Dornauer zu Tirol: "Bei Kurz und Ausreisemanagement schrillen mir die Alarmglocken"
Am heutigen Montag hat die Bundesregierung eine Reisewarnung für Tirol erlassen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) rief alle Österreicher dazu auf, "Reisen nach Tirol auf das unbedingt erforderliche Ausmaß zu verringern." Das ist das Resultat von tagelangen- teils hitzigen - Verhandlungen zwischen der Tiroler Landesregierung und den Entscheidern im Bund. SPÖ-Chef Georg Dornauer geht im Interview mit PULS 24 davon aus, dass die Einigung auf Kosten von "massiven Vertrauensirritationen" erzielt wurde. "Dieser Vertrauensverlust schadet unserem Bundesland", ist Dornauer überzeugt.
Der 37-Jährige teilt in Richtung Bundesregierung aus: "Bei mir schrillen die Alarmglocken, wenn ich aus dem Innenministerium oder von Kanzler Kurz das Wort Ausreisemanagement höre. Letztes Jahr hat er auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz von einem Ausreisemanagement aus Ischgl und dem Paznauntal berichtet. Das hat ganz Europa 11.000 Infektionen eingebracht."
Dornauer sieht Verantwortung bei Platter
Die Unstimmigkeiten zwischen Tirol und dem Bund zeigen sich laut Dornauer auch daran, dass der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) "den Begriff Reisewarnung (...) nicht zur Kenntnis nehmen will." Daran sei ablesbar, dass die Verhandlungen das Verhältnis zwischen der Tiroler Volkspartei, der schwarz-grünen Landesregierung und der türkis-grünen Bundesregierung negativ beeinflusst hätten. Die Verantwortung dafür trage Platter, sagt Dornauer im Interview mit Anchor Thomas Mohr. Platter sei "ganz alleine" für das Krisenmanagement des Landes verantwortlich.
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Platter habe laut Dornauer nichts aus der Causa Ischgl gelernt. Damals habe ihm eine Expertenkommission Empfehlungen gegeben, die Platter "nicht ansatzweise" umgesetzt habe. Aus diesem Grund sei die derzeitige Situation entstanden und "das Land Tirol hat dementsprechend wieder die Misere und einen entsprechenden Reputationsverlust zu verbuchen."
Schwerer Reputationsverlust für Tirol
Platters Fehlverhalten wirke sich auch negativ auf den Tourismus aus, glaubt der Sozialdemokrat. Tirol ist "ein ausgewiesenes Tourismus-Bundesland und wenn wir jetzt mit Reisewarnungen schon innerhalb Österreichs konfrontiert werden und in ganz Europa als Hotspot definiert werden, dann ist das zum Schaden des Landes Tirol und das hätte nicht passieren dürfen."
Dornauer "vorsichtig" bei Quarantänemaßnahmen
Auf die Frage ob er der Tiroler Landesregierung strengere Corona-Maßnahmen, wie die Teil-Isolation des schwer von der südafrikanischen Mutation betroffenen Bezirks Schwarz, empfehlen würde, will sich der Klubvorsitzende nicht festlegen. Bei diesen "willkürlich gesetzten Quarantänemaßnahmen, da bin ich ein bisschen vorsichtig, weil das wie wir wissen, verfassungsrechtlich schwer umzusetzen ist und auch in der Praxis schwer umzusetzen ist." Außerdem glaubt Dornauer, dass sich Platter vor einem solchen Schritte "hüten" werde.
Es gehe nun darum, das Infektionsgeschehen die nächsten zwei Wochen genau zu beobachten. Sollte sich die südafrikanische Variante in dieser Zeit exponentiell verbreiten, müssen strengere Maßnahmen gesetzt werden, so der 37-jährige Politiker.
Zusammenfassung
- Über den Umgang mit der südafrikanischen Virus-Mutation in Tirol wurde tagelang zwischen Landes- und Bundesregierung gerungen.
- SPÖ-Chef Georg Dornauer sieht im Interview mit PULS 24 "massive Vertrauensirritationen" zwischen den Verhandlern und greift Kanzler Kurz an.
- Letztes Jahr habe Kurz "von einem Ausreisemanagement aus Ischgl und dem Paznauntal berichtet. Das hat ganz Europa 11.000 Infektionen eingebracht", sagt Dornauer.
- Viel Kritik übt er auch am Krisenmanagement des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter (ÖVP). Sein Fehlverhalten wirke sich auch negativ auf den Tourismus aus.
- Tirol ist "ein ausgewiesenes Tourismus-Bundesland und wenn wir jetzt mit Reisewarnungen schon innerhalb Österreichs konfrontiert werden und in ganz Europa als Hotspot definiert werden, dann ist das zum Schaden des Landes Tirol."