Deutsche Kirchenreformer beschließen Homosexuellen-Segnung
Die Feiern sollen aber erst im März 2026 eingeführt werden. Die drei Jahre bis dahin sollen genutzt werden, um unter Beteiligung der Bischöfe Formulare und die liturgische Form der Zeremonie zu erstellen. Die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare war eine Hauptforderung für den seit 2019 laufenden Reformprozess Synodaler Weg und galt als Prüfstein für die Veränderungsfähigkeit der katholischen Kirche in Deutschland. Der Vatikan hatte 2021 klargestellt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen "nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden" könnten.
Die Segensfeiern werden in vielen Gemeinden heute schon praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Genau diese Grauzone kritisierten viele der Synodalen. Es sei an der Zeit, Segensfeiern aus Wohnzimmern und heimlichen Treffen in einer Kirche herauszuholen, hieß es mehrfach. Künftig sollen die Priester, die den Segen spenden, keine Sanktionen mehr zu befürchten haben. Auch wiederverheiratete Geschiedene sollen gesegnet werden können.
Mehrere Bischöfe stimmten gegen den Antrag. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke warnte vor einer innerkirchlichen Zerrissenheit in dieser Frage, wie sie die anglikanische Kirche derzeit erlebe. Die mit einer Frau verheiratete Theologin Mirjam Gräve betonte dagegen in der Debatte in Frankfurt: "Segen schenken ist die ureigene Mission von Kirche". Auch die Theologieprofessorin Julia Knop unterstrich: "Wenn Liturgie genutzt wird, um Menschen durch Verweigerung von Segen zu demütigen, widerspricht das dem Willen Gottes." Der Antwerpener Bischof Johan Bonny berichtete, dass die Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare in Belgien relativ geräuschlos verlaufen sei. Papst Franziskus habe lediglich gesagt: "Das ist Ihre Entscheidung." Es sei ihm wichtig gewesen, dass alle Bischöfe dahinter gestanden hätten.
Zuvor hatte sich die Versammlung für eine stärkere Beteiligung von Laien an der "Verkündigung des Evangeliums in Wort und Sakrament" ausgesprochen. Allerdings kritisierten viele reformorientierten Mitglieder der Synodalversammlung, dass der ursprüngliche Text von den Bischöfen "verwässert" und "weichgespült" worden sei. Letztlich enthalte der Text nur unverbindliche Prüfaufträge. Inhaltlich ging es darum, ob Laien - und hier insbesondere Frauen - zum Beispiel in Messen predigen und darüber hinaus Taufen spenden und Kranke segnen dürfen. Vieles davon ist längst gängige Praxis, findet aber aus Sicht der Amtskirche in einer Grauzone statt.
Der Theologe Bernhard Emunds, der für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in der Synodalversammlung sitzt, warf den Bischöfen vor, dass sie "immer wieder die Machtkarte spielen" würden. Der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, sagte: "Der Synodale Weg ist doch ein Witz, wenn wir immer nur beschließen, etwas zu prüfen und weiter zu beraten. Ein Scheinprozess der Veränderung, damit man danach in den Medien sagen kann, wie erfolgreich man alle Texte beschlossen hat."
Auch aus dem Kreis der Ordensschwestern kam heftiger Widerspruch gegen Bestrebungen einer neuerlichen Aufschiebung durch Prüfaufträge. "Ich empfinde das, was wir hier besprechen, als Zumutung", sagte die Ordensschwester Katharina Ganz. Schwester Katharina Kluitmann verwies auf eine bereits bestehende Grauzone: "Natürlich predige ich. Natürlich höre ich Beichte." Ablehnung gab es auch von den Laiinnen: "Die Geduld der Frauen in unseren Verbänden ist zu Ende. Sie möchten keine Prüfaufträge", sagte Ulrike Göken-Huismann vom ZdK, während Katharina Norpoth als Vertreterin der jungen Katholikinnen und Katholiken von einer "Angst vor Machtverlust und Verlust der Deutungshoheit" bei den Klerikern sprach.
Der von Papst Franziskus ins Leben gerufene Reformprozess bewegt sich zwischen massiven Veränderungswünschen und den engen kirchenrechtlichen Vorgaben, die als weitgehend unverrückbar angesehen werden. Der langjährige Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., Georg Gänswein, warnte vor diesem Hintergrund vor einer Kirchenspaltung. "Wenn der synodale Weg seine erklärten Ziele unverändert weiterverfolgt, wird sich die römisch-katholische Kirche in Deutschland aus der Einheit der Weltkirche verabschieden", sagte Gänswein der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag. "Ich mache mir ernsthafte Sorgen."
Gänswein verwies auf die verschiedenen Interventionen aus dem Vatikan bis hin zu Papst Franziskus gegen den synodalen Weg. "Doch die Mehrzahl der deutschen Bischöfe scheint das nicht wahrnehmen zu wollen", sagte er. Er sei sehr gespannt, was auf der seit Donnerstag bis Samstag laufenden Versammlung verabschiedet werde. "Ich jedenfalls bin davon überzeugt, dass bestimmte Ziele, die die Synodalversammlung anstrebt, nicht gesamtkirchlich gedeckt sind - und das würde verheerende Folgen haben."
Zusammenfassung
- Die deutsche Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche hat am Freitag in Frankfurt/Main offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare beschlossen.
- Dafür stimmten 176 von 202 Versammlungsmitgliedern, dagegen 14. Zwölf enthielten sich.
- Auch die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe kam zustande.
- Gänswein verwies auf die verschiedenen Interventionen aus dem Vatikan bis hin zu Papst Franziskus gegen den synodalen Weg.