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Josefstadt: "Permanente Angststimmung" bei der Belegschaft

Herbert Föttinger, Langzeitdirektor des Theaters in der Josefstadt, wird mit Vorwürfen konfrontiert. Es ist von einer permamenten Angststimmung die Rede. Es seien zudem sexuelle Übergriffe eines Schauspielers unzureichend verfolgt worden.

Konkret werden dem Direktor unter anderem Wutausbrüche vorgeworfen. Eine ehemalige Regieassistentin habe er nach einer Kritik ihrerseits angebrüllt und gedroht: "Ich könnte Sie sofort rausschmeißen." Föttinger hält dazu in einem Schreiben, das der APA vorliegt, fest, dass er sich nicht an den Vorfall erinnert und es keine Kündigung gegeben habe, vielmehr sei die Betroffene später als Mitarbeiterin in das Künstlerische Betriebsbüro gewechselt und habe erst später in ihrer Babypause selbst gekündigt.

In dem "Standard"-Bericht wird Föttingers Führungsstil als Regisseur kritisiert: Föttinger gebe alle Schritte und Bewegungen auf der Bühne vor, wer Aspekte der Inszenierung in Frage stelle, werde vor dem gesamten Team bloßgestellt. Demütigungen und Wutausbrüche auf Proben seien "ganz normal", so ein Ensemblemitglied.

Sexuelle Belästigung?

Im Fall einer ehemaligen Ankleiderin, die im Jahr 2019 von einem Schauspieler mehrfach belästigt worden sei, habe das Theater nicht angemessen reagiert. Die Betroffene habe den Betriebsrat über die Vorfälle informiert, woraufhin der Schauspieler schriftlich kontaktiert wurde, zu weiteren Konsequenzen kam es zunächst nicht. Der Schauspieler dementierte in einer ausführlichen Stellungnahme die Anschuldigungen gegen ihn.

"Nehmen Anschuldigungen ernst"

"Sowohl der künstlerische Direktor Herbert Föttinger als auch Geschäftsführung und Stiftungsrat nehmen diese Anschuldigungen sehr ernst und widmen sich aktuell der Aufarbeitung und Klärung", heißt es in einem der APA übermittelten.

Turrini springt Freund bei

Autor Peter Turrini missfällt vor allem die Anonymitätswahrung jener, die die Vorwürfe vorbringen. Föttinger sei "beizeiten ein Schreihals und ich verstehe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Hauses, die dies als verletzend empfinden", so Turrini.

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Er selbst habe "solche Situationen" in den 18 Jahren ihrer professionellen Zusammenarbeit "ein paar Mal" erlebt. Nun sei jedoch "der mediale Gerichtstag über ihn ausgebrochen und das Urteil der umfassenden Verdammnis scheint festzustehen", so der Autor, der unterstreicht, dass Föttinger sich in den vergangenen - coronabedingt krisenhaften - Jahren "vehement vor seine Leute gestellt" habe und so Kürzungen und Entlassungen vermieden habe.

ribbon Zusammenfassung
  • Herbert Föttinger, Langzeitdirektor des Theaters in der Josefstadt, wird mit Vorwürfen konfrontiert.
  • Es ist von einer permamenten Angststimmung die Rede.
  • Es seien zudem sexuelle Übergriffe eines Schauspielers unzureichend verfolgt worden.
  • Autor Peter Turrini missfällt vor allem die Anonymitätswahrung jener, die die Vorwürfe vorbringen.
  • Föttinger sei "beizeiten ein Schreihals und ich verstehe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seines Hauses, die dies als verletzend empfinden", so Turrini.
  • Nun sei jedoch "der mediale Gerichtstag über ihn ausgebrochen und das Urteil der umfassenden Verdammnis scheint festzustehen", so der Autor.