Deutschland verlängert Grenzkontrollen um sechs Monate
Mit der Verlängerung würden sie bis zum 15. September weiter gelten. "Mit den Grenzkontrollen drängen wir die irreguläre Migration wirksam zurück, das belegen die Zahlen: 47.000 Zurückweisungen an den Grenzen, ein Drittel weniger Asylgesuche von 2023 auf 2024 und Festnahme von 1900 Schleusern", erklärte Scholz Laut dem Innenministerium wurden in den vergangenen Monaten etwa 80.000 unerlaubte Einreisen durch die Kontrollen festgestellt.
"Unser Handeln wirkt und ist weiter notwendig", betonte Innenministerin Nancy Faeser. Irreguläre Migration werde zurückgedrängt. "Und wir legen Kriminellen und Extremisten das Handwerk." Dabei handle die deutsche Bundesregierung weiterhin eng abgestimmt mit den Nachbarstaaten - "ohne gefährliche nationale Alleingänge und im Einklang mit dem europäischen Recht", betonte die SPD-Politikerin in Anspielung auf die umstrittenen Migrationspläne der konservativen Unionsparteien.
Die Kontrollen werden laut dem deutschen Innenministerium "gezielt und je nach den aktuellen Sicherheitserfordernissen" vorgenommen. Der Reise- und Pendlerverkehr sowie Wirtschaft und Handel sollen dabei so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. "Punktuelle und temporäre Verkehrsbeeinträchtigungen sind aber nicht in Gänze auszuschließen."
Grenzkontrollen sind im europäischen Schengen-Raum eigentlich nicht vorgesehen. Im vergangenen September hatte Deutschland die bereits laufenden Kontrollen im Osten und Süden des Staates auf die Grenzen zu Dänemark, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg ausgeweitet. Die stationären Kontrollen wurde damals mit illegaler Zuwanderung sowie dem Schutz vor islamistischen Terroristen und grenzüberschreitender Kriminalität begründet. An den Grenzen zu Polen, Tschechien und der Schweiz gibt es Kontrollen schon seit Oktober 2023, an der deutsch-österreichischen Landgrenze wurden sie bereits im Herbst 2015 eingeführt.
Migration wichtiges Wahlkampfthema
Das Thema Migration spielt eine wichtige Rolle in der Kampagne vor der Bundestagswahl in eineinhalb Wochen. Der SPD-geführten Regierung wird vorgeworfen, insbesondere beim Abschieben von Migranten ohne Bleiberecht zu versagen. Nachdem ein ausreisepflichtiger Migrant im bayerischen Aschaffenburg einen zweijährigen Buben durch Messerstiche getötet hatte, wurde das Thema offensiv von der konservativen Union aufgegriffen.
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat konsequente Zurückweisungen von Migranten an den deutschen Grenzen angekündigt, was von Experten als europarechtswidrig kritisiert wurde. Scholz warf seinem Herausforderer bei der Bundestagssitzung am Dienstag vor, mit seinen Plänen die europäische Integration zu gefährden. "Friedrich Merz tritt an, Europa zu Grabe zu tragen", sagte Scholz. Merz hatte dem Kanzler beim TV-Duell am Sonntag attestiert, "weit über zwei Millionen irreguläre Migranten nach Deutschland" gelassen zu haben. Das entspreche mehr als den Einwohnern der Stadt Hamburg, so der CDU-Vorsitzende.
Zusammenfassung
- Deutschland verlängert die Grenzkontrollen bis zum 15. September, um die irreguläre Migration einzudämmen. Bisher gab es 47.000 Zurückweisungen und ein Drittel weniger Asylgesuche, so Kanzler Scholz.
- Innenministerin Faeser betont die Notwendigkeit der Kontrollen zur Bekämpfung von Kriminalität und Extremismus. 1.900 Schleuser wurden festgenommen, und 80.000 unerlaubte Einreisen festgestellt.
- Migration ist ein zentrales Thema im Bundestagswahlkampf. Unions-Kanzlerkandidat Merz kritisiert die Regierung und fordert strengere Maßnahmen, was als europarechtswidrig gilt.