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Deportation der Kärntner Slowenen: "Erinnern gegen das Vergessen"

In Klagenfurt ist am Dienstag der mehr als 1.000 von den Nationalsozialisten deportierten Kärntner Sloweninnen und Slowenen gedacht worden.

Zum 80. Jahrestag der Deportationen, die am 14. April 1942 begannen, appellierten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) dafür, die Geschichte nicht zu vergessen und weiter auf Gemeinsamkeiten und das Miteinander zu setzen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen meinte, solche Gedenkveranstaltungen seien wichtig: "Sie zeigen etwa, dass Menschen von der Geschichte geprägt sind. Von einem Erbe, dem man sich stellen sollte, wenn es dazu beitragen kann, Gräben zu überwinden oder noch bestehende Vorurteile aus der Welt zu schaffen." Kärnten habe hier einen langen Weg hinter sich, von der Volksabstimmung über die Verankerung der Minderheitenrechte bis hin zur Ortstafellösung vor elf Jahren. Auf dem Weg habe es aber auch Rückschläge gegeben: Die Deportationen würden hier einen Tiefpunkt darstellen. "Wenn der Krieg anders verlaufen wäre, dann wäre es nicht bei diesem April 1942 geblieben", meinte Van der Bellen.

Über 1.000 Menschen verschleppt

Die Verschleppung von mehr als 1.000 Menschen bedeute, dass sie ihrer Freiheit und ihres Vermögens beraubt wurden: "Es bleibt ein Ereignis, das, so weit ich sehen kann, zu wenig beleuchtet wurde in der Vergangenheit. Umso wichtiger ist es, dass wir diesem Verbrechen heute, 80 Jahre später, Aufmerksamkeit zukommen lassen." Es sei dringend notwendig, auch wenn man den Blick nach vorne richtet, dass man "nicht nachlassen darf, den Blick in die Vergangenheit zu schärfen".

Van der Bellen dankte in seiner Rede jenen, die "über Jahrzehnten hinweg an der Aussöhnung der Volksgruppen" gearbeitet hätten. Dann rief er zu einer Gedenkminute auf: "Wir gedenken in Stille und mit dem Versprechen, dass wir weiter an einem Kärnten des Miteinander und einem Österreich der Gemeinsamkeiten arbeiten werden."

"Erinnern gegen das Vergessen"

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), der seine Rede unter das Motto "Erinnern gegen das Vergessen" stellte, erklärte, die nationalsozialistische Tyrannei sei zweifelsohne eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte, das allerdings viel zu lange im Dunkeln gelassen worden sei. Die Deportationen vor 80 Jahren seien erfolgt, ohne dass es nennenswerten Widerstand gegeben hätte.

Es sei ihm bewusst, dass das, was man den Sloweninnen und Slowenen einst als Entschädigung angeboten hatte, eine "Bagatelle" gewesen sei, das gutzumachen, was nicht gutzumachen sei, sagte Kaiser. Es sei ein Verdienst mancher Aufrechter, dass auch der Widerstand der Slowenen als Beitrag zur Befreiung Österreich anerkannt worden sei. "Ich freue mich, dass es gelungen ist, in den vergangenen Jahren das Gemeinsame weiterzuentwickeln", sagte Kaiser. Es mache ihn schlussendlich stolz, dass es gelungen war, auch die Ortstafelfrage zu lösen. Kaiser wiederholte seine Entschuldigung bei jenen, die durch die Deportation gelitten hatten. Und: "Ich möchte mich einmal mehr bei jenen bedanken, die Widerstand gegen das Naziregime geleistet haben. Es war etwas, das Vertrauen an die Menschheit und das Humane gibt."

Am 14. April 1942 hatten die NS-Statthalter in Kärnten mit der Umsetzung des Führerbefehls, "dieses Land wieder deutsch zu machen", begonnen. 227 Familien von Kärntner Sloweninnen und Slowenen wurden zwangsweise ausgesiedelt, mehr als 1.000 Männer, Frauen und Kinder in Arbeitslager gebracht. Viele von ihnen starben.

ribbon Zusammenfassung
  • In Klagenfurt ist am Dienstag der mehr als 1.000 von den Nationalsozialisten deportierten Kärntner Sloweninnen und Slowenen gedacht worden.
  • Zum 80. Jahrestag der Deportationen, die am 14. April 1942 begannen, appellierten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) dafür, die Geschichte nicht zu vergessen.
  • Am 14. April 1942 hatten die NS-Statthalter in Kärnten mit der Umsetzung des Führerbefehls, "dieses Land wieder deutsch zu machen", begonnen.
  • 227 Familien von Kärntner Sloweninnen und Slowenen wurden zwangsweise ausgesiedelt, mehr als 1.000 Männer, Frauen und Kinder in Arbeitslager gebracht. Viele von ihnen starben.