäckerei-Filiale am Bahnhofsgelände in einen Disput mit einem Mitarbeiter des Geschäfts verwickelt. Erneut zog der 19-Jährige seine Schreckschuss-Pistole und richtete diese aus einer Entfernung von wenigen Zentimetern gegen das Gesicht des Angestellten. Als er aus dem Geschäft stürmte, stellten sich ihm zwei Passanten - darunter ein Polizist in zivil - in den Weg, um ihn an der Flucht zu hindern. Darauf gab er mit der Schreckschuss-Pistole mehrere Schüsse in Richtung der beiden ab. Der eine Mann erlitt ein Knalltrauma, der andere eine Schürfwunde am linken Unterarm sowie einen Tinnitus am linken Ohr.
Zusammenfassung
- Ein 19-jähriger bosnischer IS-Anhänger hat sich vor einem Wiener Gericht geständig gezeigt, auf seinem Instagram-Account Propaganda für die Terrorgruppe betrieben zu haben.
- Neben der Verbreitung von IS-Propaganda ist der Angeklagte auch wegen mehrerer Gewaltdelikte angeklagt, darunter ein unprovozierter Angriff auf einen Obdachlosen und die Bedrohung von Passanten und einem Mitarbeiter mit einer Schreckschusspistole.
- In seiner Verteidigung hat der Angeklagte Reue gezeigt und angegeben, sein Leben ändern zu wollen.