Caritas drängt auf inklusiven Arbeitsmarkt
"Für Menschen mit Behinderungen ist es unmöglich oder ein echter Kraftakt, in der Arbeitswelt Fuß zu fassen", sagte Caritas-Österreich-Präsident Michael Landau am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Landau drängt laut Medienunterlage auf ein Recht auf einen inklusiven Arbeitsmarkt und einen von Bund und Ländern finanzierten Inklusionsfonds.
Menschen mit Behinderung wolle Jobwechsel
Der Caritas-Chef verwies auf eine aktuelle Umfrage, nach der viele Menschen mit Behinderungen auf den ersten Arbeitsmarkt wechseln wollen. Befragt wurden 218 Menschen mit kognitiven Behinderungen und/oder Mehrfachbeeinträchtigung, die in Caritas-Werkstätten und im Rahmen einer Integrativen Beschäftigung in Firmen arbeiten. 60 Prozent aller Befragten könnten es sich vorstellen, auf den ersten Arbeitsmarkt zu wechseln bzw. sind einem solchen Wechsel nicht prinzipiell abgeneigt, geht aus der Umfrage hervor. Vier von zehn Menschen mit Behinderungen können sich dies sogar "ganz konkret" vorstellen, besonders junge Menschen unter 30 Jahren sind offen für einen Wechsel.
Im Regierungsprogramm vereinbart
Im türkis-grünen Regierungsprogramm wurde vereinbart, dass Arbeitsmarkt-Barrieren für Menschen mit Behinderungen abgebaut werden. Im vergangenen Herbst versprach Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) nach einem Treffen mit Sozial-und Behindertenorganisationen "sehr rasch" mit der Umsetzung zu beginnen. Eine Reform der Arbeitsfähigkeitsfeststellung werde schneller kommen als Lohn statt Taschengeld in Tageswerkstätten, sagte der Arbeitsminister damals. Für 2022 kündigte Kocher erste konkrete Ergebnisse geben.
Landau: Jeder muss Zugang haben
Landau betonte bei der heutigen Pressekonferenz, dass nicht alle Menschen mit Behinderungen auf den ersten Arbeitsmarkt gehen können oder wollen. "Menschen mit Behinderungen müssen jedenfalls die Möglichkeit für einen Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt finden können, wenn sie das wollen. Und zwar ohne Diskriminierung aufgrund ihrer Behinderungen", sagte der Caritas-Österreich-Präsident. Es brauche daher eine Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung bestehender Angebote, sowie eine entsprechende Finanzierung. Notwendig sei "ein Inklusionsfonds, der von Bund und Ländern gemeinsam befüllt wird, und über welche Angebote für Menschen mit Behinderungen nach gleichen Standards bundesweit finanziert werden", sagte der Caritas-Chef. Dieses Instrument müsse bundesweite Deinstitutionalisierung, sozialrechtliche Absicherung, kollektivvertragliche Entlohnung und Persönliche Assistenz sicherstellen, so Landau.
Mischformen in Betreuung gefordert
Die Caritas fordert außerdem Platz für Mischformen in der Betreuung oder Begleitung und eine flexiblere Zeiteinteilung am ersten Arbeitsmarkt. Mit dem Wechsel auf den allgemeinen Arbeitsmarkt haben Betroffene oftmals Angst bestehende Leistungen aus Behinderten- und Sozialhilfe bzw. Chancengleichheitsgesetzen der Länder zu verlieren. "Es braucht eine Sicherstellung der bereits bestehenden Ansprüche und Leistungen", so Landau. "Menschen mit Behinderungen dürfen nicht unter Druck geraten, am regulären Arbeitsmarkt erst einmal so viel verdienen zu müssen, wie die vorherigen Leistungen ausgemacht haben", sagte der Caritas-Chef. Der Lebensstandard müsse "jedenfalls erhalten bzw. verbessert werden können".
Zusammenfassung
- Die Caritas fordert von der Bundesregierung und den Ländern mehr Maßnahmen für einen inklusiven Arbeitsmarkt.
- Landau drängt laut Medienunterlage auf ein Recht auf einen inklusiven Arbeitsmarkt und einen von Bund und Ländern finanzierten Inklusionsfonds.
- Mit dem Wechsel auf den allgemeinen Arbeitsmarkt haben Betroffene oftmals Angst bestehende Leistungen aus Behinderten- und Sozialhilfe bzw. Chancengleichheitsgesetzen der Länder zu verlieren.