APA/APA/THEMENBILD/GEORG HOCHMUTH

Caritas drängt auf Dauerlösung für Ukraine-Vertriebene

Die katholische Hilfsorganisation Caritas fordert die Bundesregierung erneut auf, langfristige Perspektiven für Vertriebene aus der Ukraine zu schaffen. Dazu zählen unter anderem die Überführung in die Sozialhilfe sowie die bessere Integration in den Arbeitsmarkt. Eine Befragung unter Ukrainerinnen und Ukrainern in Österreich soll die Forderung unterstützen. Demnach verfügen fast drei Viertel der Vertriebenen über einen Hochschulabschluss.

Derzeit gilt für Vertriebene aus der Ukraine eine von der EU vorgegebene Richtlinie mit einem vorübergehenden Schutzstatus, der bis März 2025 verlängert wurde. "Es stellt sich die Frage nach der langfristigen Perspektive", so Caritas-Generalsekretärin Anna Parr. Derzeit befinden sich rund 71.000 Menschen aus der Ukraine in Österreich, die hier Schutz gefunden haben. Laut einer Befragung der Foresight Research Hofinger GmbH wollen 60 Prozent der insgesamt 1.023 online befragten Personen auch bleiben.

Auch das hohe formale Bildungsniveau bestätigte die Befragung: 72 Prozent verfügen über einen ukrainischen Hochschulabschluss. Davon wollen 76 Prozent ihre Ausbildung in Österreich anerkennen lassen, wobei man aber vor Hürden stoße. So seien etwa in vielen Fällen keine Zeugnisse vorhanden. Aber auch finanzielle Hürden gebe es, für acht Prozent kostet eine Nostrifizierung laut Befragung zu viel. Für drei Viertel der Befragten reicht das Einkommen in Österreich zum Leben kaum oder nicht aus.

Die Caritas fordert die Regierung daher erneut auf, die Potenziale für den Zugang in den Arbeitsmarkt besser auszuschöpfen. So müssten Geflüchtete aus dem System der Grundversorgung raus, da dieses nicht auf einen längeren Aufenthalt im Land ausgerichtet ist. Wir brauchen hier dringend eine politische Lösung mit Perspektive", appelliert Parr an die Verantwortungsträger und -trägerinnen. Sinnvoll wäre ein Wechsel ins System der Sozialhilfe, das ein "Sprungbrett" in den Arbeitsmarkt sei.

Nicht ganz zeitgemäß ist für Parr auch die strikte Koppelung von Qualifikation und Deutschkenntnissen - auch wenn diese sicher für den Alltag wichtig seien. So stuften die meisten Befragten (59 Prozent) ihr Sprachniveau zwar als "wenig gut" ein. Rund die Hälfte besucht aber gerade einen Sprachkurs. Hindernisse diese zu besuchen seien etwa die Kinderbetreuung oder ein zu geringes Angebot. Parr gab aber zu bedenken, dass Fachkräfte etwa im IT-Bereich oft Englisch als Arbeitssprache benutzen würden.

Für Parr steht jedenfalls fest: "Die Regierung muss Rahmenbedingungen schaffen, um aus dieser Inaktivitätsfalle heraus zu kommen." Zumindest das "Gerücht" sei auch bei der Caritas angekommen, dass die Frist bis März 2025 auf europäischer Ebene verlängert werden soll. Und auch in Österreich solle es zumindest Gespräche geben, "aber es gibt keine Lösung".

ribbon Zusammenfassung
  • Caritas verlangt von der Bundesregierung langfristige Perspektiven für 71.000 Ukraine-Vertriebene in Österreich, darunter eine bessere Integration in Sozialhilfe und Arbeitsmarkt.
  • Fast drei Viertel der Vertriebenen verfügen über einen Hochschulabschluss, 76 Prozent streben eine Anerkennung ihrer Ausbildung an, stehen jedoch vor bürokratischen und finanziellen Hürden.
  • Obwohl 59 Prozent der Befragten ihre Deutschkenntnisse als mangelhaft einstufen und die Hälfte Sprachkurse besucht, sieht die Caritas die Notwendigkeit, Qualifikationen unabhängig von Sprachkenntnissen zu bewerten, insbesondere in Branchen wie IT.