Besatzer berichtet von ukrainischer Eroberung eines Dorfes
Solche Eingeständnisse auf russischer Seite sind eher selten. Rogow nutzte seine Mitteilung für den Hinweis, dass dabei Hunderte ukrainische Soldaten getötet worden seien. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es nicht.
Der Ort werde nun von russischer Seite mit Artillerie beschossen, teilte Rogow weiter mit. Ziel sei es, die Truppen Kiews komplett einzukesseln. Ihnen drohe die Vernichtung. Die schweren und blutigen Gefechte dauerten an. Russland hatte die Region Saporischschja annektiert. Die gleichnamige Gebietshauptstadt und andere Teile stehen unter ukrainischer Kontrolle.
Rogow behauptete außerdem, an der Front in Saporischschja hätten sich ukrainische Kommandeure und Soldaten freiwillig in russische Kriegsgefangenschaft begeben. Er veröffentlichte ein Video, auf dem Männer mit kahl geschorenen Köpfen in Uniform zu sehen waren. Sie stellten sich namentlich vor - und beschimpften im Chor - wie bei einem einstudierten Text - die ukrainische Militärführung. Die Echtheit der Aufnahme konnte zunächst nicht überprüft werden.
Die ukrainischen Streitkräfte berichteten indes über Kämpfe in mehreren Richtungen an der Front. In den sozialen Netzwerken wurden Bildaufnahmen verbreitet, auf denen große Explosionen und ein Brand zu sehen waren. Demnach traf die Luftwaffe Kiews nahe der Stadt Henitschek ein großes russisches Munitionsdepot im besetzten des Teil des Gebiets Cherson.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte indes anlässlich des in seinem Land begangenen Vatertags den Soldaten, die am Kampf gegen die russischen Invasionstruppen beteiligt sind. "Danke an jeden ukrainischen Vater, jede ukrainische Familie für unsere starken und mutigen Soldaten, die die Unabhängigkeit der Ukraine verteidigt haben und für das Leben der Ukraine kämpfen", erklärte Selenskyj am Sonntag in Online-Netzwerken.
Der Staatschef veröffentlichte dazu ein Video der Regierungsinitiative United24, die Spenden zur Bewältigung der Kriegsfolgen sammelt. Es zeigte heimkehrende ukrainische Soldaten, die ihre Kinder in die Arme schließen. "Ich wünsche unseren Vätern, dass sie ein langes und gesundes Leben haben", sagte Selenskyj. "Und jedem Vater, der an der Front ist, dass er nach Hause kommt."
Die "New York Times" legte indes in einem Bericht nahe, dass Russland für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms verantwortlich sein dürfte. Es gebe Hinweise, die klar darauf hindeuteten, "dass der Damm durch eine Explosion lahmgelegt wurde, die von der Seite ausgelöst wurde, die ihn kontrolliert: Russland". Die Zeitung berief sich auf Ingenieure und Sprengstoffexperten. Den Fachleuten zufolge könne aber nur eine vollständige Untersuchung des Damms ergeben, welche Abfolge von Ereignissen zu der Zerstörung geführt habe. Auch Erosion durch Wasser "könnte zu einem Versagen geführt habe", sofern der Damm schlecht konstruiert oder der Beton minderwertig gewesen sein sollte. "Aber Ingenieure hielten das für unwahrscheinlich", heißt es in dem Bericht.
Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, für die Zerstörung verantwortlich zu sein. In dem von der Ukraine kontrollierten Überschwemmungsgebiet zählen die Behörden mittlerweile 16 Tote. 31 Menschen werden nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums zudem noch vermisst. In dem von Russland besetzten Territorium hat sich indes die Totenzahl auf 29 erhöht, wie ein von Moskau eingesetzter Statthalter mitteilte.
Russland war am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert. Nach westlichen Schätzungen wurden seitdem auf beiden Seiten insgesamt etwa 150.000 Menschen getötet oder verletzt.
Zusammenfassung
- Das ukrainische Militär hat nach Angaben der russischen Besatzungsmacht im Gebiet Saporischschja am Sonntag unter großen Verlusten das Dorf Pjatychatky eingenommen.
- "Den ukrainischen Streitkräften ist es gelungen, es unter seine Kontrolle zu nehmen", schrieb der Vertreter der moskautreuen Verwaltung, Wladimir Rogow, am Sonntag in seinem Telegram-Kanal.
- Der Ort werde nun von russischer Seite mit Artillerie beschossen, teilte Rogow weiter mit.