Deutsch: "Ich habe nicht vor, in Pension zu gehen"

Der parteiintern umstrittene SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch wird sich nach dem Parteitag am Samstag von seinem Amt zurückziehen. Im PULS 24 Interview gibt er erste Einblicke, was er danach machen möchte.

Am Samstag wird in der SPÖ entschieden, wer künftig an der Spitze der Partei stehen wird. Der Tag bedeutet auch das Ende der fast vierjährigen Ära-Deutsch als Bundesgeschäftsführer. Diese Entscheidung sei bereits "vor Längerem gefallen", sagt Deutsch kurz nach der offiziellen Bekanntgabe im Interview mit Corinna Milborn

Er habe diese Funktion "sehr, sehr gerne" ausgeführt. Der Parteitag sei aber der "richtige Zeitpunkt", um sich zurückzuziehen. Es werde eine "geordnete Übergabe" geben, betont er. "Nach dem Lied der Arbeit" werde er seine Tätigkeit aber "als beendet erachten". Der neue Vorsitzende - Hans Peter Doskozil oder Andreas Babler - wird seinen Nachfolger aussuchen.

Deutsch selbst hatte sich im SPÖ-Machtkampf immer für Pamela Rendi-Wagner eingesetzt. Sowohl von Doskozil als auch von Babler wurde Deutsch vorgeworfen, die technokratische Parteielite darzustellen, die für die fehlenden Erfolge auf Bundesebene verantwortlich sein soll. 

Deutsch über die "Liesinger Partie"

Tatsächlich wird Deutsch der sogenannten "Liesinger Partie" innerhalb der SPÖ zugerechnet. Dazu gehören auch die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, Ex-Kanzler Werner Faymann, der ehemalige Staatssekretär Josef Ostermayer und Michal Ludwig, obwohl letzterer gar nicht aus dem 23. Wiener Bezirk (Liesing) kommt. "Ich erhoffe, dass wir uns weiterhin entsprechend einbringen können", sagt Deutsch im PULS 24 Interview auf die Frage, ob die Ära der "Liesinger Partie" mit seinem Rückzug enden werde. 

Außerdem gibt er erste Einblicke auf seine Zukunft nach dem Parteitag: "Ich habe nicht vor, in Pension zu gehen". Er bleibe weiter Abgeordneter im Wiener Gemeinderat und Landtag, so der 61-Jährige. Was er "beruflich" machen werde, werde er sich nun "über die Sommermonate überlegen". Kritik an einer etwaigen Hinterzimmerpolitik könne Deutsch "nicht nachvollziehen". In der Praxis sei das anders abgelaufen.

Für wen er selbst am Samstag stimmen wird, will Deutsch öffentlich nicht verraten. Er verweist auf aktuelle Umfragen, wonach die SPÖ mit Doskozil an der Spitze auf 26 Prozent, mit Babler an der Spitze auf 25 kommen würde - und betont: Mit Rendi-Wagner sei man schon auf 30 Prozent gekommen. Wahlen gewinne man seiner Meinung nach "in der Mitte und nicht an den Rändern". Eine Präferenz für einen der beiden übergebliebenen Kandidaten lässt sich daran nicht ablesen. 

"Wieder zur Versöhnung schreiten"

Er selbst habe nicht mit dem Ergebnis der Mitgliederbefragung gerechnet - und traut sich auch nicht zu raten, wer am Parteitag siegen wird: "Jeder ist ein Prophet, der jetzt schon weiß, wie das Ergebnis sein wird". Er hoffe jedenfalls, dass danach wieder Geschlossenheit hergestellt werden könne, das sei nötig, um Wahlen zu gewinnen. "Erst wenn alle Gemeinheiten ausgetauscht sind, kann man wieder zur Versöhnung schreiten", so der langjährige Rote. Wann die Partei so weit sei, werde "von allen Beteiligten abhängen". 

Als Erfolg in seiner Zeit als Bundesgeschäftsführer wertet Deutsch die Reduktion des Schuldenstands der Partei, man könne 2025 schuldenfrei sein. Und auch die durchaus umstrittene Social-Media-Arbeit sieht er als Erfolg. Über etwaige Fehler sollten andere urteilen, meint er.

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  • Der parteiintern umstrittene SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch wird sich nach dem Parteitag am Samstag von seinem Amt zurückziehen.
  • Im PULS 24 Interview gibt er erste Einblicke, was er danach machen möchte.